Wie weiter? Darauf wird Roger Federer wohl eine gute Antwort finden. «Ich bin überzeugt davon, dass Roger Federer auch als Geschäftsmann sehr erfolgreich sein wird. Fleiss, Disziplin, Ehrgeiz: Das spielt eine enorme Rolle», sagt Torsten Tomczak, Marketingexperte und Professor an der Hochschule St. Gallen. Er ist nur einer von vielen, die den Rücktritt des Tennisprofis in den letzten 24 Stunden kommentiert haben.
Fast zeitgleich unterwegs in Richtung Sportlerinnenrente ist Nicola Spirig. Wenige Hundertstel entschieden damals in London zugunsten der heute 40-Jährigen. Sie holte Olympiagold, wurde Schweizer Sportlerin des Jahres. Jetzt hat sie den Wechsel in ein neues Leben vor sich. Am Samstag steht mit dem Greifenseelauf ihr allerletzter Wettkampf auf dem Programm. «Mir geht's gut», sagt sie. «Der letzte Wettkampf muss keine persönliche Bestleistung mehr sein, aber ich freue mich darauf.»
Die Vorbereitung ist entscheidend
Überwiegt die Freude oder doch die Traurigkeit? «Sicher beides. Ich freue mich auf das, was kommt, aber der Sport wird immer noch eine grosse Rolle spielen.» Mit einem Studium in der Tasche, als Mutter von drei Kindern und mit einer eigenen Stiftung würden ihr die Ideen sicher nicht ausgehen, so Spirig. Sie scheint eine Musterschülerin zu sein.
Denn: «Die Vorbereitung ist ganz entscheidend bei dieser Transition, die Planung des Rücktritts ist ganz wichtig», sagt Michael Schmid. Er war Ruderer, Europameister und WM-Medaillengewinner. Nun forscht er an der Universität Bern zum Thema «Karriere nach der Karriere» und dazu, was ein Rücktritt mit einem Athleten, einer Athletin macht. «Ein Rücktritt ist eine grosse Veränderung, in ganz verschiedenen Lebensbereichen.»
Oft hört man vom Loch, in das man in so einem Moment fallen kann. «In der Forschung spricht man nicht von einem Loch, aber es gibt gewisse Übergänge, die schwierig sind», erklärt Schmid. «Man geht aber davon aus, dass 80 Prozent den Übergang gut schaffen und sich auch gut an das Leben danach gewöhnen.» Bei den restlichen 20 Prozent zeigten sich Probleme, die man mit entsprechender Vorbereitung angehen könne oder indem man Hilfe beim Übergang in Anspruch nehme – von Sportpsychologen, Coaches, Trainern, der Familie, dem sozialen Umfeld.
Einer, der sich seit Jahren die Frage nach seinem Rücktritt gefallen lassen muss, ist der Skispringer Simon Ammann, Jahrgang 1981. Im Februar hatte er in einem SRF-Interview gesagt: «Im Sommer habe ich schon viel Motivation gebraucht fürs Training. Aber ich habe vielleicht auch Angst, das zu akzeptieren. Weil ich weiss, diesen Skispringer irgendwo in eine Ecke zu stellen, und zu sagen, das wars jetzt, ist schwierig. Denn wenn ich eine Anlage sehe, kommt der Skispringer in mir wieder hoch.»
Darum wäre es vielleicht einfacher, nicht aufzuhören, sagt Ammann. «Vielleicht eine Zeit lang nicht zu springen, zu schauen, wie fühlt sich das an. Dann wird man ja auch nicht mehr in der Kaderliste geführt.» Auf diese Weise müsse man sich nicht selber aufgeben. «Man muss es vielleicht auch ein bisschen philosophisch anschauen, finde ich.»
Auch bei Nicola Spirig gibt es noch offene Fragen, trotz aller Planung. Etwa, wie sich das Ende der Laufbahn dann wirklich anfühlen wird.
Auch Roger Federer kann diese Frage, wie sich das Ende seiner Profikarriere anfühlt, wohl erst nach dem Laver Cup beantworten.
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