Die einen haben sie schon, die anderen werden sie in den nächsten Tagen erhalten: die «Channels», eine neue Funktion von Whatsapp. Hier das Wichtigste dazu.
Wie funktioniert das?
Ein Whatsapp-Kanal ist wie ein Gruppenchat, in dem nur der Ersteller schreiben kann. Damit ist er vergleichbar mit einem Blog. Die Abonnentinnen und Abonnenten des Kanals können mit Emojis auf Nachrichten reagieren.
Man kann nicht sehen, wer welche Kanäle abonniert hat, und auch der Kanal-Admin sieht die Nummer der Abonnentinnen und Abonnenten nicht (ausser sie stehen bereits in dessen Telefonbuch). Im Gegensatz zu privaten Chats sind Kanäle nicht end-to-end verschlüsselt, und die Nachrichten werden nach 30 Tagen gelöscht.
Die Kanäle werden nicht bei den Chats, sondern unter einem eigenen Reiter namens «Aktuelles» angezeigt. Neue Kanal-Nachrichten werden nicht via Push-Nachricht gemeldet.
Wer nutzt das?
Channels können grundsätzlich für alle interessant sein, die auch Newsletter versenden würden, zum Beispiel Medien oder Firmen.
Um neue Kanäle zu finden, gibt es eine Suchfunktion mit verschiedenen Filtern.
Ist die Funktion das neue Twitter?
Whatsapp fischt tatsächlich im Teich von X (wie Twitter jetzt heisst): eine Möglichkeit für Organisationen, Unternehmen und Stars, sich direkt an die Öffentlichkeit zu richten.
Was aber bei den Channels fehlt, ist das Potenzial einer Nachricht, viral zu gehen bei Menschen, die den Kanal nicht abonniert haben. Was X ausserdem bietet, was die Kanäle (noch) nicht haben: ein Publikum voller Journalisten, Politiker und anderer öffentlichkeitswirksamer Leute.
Voraussichtlich werden die Kanäle X auch nicht ersetzen, sondern einfach ein weiterer Weg sein, wie Marken ihre Nachricht absetzen – einer von vielen.
Setzt sich das durch?
Ob eine neue Technologie Erfolg hat, ist immer schwer vorauszusagen. Allerdings scheinen die Kanäle erstmal nicht besonders gut anzukommen: Das zeigt ein Blick in die Kommentarspalten und auf die Zahlen von Google, die zeigen, dass viele Leute im Internet nach Möglichkeiten suchen, die neue Funktion wieder loszuwerden.
Auf der anderen Seite steht das wirtschaftliche Interesse von Meta, der Firma hinter Whatsapp. Die neue Funktion zielt darauf ab, Whatsapp für Unternehmen attraktiver zu machen.
Whatsapp hat verschiedene Möglichkeiten, die Kanäle zu Geld zu machen: Kanäle sollen kostenpflichtig abonniert werden können, Betreiber sollen dafür bezahlen können, in der Suchfunktion oben zu erscheinen, und in Zukunft könnten über Kanäle Dinge verkauft werden mittels «WhatsApp Pay», das es zurzeit erst in Brasilien und Indien gibt.
Falls sich die Channels nicht von selbst etablieren, ist es daher durchaus möglich, dass Whatsapp seine Kanäle pusht, bis sie sich dann doch durchsetzen, ähnlich wie wir es bei den Instagram-Reels erlebt haben.
Die Kanäle bei Telegram sind beliebt bei Kriminellen – wird das hier auch passieren?
Kriminelle werden wohl weiterhin Telegram bevorzugen, unter anderem, weil Telegram seinen Sitz nicht in den USA hat.
Ein Problem könnte aber die Verbreitung von Falschinformationen und Hassrede werden. Dass Kanäle privat sein können, Nachrichten nach 30 Tagen gelöscht werden und Screenshots blockiert werden können, könnte Gruppen anziehen, die auf anderen Plattformen nicht toleriert werden. Wie Whatsapp seine Kanäle kontrollieren und moderieren will, muss sich noch zeigen.
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