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Identitätsdiebstahl Betrüger nutzen geklaute Profilbilder auf Whatsapp

Die Plattform geht gegen Fakeprofile vor. Gemäss dem Experten dürfte das nur ein Tropfen auf den heissen Stein sein.

Darum gehts: Kriminelle treiben auf Whatsapp ihr Unwesen. Eine besonders beliebte Masche: Profilbilder werden gestohlen und missbraucht, um damit Vertrauen zu erwecken. Zu den Betrugsmaschen gehören etwa sogenannte «Romance Scams» . Raphael Reischuk ist Chef Cybersicherheit beim IT-Unternehmen Zühlke und Gründer des nationalen Testinstituts für Cybersicherheit . Er sagt: «Whatsapp ist definitiv eine der wichtigsten Plattformen für Betrüger.»

Wie weit verbreitet ist das Problem? Gemäss dem Experten ist das schwer zu sagen. «Meta, der Konzern hinter Whatsapp, hat kein Interesse daran zu sagen, wie hoch die Zahlen wirklich sind.» Anders sieht es beim Bundesamt für Cybersicherheit aus: Dort sind in den letzten Wochen mehr als 400 Meldungen über Betrugsversuche eingegangen. Die Zahlen schwanken aber: Im Frühling waren es auch schon mal fast 2000 Fälle in einer Woche. Als weltweit grösster Messengerdienst mit über drei Milliarden Nutzern ist Whatsapp ein beliebtes Ziel für Betrüger. «Die Angreifer gehen natürlich dorthin, wo die potenziellen Opfer sind», sagt Raphael Reischuk.

Was unternimmt Whatsapp gegen Profilbildklau? In der App kann man von Profilbildern seit diesem Jahr keine Screenshots mehr machen. Wer es versucht, erhält folgende Meldung: «Screenshots sind zum Schutz der Privatsphäre gesperrt.» Nur: Bei den anderen Diensten von Meta, zum Beispiel Instagram, ist es weiterhin möglich, Profilbilder zu kopieren.

Screenshot auf WhatsApp blockiert für Datenschutz.
Legende: Android-Nutzerinnen und -Nutzer konnten bereits seit Anfang Jahr keine Screenshots von Whatsapp-Profilbildern mehr machen. Nun ist das auch bei iPhones der Fall. SRF

Wer steckt hinter den Betrügereien? Es handelt sich oft um kriminelle Banden, die sehr professionell vorgehen, erklärt Raphael Reischuk. Besonders häufig führten die Spuren in afrikanische Staaten. Die Kriminellen würden dabei keinen Aufwand scheuen: «Da werden ganze Identitäten aufgebaut.» Dieser Akribie verdanken viele Betrugsmaschen auch ihren Erfolg. «Die meisten Opfer würde nie darüber nachdenken, dass das kriminelle Machenschaften sind, weil die Energie von der Täterseite so gross ist.» Gerade in reichen Ländern wie der Schweiz liessen sich deshalb viele zu Zahlungen verleiten, so der Cyberexperte.

Beispiele für Scam-Nachrichten

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«Lieber Kunde: Ihr Paket ist im Verteilzentrum angekommen. Aufgrund unvollständiger Adressangaben können wir die Lieferung nicht abschliessen. Bitte aktualisieren Sie Ihre Adressinformationen innerhalb von zwölf Stunden über den untenstehenden Link.»

«Hallo Mama, dies ist meine neue Nummer. Speichere diese bitte ab und schreib mir hier eine Nachricht per Whatsapp. Liebe Grüsse.»

«Für Ihr Paket fallen Zollgebühren an. Folgen Sie dem beigefügten Link, um die Situation zu regulieren. Freundliche Grüsse, Ihre Post.»

«Hey, wir suchen in deiner Region neue Leute für einen toll bezahlten Job. Bis zu 15'000 Franken pro Monat würde dieser einbringen».

Wer sind die Opfer? Oft sind die Whatsapp-Nachrichten schlecht oder fehlerhaft geschrieben. Dahinter steckt Kalkül, meint Raphael Reischuk. «Damit möchte man die versiertesten Nutzer von vornherein ausschliessen.» Wer über die holprige Sprache hinwegsieht oder sie gar nicht erkennt, dürfte später auch ein leichteres Opfer sein, so die Logik der Angreifer. «Sie reduzieren die Anzahl Fische, die in ihr Netz kommen könnten, auf ein paar wenige, bei denen dann der Erfolg mit höherer Wahrscheinlichkeit eintrifft», so der Sicherheitsexperte.

Wie kann man sich schützen? Raphael Reischuk selbst nutzt Whatsapp nicht. «Das ist eine Überzeugung, weil ich mein Risikoprofil möglichst gering halten möchte.» Doch für viele ist das keine Option. Reischuk plädiert deshalb für den gesunden Menschenverstand: «Wann immer (in einer Nachricht, Anm. d. Red.) die Absicht nicht klar ist oder zum Handeln aufgefordert wird, ist das grundsätzlich ein schlechtes Zeichen, bei dem man vorsichtig sein sollte.» Im Zweifelsfall solle man entweder eine Fachstelle beiziehen oder auf einen anderen Kommunikationskanal ausweichen. «Wenn eine Freundin mir schreibt, dass sie Geld braucht, dann rufe ich sie erst mal an und frage nach. Wenn sie mir antwortet ‹Nein, um Gottes Willen›, dann weiss ich, ihr Account wurde wahrscheinlich kompromittiert.»

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News Plus, 16.08.24, 16 Uhr ; 

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