Darum geht es: Weight Watchers hat Konkurs angemeldet. Das wurde am Dienstag bekannt. Das US-Unternehmen gibt es seit den Sechzigerjahren. Das Geschäftsmodell funktionierte so: Kundinnen und Kunden sollten abnehmen, indem sie Punkte zählten und so vor allem ihre Kalorienzufuhr im Blick hatten. Dazu gab es kostenpflichtige Kurse und später ein eigenes Lebensmittelsortiment. In den letzten Jahren kam eine App dazu. Um den finanziellen Schwierigkeiten etwas entgegensetzen zu können, war das Unternehmen im Jahr 2023 in das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten zur Gewichtsreduzierung eingestiegen.
Das sind die Gründe für den Konkurs: «Weight Watchers war eigentlich ein gutes System, weil es keine Abhängigkeiten erzeugt hat, sondern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer befähigen wollte, selbst ihr Gewicht kontrollieren zu können», sagt David Fäh. Er ist Dozent an der Berner Fachhochschule und bildet Ernährungsberaterinnen und -berater aus. Es gebe aber kaum ein dynamischeres Umfeld als alles, was mit Gewichtskontrolle zu tun habe, sagt Fäh. Weight Watchers habe sein Konzept über die Jahre zwar verändert, aber es scheine nicht mehr der heutigen Zeit zu entsprechen. Konkurrenz habe Weight Watchers vor allem auch von Abnehmmedikamenten erhalten. Diese hätten viel verändert, so Fäh.
Die Vor- und Nachteile der Abnehmspritzen: Mit Ernährungsanpassung, Bewegung und Verhaltensveränderung abzunehmen, liegt für viele Menschen eine Gewichtsanpassung drin. Aber: «Diese fällt oft gering aus und ist oft auch nicht nachhaltig», sagt Fäh. «Fairerweise muss man sagen, dass man mit Lebensstilmassnahmen nicht an den Effekt der Medikamente herankommt.» Fraglich sei hingegen noch, ob man irgendwann – durch Lebensstilveränderungen – wieder auf das Medikament verzichten kann. «Im Moment sieht es eher nicht danach aus. Die Studien, die wir jetzt sehen, zeigen, dass, wenn man das Medikament absetzt, die allermeisten das Gewicht wieder zulegen.»
Die Rolle der Ernährungsberatung: Ernährungsberaterinnen und -berater werden auch in Zukunft wichtig bleiben, sagt Fäh. Hier könne man von Erfahrungen aus der Vergangenheit zehren, wo etwa Magenverkleinerungsoperationen populärer wurden. Diese Berufsgruppe brauche es trotzdem, «weil damit neue Probleme entstehen, wie etwa ein Mangel an Vitaminen oder Mineralstoffen, die durch diese Magenverkleinerungsoperationen wahrscheinlicher werden». Es brauche qualifiziertes Personal, um die Operierten professionell zu betreuen und die Gesundheitskosten tief zu halten.
Der Einfluss der Psychologie: Geht es um den Gewichtsverlust oder das Essverhalten, spielen auch die psychologischen Aspekte eine grosse Rolle. «Das ist ein ganz wichtiger Aspekt. Häufig scheitert es eben daran, dass zu wenig auf Essverhaltensstörungen abgezielt wird», sagt Fäh. Es gehe also nicht nur darum, was die Menschen essen, sondern auch darum, warum sie das tun, was ihre Impulse sind.