In der Schweiz wird wieder so viel geflogen wie vor Corona – auch weil Fliegen laut einem neuen Comparis-Vergleich zunehmend günstiger wird. In der SRF-Community sorgt das für eine lebhafte Debatte über Klimabewusstsein, persönliche Freiheiten und mögliche Kompromisse.
Verantwortung übernehmen – trotz Ohnmacht?
Viele aus der SRF-Community betonen, dass sie moralisch abgestumpft seien. SRF-Leser Adrian Schwarz erzählt von einem Spannungsfeld zwischen Ohnmacht und Verantwortung: «Ich frage mich, wie wir uns jemals wirklich der Herausforderung stellen wollen. Sind es die Kriege und Krisen, die uns abstumpfen lassen? Haben wir aufgegeben, das Offensichtliche zu spüren?», fragt Schwarz.
Es gibt 1001 Gründe zur Scham. Solange daraus aber kein Nachteil erwächst, kann man mit etwas Scham ganz gut leben.
Leser Reto Weber sieht Fliegen als nützlich, warnt aber vor zunehmender Gewöhnung: «Mit Charme oder Schämen bringe ich das Fliegen nicht in Verbindung.» Für Weber sind moralische Appelle wenig wirksam.
Leser Christian Kunz ergänzt: «Es gibt 1001 Gründe zur Scham. Solange daraus aber kein Nachteil erwächst, kann man mit etwas Scham ganz gut leben.» Die Bereitschaft zur Veränderung sei wichtig – aber müsse sich lohnen, sagt Kunz.
Individualität und persönliche Freiheit
Es gibt auch Stimmen, die das persönliche Recht auf Mobilität verteidigen. SRF-Leserin Martina Schmid betont dies aus eigener Sicht: «Ich lebe seit Jahrzehnten weit unter dem Pro-Kopf-CO₂-Ausstoss der Mehrheit meiner Mitmenschen. Doch wenn ich umweltfreundlich und nachhaltig leben möchte, ist das eine freiwillige Entscheidung – keine zwanghafte Sekte.»
Ähnlich argumentiert User Markus Glauser, der aus familiären Gründen regelmässig nach Dubai fliegt: «Bin ich deswegen ein Umweltsünder ohne Flugscham? Meiner Meinung nach ein klares Nein.»
Ganz auf Fliegen zu verzichten, halten viele daher für unrealistisch. Leserin Daniela Langenauer erklärt, dass sie als Reisende die Entscheidung getroffen hat, nicht mehr in Europa zu fliegen, aber für eine Fernreise noch den Flieger nutzen möchte: «Irgendwann möchte ich meiner Tochter Vietnam zeigen», sagt sie.
Kompromiss: Weniger fliegen, aber nicht aufhören?
Die Lösung könnte in einem ausgewogenen Ansatz liegen, der das Bewusstsein für die Umwelt schärft, ohne den Lebensstil drastisch einzuschränken.
Leser Paul Wagner schlägt pragmatische Schritte vor. Jeder solle sich darauf konzentrieren, was für ihn machbar sei: «Weniger fliegen, weniger Auto fahren oder weniger Fleisch essen. Wenn jeder in ein bis zwei Bereichen auf Dinge verzichtet, die ihm nicht wirklich weh tun, wäre das ein guter Anfang.»
Die Debatte um das häufige Fliegen macht deutlich, wie komplex der Umgang mit dem Fliegen im Kontext des Klimawandels ist. Die SRF-Community erkennt, dass eine grosse Lücke zwischen persönlicher Freiheit und globaler Verantwortung klafft. Diese zu schliessen, sei die eigentliche Herausforderung für eine klimabewusste Zukunft.