Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Bill Gates wird 70 Er spendet Milliarden – Wohltäter oder Machtmensch?

Mit einem geschätzten Vermögen von 110 Milliarden US-Dollar gehört Bill Gates zu den reichsten Menschen der Welt. 2008 verabschiedete sich der Microsoft-Mitgründer aus dem Tagesgeschäft und konzentriert sich seither auf wohltätige Zwecke – was viel Anerkennung bringt, aber auch Missfallen erregt.

Am 28. Oktober 1955 wurde Bill Gates geboren. Heute feiert der Mann, der erst die Computerwelt revolutionierte und danach die globale Philanthropie prägte, seinen 70. Geburtstag.

Mann mit grauen Haaren und Pullover lehnt an Fenstersims.
Legende: Bill Gates Vermögen wird auf 110 Milliarden US-Dollar geschätzt. Getty Images/David Ryder

Ein Blick zurück ins Jahr 1975: Der 20-jährige Bill Gates gründet gemeinsam mit seinem Schulfreund Paul Allen eine kleine Firma namens Microsoft. Aus dieser Werkstatt entstehen mit MS-DOS und Windows zwei Betriebssysteme, die in kurzer Zeit die Computerwelt erobern.

Zwei Männer posieren auf einem alten Foto.
Legende: Im Jahr 1981 standen in den kleinen Büros der Microsoft-Gründer Bill Gates (links) und Paul Allen Computer in der Grösse von Kühlschränken und Regale voller Spulen für Magnetbandlaufwerke. Keystone/Jim Hallas

1996 wird Gates mit 41 Jahren zum reichsten Mann der Welt – sein Vermögen beträgt zu diesem Zeitpunkt rund 50 Milliarden US-Dollar. Auch privat läuft es rund: Er heiratet die Microsoft-Angestellte Melinda, und gemeinsam bekommen sie drei Kinder.

Doch Gates’ Ambitionen gehen weit über unternehmerischen Erfolg hinaus. 2008 kündigt er an, sich aus dem Tagesgeschäft von Microsoft zurückzuziehen, um sich verstärkt seiner Stiftung für wohltätige Zwecke zu widmen.

Es gibt zu viele dringende Probleme zu lösen, als dass ich Ressourcen zurückhalten könnte, die ich nutzen kann, um Menschen zu helfen.
Autor: Bill Gates Unternehmer

Die Bill & Melinda Gates Foundation wird zum Herzstück seines Engagements. Seit der Jahrtausendwende hat die Stiftung rund 100 Milliarden US-Dollar in globale Entwicklungsprojekte investiert – von der Ausrottung der Polio-Erkrankung über Bildungsinitiativen bis hin zum Klimaschutz. «Bill Gates steht für die Idee des lebenden Stifters», erklärt Georg von Schnurbein, Direktor des Center for Philanthropy Studies an der Universität Basel. «Vorher wurden Stiftungen meist erst am Lebensende gegründet. Gates hingegen hat sich schon in seinen Vierzigern der Philanthropie gewidmet und damit einen Trend gesetzt.»

Selbstlosigkeit oder Strategie?

Die Stiftung hinterlässt weltweit sichtbare Spuren. In der Schweiz fliessen jährlich rund eine Milliarde Franken an Organisationen wie die WHO, den Global Fund oder das Schweizerische Tropen- und Public-Health-Institut in Allschwil.

Doch neben seinem Erfolg und Engagement ist Gates auch stets Zentrum einer Kontroverse. Mehrere Gerichtsverfahren wegen Wettbewerbsschädigung passen zum Ruf des brillanten, aber rücksichtslosen Bill Gates, der ihm unter Microsoft-Mitarbeitenden vorauseilt.

Es geht ihm nicht darum, ein Denkmal zu setzen, sondern tatsächlich etwas zu bewirken.
Autor: Georg von Schnurbein Direktor des Center for Philanthropy Studies

In «The Bill Gates Problem» hinterfragt US-Journalist Tim Schwab die wahren Motive hinter der Wohltätigkeit. Er wirft dem Milliardär vor, sich damit ein positives Image zu erkaufen und sein Vermögen geschickt vor dem Fiskus zu schützen.

Eine extreme Vermögenskonzentration ermögliche Macht über politische und gesellschaftliche Prozesse, sei es über Lobbying, Kampagnen oder Philanthropie. Zudem investiere die Stiftung teilweise in Unternehmen, die den Zielen von Gates’ Engagement widersprechen, wie etwa Öl- oder Waffenfirmen.

Älterer Mann mit Brille und grauen Haaren schaut an der Kamera vorbei.
Legende: Machtmensch oder Wohltäter? Getty Images/Patrick van Katwijk

Gates verfolgt einen klaren Plan: Seine Stiftung soll bis 2045 aufgelöst werden, unabhängig davon, ob er dann noch lebt. Ein bewusster Verzicht auf Ewigkeit: «Es geht ihm nicht darum, ein Denkmal zu setzen, sondern tatsächlich etwas zu bewirken», sagt Schnurbein.

Bill Gates steht exemplarisch für die Verbindung von Erfolg und Verantwortung. Sein Vermächtnis umfasst bahnbrechende Innovationen, ein enormes Vermögen und eben auch einen beispiellosen Einsatz für globale Gesundheit und Bildung. Für die einen ist er damit ein berechnender Machtmensch, für die anderen einer der grössten Wohltäter unserer Zeit.

Diskutieren Sie mit:

10vor10, 27.10.2025, 21:50 Uhr; marl;brus ; 

Meistgelesene Artikel