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Gewalt gegen Frauen Wie lässt sich verhindern, dass Männer zum Täter werden?

Nach wie vor leiden viele Frauen unter Gewalthandlungen durch Männer. Verhindern lasse sich diese Gewalt nur, wenn jeder sein eigenes Verhalten überdenke und sich unser Bild von Männlichkeit ändere, sagt ein Männerberater.

Alle zehn Minuten wird irgendwo auf der Welt eine Frau umgebracht, meist von jemandem aus der Familie oder vom Ex-Partner. Das zeigen neue Schätzungen der UNO.

Was könnte helfen, um Taten zu verhindern? SRF hat nachgefragt bei Timo Jost, beim Mannebüro Zürich Männer berät, die selbst gewalttätig wurden oder Angst haben, es zu werden.

Bei seiner Arbeit trifft Jost Männer, die er als ziemlich normal empfindet. «Der grösste gemeinsame Nenner ist tatsächlich die Männlichkeit», sagt er. Das könnten Banker, Pensionäre, Gärtner, Lehrer sein, Männer aus unterschiedlichsten sozialen Schichten. Es gibt aus seiner Sicht also keine Gruppe, die bei dem Thema heraussticht.

Schwieriger Umgang mit eigenen Gefühlen

Ein weiterer gemeinsamer Nenner sei der Umgang mit den eigenen Gefühlen, die Kommunikation eigener Wünsche und Bedürfnisse, sagt Jost. Das seien grosse Herausforderungen für Männer, die zum Täter werden. Die Herkunft der Männer sei aus seiner Sicht hingegen nicht das Problem, so Jost. Problematisch seien hingegen die Lebenssituationen. Etwa wenn jemand in der Schweiz nicht arbeiten darf oder in schwierigen Wohnverhältnissen lebe. «Das sind oft extrem prekäre Situationen», sagt Jost.

Letztlich müssten aber alle, die Gewalt anwenden, sich klar sein, dass sie selber die Verantwortung tragen und sich entscheiden können, das anders zu tun.

Wie sich Gewalt verhindern lässt

Die Prävention von Gewalt gegen Frauen beginne im eigenen Umfeld, so der Männerberater. Nicht immer merke man möglichen Tätern ihr Verhalten an. Aber es könne durchaus Anzeichen geben – etwa darin, wie ein Paar miteinander spreche. Da könne man sich fragen: Findet die Kommunikation auf Augenhöhe statt, oder hört eine Person der anderen nicht richtig zu? Ignoriert ein Mann beispielsweise seine Frau, nimmt er sie nicht richtig ernst? Und schliesslich können man sich auch einfach auf ein ungutes Bauchgefühl verlassen.

Wenn man den Verdacht habe, dass bei einem befreundeten Paar Gewalt vorkommen könnte, solle man das laut Timo Jost ansprechen. Indem man beispielsweise als erstes zum Mutmasslichen sagt: «Ich habe beobachtet, wie ihr miteinander sprecht und das hat bei mir ein komisches Gefühl ausgelöst. Wie geht es dir in der Beziehung?» Und wenn sich der Gewaltverdacht erhärtet, dann solle man die betroffene Person am besten zu Opferberatungsstellen begleiten, damit sie professionelle Hilfe erhält.

Andere Männer zur Rede stellen

Laut Jost führt der Weg zu weniger Gewalt gegen Frauen auch darüber, wenn Männer sich selbst fragen: Wo war ich selber schon gewalttätig? Oder wo habe ich mich nicht korrekt verhalten? Und dann könne man als Mann auch andere Männer zur Rede stellen. Wenn man beispielsweise beobachte, wie ein Bekannter mit einem Spruch Frauen abwertet, könne man ihm klar sagen: «Ich finde das nicht lustig. Und ich erwarte von dir, dass du es anders machst.»

Damit es weniger Gewalt gegen Frauen gebe, müsse sich zuerst unser Bild von Männlichkeit ändern – was allerdings nur schwer zu erreichen sei, sagt Jost. «Solange Gewalt für Männer ein zentrales Identitätsmerkmal ist, bleiben wir gewalttätig.» Das ändere sich erst dann, wenn Gewalt angeprangert werde und man darüber sprechen könne.

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SRF 4 News, 25.11.2025, 17:15 Uhr ; 

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