Davide Pedrioli führt durch den Miniflughafen. Alles ist da: Check-in, Gepäckaufgabe, Zollkontrolle. Der Flughafendirektor von Lugano zeigt die Einrichtungen mit einer Mischung aus Stolz und Wehmut. Alles würde funktionieren. Nur: Gebraucht werden die Anlagen nicht. Denn es gibt weit und breit keine Passagiere, welche ein Ticket lösen oder Gepäck aufgeben müssen.
«Das tut weh», sagt Pedrioli. Doch man gibt die Hoffnung noch nicht auf, dass dereinst wieder Charter- oder gar Linienflugzeuge in Lugano abheben werden. Im Moment dient der Flughafen aber vor allem der Privatfliegerei und Geschäftsleuten.
Rund 10'000 Leute würden den Flughafen pro Jahr nutzen, sagt Pedrioli. «Sie haben Business im Tessin oder reisen ins europäische Ausland.» Die grösste Nachfrage gibt es aus dem Tessin, aber auch aus Italien reisen Fluggäste an.
Grosser Sanierungsbedarf
Der Flughafen sei wichtig für den Wirtschaftsstandort Lugano und deshalb müsse man investieren. Es brauche dringend eine Komplettsanierung, sagt der Flughafendirektor. Insbesondere die Büros und das Restaurantgebäude sind alt, vor allem aber brauche es einen neuen und grösseren Hangar, so Pedrioli.
Für diese umfassenden Sanierungen sucht die Stadt private Investoren. Federführend dabei ist Stadtrat Filippo Lombardi. Für den ehemaligen Tessiner Mitte-Ständerat hat der Ausbau des Flughafens Lugano hohe Priorität. Aber: «Wir wollen keine Steuergelder investieren. Deswegen haben wir ein Konzept mit öffentlich-privater Partnerschaft entwickelt.» Dieses soll demnächst dem Gemeinderat von Lugano unterbreitet werden. Stimmt er zu, soll es eine Ausschreibung für private Investoren geben.
«Riesenschlag» aus Bundesbern
Lombardi spricht von mindestens 30 Millionen Franken, die Private beisteuern sollen. Viel mehr Kopfzerbrechen als die Investitionen machen Lombardi aber derzeit die Sparmassnahmen des Bundes. So sollen die Regionalflughäfen wie Lugano künftig keine Gelder mehr für die Sicherheit erhalten. Geld notabene, das die Fliegerei selbst bezahlt habe, sagt Lombardi: «Es geht um die Rückerstattung der Hälfte der Kerosinsteuer, die von den Regionalflugplätzen generiert wird.»
Allein Lugano würden dadurch 5 Millionen Franken oder fast 40 Prozent der Einnahmen fehlen. Das wäre ein Riesenschlag, sagt Lombardi. Denn es würde wohl sehr viel schwieriger werden, private Investoren zu finden.
Mit öffentlichen Geldern von Stadt und Kanton einzuspringen, wäre kaum mehrheitsfähig. Deshalb bliebe wohl nur die Erhöhung der Start- und Landegebühren für die Kunden des Flugplatzes, meint Lombardi. Nur richtig findet dies Caroline Camponovo vom VCS Tessin: «Wir sind der Meinung, dass es nicht richtig ist, dass die öffentliche Hand bis zu 88 Prozent der Sicherheitsvorkehrungen des Flughafens Lugano subventioniert.»
Denn es gebe in Lugano keine Linienflüge mehr, sondern nur noch Privatjets, sagt Camponovo. «Das sind Leute, die Geld haben, ein Flugzeug besitzen. Für sie macht es nichts aus, auch noch für die Sicherheit zu bezahlen.»
Flughafendirektor Pedrioli hofft hingegen, dass man in Bern noch einlenkt. Denn es gebe noch einige Hürden für das Sparprogramm. «Wir werden sehen, was Bundesrat und Parlament entscheiden.» Voraussichtlich im Herbst wird der Entscheid fallen. Bis dahin ist am Flughafen Lugano Geduld gefragt.