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Achtung vor versteckten Kosten Jede Airline hat andere Vorgaben fürs Handgepäck – die Übersicht

Was darf ich ins Flugzeug mitnehmen? Die Antwort fällt je nach Airline anders aus und kann richtig ins Geld gehen.

Die Ausgangslage: Die Sommerferien sind in einzelnen Kantonen bereits gestartet oder stehen kurz bevor. Dies bringt jeweils die grösste Reisewelle des Jahres mit sich. Derzeit ist eine Debatte um das zulässige Handgepäck in Passagiermaschinen entbrannt.

Junger Mann packt Handgepäck in Gepäckablage in einem Flugzeug
Legende: Reisende sollten vor Flugantritt unbedingt die Regelungen ihrer Airline checken, um am Flughafen Gebühren zu entgehen. Getty/EMS-FORSTER-PRODUCTIONS

Das könnte sich ändern: Der europäische Verbraucherschutz-Verband Beuc hat eine Beschwerde gegen sieben Fluggesellschaften eingereicht, die pro Passagier nur eine kleine Tasche kostenfrei zulassen. Derweil setzen sich im EU-Parlament Abgeordnete für grosszügigere Regeln in den Kabinen ein. Auch in der Schweiz gelten seit 2006 die EU-Richtlinien. Deshalb könnten die Regelungen auch hierzulande übernommen werden.

Bislang gibt es keine festen Regelungen

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Bis anhin hat die EU die Handgepäckregeln weitgehend den Airlines selbst überlassen. Selbst die Empfehlungen des weltweiten Airline-Verbands IATA werden nicht einheitlich umgesetzt.

Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2014 ist nur klar, dass für Handgepäck auch beim günstigsten Ticket keine zusätzliche Gebühr erhoben werden darf. Die vom Gericht verlangten «angemessenen Vorgaben» zu Grösse und Gewicht gibt es in der EU aber bis heute nicht.

Wie ist die derzeitige Situation? Das ist je nach Gesellschaft unterschiedlich. Die meisten Direktfluggesellschaften wie Ryanair, Easyjet oder auch Eurowings lassen im günstigsten Tarif nur ein Gepäckstück zu, das unter den Vordersitz passen muss. Bei Netzanbietern wie Lufthansa oder British Airways ist hingegen auch im billigsten Ticket zusätzlich ein weiterer kleiner Gegenstand erlaubt. Reisende sollten daher vor Flugantritt unbedingt die Regelungen ihrer Airline checken, um am Flughafen möglichen weiteren Gebühren zu entgehen. Gerade bei voll gebuchten Flügen sind die Crews sehr strikt.

Was wollen die Verbraucherschützer erreichen? Die Klage der europäischen Verbände richtet sich gegen die Grundtarife der Gesellschaften Easyjet, Ryanair, Norwegian, Transavia, Voltea, Vueling und Wizz Air. Nach den Untersuchungen von Beuc erheben diese zwischen 6 und 75 Euro für ein zusätzliches Gepäckstück in der Kabine. Platz genug ist also vorhanden. Derartige Nebeneinnahmen sind wichtig für die Airlines. Der «Corriere della Sera» schätzt die jährlichen Gepäck-Einkünfte von Ryanair auf 3.5 Milliarden Euro und bei Easyjet auf 2.2 Milliarden Euro. Die kostenfreie Tasche reiche nicht aus, um genügend Kleidung und persönliche Gegenstände mitzunehmen, kritisiert Beuc.

Die Vorteile für Reisen nur mit Handgepäck

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Wer im Strandurlaub mit wenig Kleidern auskommt, könnte sich das Aufgabegepäck sparen. Passagiere haben ihr Handgepäck zudem ständig in ihrer Nähe, was die Wahrscheinlichkeit eines Verlusts erheblich verringert.

Gerade im Sommer-Hochbetrieb gehen aufgegebene und dann verladene Gepäckstücke häufiger verloren oder kommen verspätet an.

Ausserdem muss man nach der Landung nicht auf das Gepäck warten und kann schneller den Flughafen verlassen.

Was wird im EU-Parlament diskutiert? Im Verkehrsausschuss hat eine fraktionsübergreifende Mehrheit dafür gestimmt, dass Passagiere künftig zwei kleine Gepäckstücke ohne Zusatzgebühr an Bord nehmen dürfen. Neben dem kleinen Gepäckstück wie Handtasche, Rucksack oder Laptop (Maximalmasse 40x30x15 cm) wäre ein kleiner Koffer möglich. Das vorgeschlagene Mindestmass liegt allerdings unterhalb der bislang bei Lufthansa und Co. üblichen Kabinenkoffer. Ohnehin befindet sich das Verfahren noch in der Abstimmung zwischen Parlament und den EU-Mitgliedstaaten. Mit einer Einigung zu den Fluggastrechten wird frühestens zur Jahreswende gerechnet.

Wie argumentieren die Fluggesellschaften? Der Airline-Verband A4E lehnt zusätzliche Regeln zum Kabinengepäck ab. Millionen Passagiere entschieden sich bewusst für den günstigsten Tarif ohne Kabinenkoffer und dürften nicht gezwungen werden, für etwas zu bezahlen, was sie nicht benötigen.

Reisende mit Koffern in einer Warteschlange.
Legende: Beuc-Generaldirektor Agustín Reyna setzt sich für einen zusätzlichen Rollkoffer ein: «Ich kann nicht verstehen, wie es angemessen sein soll, für eine mindestens zwei bis drei Tage lange Reise alles in eine kleine Tasche zu packen.» Keystone/MICHAEL MATTHEY

Was spricht noch gegen viel Handgepäck in der Kabine? Wenn die Passagiere zu viele Habseligkeiten mit ins Flugzeug bringen, kann der Platz in den Gepäckfächern schnell knapp werden. Streit und Stress sind vorprogrammiert. Die Maschinen dürfen erst zum Start rollen, wenn alle sitzen und das Gepäck komplett verstaut ist. Kommt es zu Verzögerungen etwa durch das Umladen aus der Kabine in den Frachtraum, sind die oft knappen Zeitfenster für den Start in Gefahr und es dauert für alle länger.

Echo der Zeit, 30.6.2025, 1.7.2025 ; 

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