Wann junge Menschen ausziehen: Laut Bundesamt für Statistik (BFS) ziehen junge Schweizerinnen und Schweizer später aus, als das ältere Jahrgänge getan haben. Die meisten verlassen ihr Elternhaus zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Mit 20 Jahren ist etwa ein Viertel ausgezogen, mit 25 Jahren knapp 70 Prozent, und mit 30 Jahren nahezu 90 Prozent. Jüngere Jahrgänge (1988–2007) brauchen dabei im Schnitt länger als ältere Jahrgänge (1968–1987). Besonders auffällig ist der Unterschied bei den 20-Jährigen: Nur rund ein Fünftel der jüngeren Generation ist zu diesem Zeitpunkt ausgezogen, bei den älteren waren es 30 Prozent.
Einfluss von Bildung und Geschlecht: Die Soziologin Benita Combet von der Universität Bern erklärt, dass die Ausbildung entscheidend sei. Junge Männer ohne Tertiärabschluss, die eine Berufslehre absolvieren, ziehen demnach besonders spät aus. Grund dafür könnte gemäss Combet sein, dass diese Männer einen Beruf ausüben können, der näher bei ihrem zu Hause ist und sie entsprechend weniger gezwungen sind, überhaupt auszuziehen, als solche, die spätestens für ihr Studium aufgrund der ansonsten zu weiten Pendelstrecke ausziehen müssen. Frauen verlassen ihre Elternhäuser im Schnitt anderthalb Jahre früher als Männer, wobei sich die Unterschiede bei höherem Bildungsstand verringern.
Regionale Unterschiede: Die Statistik zeigt auch Unterschiede nach Sprachregion und Staatsangehörigkeit. Junge Schweizerinnen und Schweizer ziehen vergleichsweise selten schon mit 20 Jahren aus. Personen aus der italienischen Schweiz verlassen ihr Elternhaus tendenziell später als solche aus Deutschschweiz und Romandie.
Nähe zu den Eltern bleibt: Auch nach dem Auszug halten viele junge Erwachsene engen Kontakt zu ihren Eltern. Fast die Hälfte der 20- bis 39-Jährigen wohnt höchstens eine halbe Stunde entfernt, acht von zehn Personen stehen mindestens einmal pro Woche in Kontakt mit einem Elternteil. Nach dem Auszug leben knapp ein Drittel in Partnerschaften, 38 Prozent mit Kindern, während rund ein Viertel allein wohnt und zehn Prozent in Wohngemeinschaften.
Gesellschaftlicher Trend: Trotz längerer Wohndauer zu Hause zeige sich kein Trend zur Rückkehr zur traditionellen Grossfamilie. Laut Combet streben junge Menschen tendenziell eigene Haushalte an. Singlehaushalte nehmen zu und gesellschaftliche Rollen verändern sich progressiv, was die Zahl der Haushalte eher vergrössert.