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Diagnose Long Covid Zwei prominente Betroffene über ihren eingeschränkten Alltag

Über 70'000 Menschen in der Schweiz leiden oder litten an Long Covid. Zwei prominente Betroffene erzählen von ihren Erfahrungen.

Für die grosse Mehrheit ist die Corona-Pandemie Schnee von gestern. Doch nicht alle Betroffenen kamen nach einigen Tagen der Krankheit zurück zu alten Kräften. Wochen- und monatelang schleppten sie sich mit Einschränkungen durch ihren Alltag und bekamen irgendwann die Diagnose Long Covid.

Über 70'000 Betroffene

In der Schweiz leiden oder litten über 70'000 Menschen an Long Covid. Zurzeit gibt es keine Behandlung, die den Symptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung und Belastungsintoleranz entgegenwirkt. Heilung versprechen nur die Zeit und eine grosse Portion Geduld.

Zu den Betroffenen gehören auch die Slam-Poetin Lisa Christ (32) und der ehemalige Skirennfahrer Marco Büchel (52). Beide litten nach ihrer vermeintlich überstandenen Covid-19-Infektion so sehr an den nicht verschwindenden Symptomen, dass sie ihren Alltag komplett anpassen mussten.

Nachdem ich duschen war, musste ich mich für drei Stunden hinlegen. Ich konnte nichts mehr tun.
Autor: Lisa Christ Slam-Poetin

Für die beiden eine grosse Herausforderung, vor allem mental. Aktivitäten, die vor ihrer Erkrankung problemlos möglich waren, wurden nun teilweise zur Herkulesaufgabe. Lisa Christ erzählt von ihren Erfahrungen, den «Crashs», wie beide Betroffene die Momente nennen, in denen sich ihr Long Covid bemerkbar machte: «Nachdem ich duschen war, musste ich mich für drei Stunden hinlegen. Ich konnte nichts mehr tun.»

Lisa Christ sitz hinter einem Mikrofon.
Legende: Insgesamt erkrankte Lisa Christ (rechts im Bild) dreimal an Covid-19. Keystone/Goran Basic

Christ macht sich Sorgen und fragt sich, ob sie sich jemals wieder vollständig erholen wird. Immerhin kann die 32-Jährige seit kurzer Zeit wieder auf der Bühne stehen und ihr Programm «LOVE*» präsentieren. Die Angst vor dem nächsten «Crash» ist aber ein ständiger Begleiter.

Raum für neue Hobbys

Für den ehemaligen Leistungssportler Marco Büchel bedeutet die Diagnose auch viel Frust: «Wenn ich mir Videos anschaue, wie ich früher gefahren bin, kommen mir schon fast die Tränen.» Er ist Kitzbühel-Sieger, war sein Leben lang sportlich aktiv. Nach seiner Ski-Karriere begann er Marathons zu laufen, seit der Erkrankung ist das für ihn unmöglich geworden.

Im Januar 2022 wurde er positiv getestet. Nach kurzer Zeit war er wieder fit, spürte nach zwei Monaten aber, dass etwas mit seinem Körper nicht stimmte. Er hatte Nebel im Kopf, war ständig müde und verfiel teilweise in depressive Phasen.

Mal geht es dir gut, dann kommt der nächste Crash und du versinkst in einem Loch.
Autor: Marco Büchel Ex-Skirennfahrer

Der Liechtensteiner, der nach seiner Karriere als Experte Skirennen ko-kommentiert, schildert seine Art der Crashs: «Man fragt sich: Warum ich? Es geht einem gut, das nährt die Hoffnung. Dann kommt wieder der nächste Crash und du versinkst in einem Loch.» Besonders, wenn man nicht weiss, was mit dem Körper passiert, kann das sehr beunruhigend sein.

Marco Büchel blickt in die Kamera.
Legende: «Warum ich?», fragte sich Marco Büchel. Keystone/Alessandro della Valle

Die Diagnose brachte ihm Erleichterung. Der 52-Jährige hat sich damit abgefunden, sich nach seinem Körper zu richten und findet neue Leidenschaften. In seiner Heimat, dem liechtensteinischen Malbun, wandert er mit seiner Fotokamera durch die Berglandschaft.

Lisa Christ und Marco Büchel sind beide noch nicht symptomfrei. Doch jeder Tag, der vergeht, ist ein weiterer Schritt zurück in ein Leben ohne Long Covid.

SRF 1, Gesichter & Geschichten, 18.12.2023, 18:35 Uhr

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