Gaming, also das Spielen auf Computern, Tablets und Smartphones, ist vom Steckenpferd von ein paar Eingeschworenen zum Massenphänomen geworden. Eine neue Studie des deutschen Digitalverbands Bitkom zeigt: Gaming ist auf allen Geräten und in allen Schichten der Gesellschaft angekommen.
Die Bitkom-Studie zeigt, wie tief das Spielen in den Alltag vieler Altersgruppen und Geschlechter vorgedrungen ist und welche Vorstellungen die Gesellschaft damit verbindet.
Keine Männer-Domäne mehr
Frauen gamen im Schnitt 20 Minuten länger als Männer. Dieser über die Jahre gewachsene Trend zeigt sich in seiner aktuellen Ausprägung erstmals so deutlich. Die genauen Gründe bleiben zwar spekulativ, doch die Präferenz für bestimmte Genres und Endgeräte liefert Anhaltspunkte.
Nutzerinnen spielen besonders gerne Gelegenheitsspiele wie Puzzle-, Karten- oder Quizduell-Apps sowie Lernspiele. Diese Formate sind ideal für kurze Spielsessions zwischendurch und werden vorwiegend auf dem Smartphone genutzt, das sich als beliebtestes Endgerät etabliert hat. Die Interpretation dieser Daten legt nahe, dass Frauen das mobile Gaming inzwischen stärker in ihren Alltag integrieren.
Die Jungen liegen vorne – die Alten holen auf
Gaming ist ein echtes Massenphänomen, das alle Generationen erreicht. Die Gruppe der 16- bis 29-Jährigen bildet zwar nach wie vor die grösste Spielergruppe, doch fast 70 Prozent der 30- bis 49-Jährigen spielen ebenfalls regelmässig.
Überraschend ist, dass selbst bei den über 65-Jährigen noch rund 20 Prozent Videospiele nutzen. Dies zeigt die zunehmende Durchdringung des Gamings in alle Gesellschaftsschichten.
Neben dem Smartphone kommen auf Konsolen und PCs weiterhin Strategie-, Management- und Actionspiele zum Einsatz, die ein intensiveres Spielerlebnis bieten. Das Smartphone hat die anderen Plattformen nicht verdrängt, sondern das Gaming-Spektrum vielmehr ergänzt und bereichert, stellt die Studie fest. Laptops und stationäre PCs bleiben mit 75 Prozent beziehungsweise 45 Prozent der Nutzerzahlen weiterhin wichtige Geräte für die Gaming-Community.
Gaming ist besser als sein Ruf
Die öffentliche Wahrnehmung verbindet Gaming oft mit sozialem Rückzug und Vereinsamung. Diese Sorgen sind auch in der Umfrage präsent und rangieren hinter dem Schutz Minderjähriger und der Gefahr von Sucht.
Gleichzeitig erkennen die Befragten die positiven Aspekte von Videospielen: Gaming fördert Problemlösungskompetenz, Reaktionsgeschwindigkeit und Konzentration. Das Meinungsbild ist somit heterogen, mit einer klaren Anerkennung von Vor- und Nachteilen. Die Debatte um die Auswirkungen des Gamings bleibt vielschichtig, da sowohl die Risiken als auch die potenziellen Vorteile von den Menschen differenziert wahrgenommen werden.
Von der Nischenkultur zum Alltagsphänomen
Der übergeordnete Trend der letzten Jahre ist laut den Studie-Autorinnen und -Autoren unübersehbar: Computer- und Videospiele sind längst keine Nischenkultur mehr. Sie haben sich als fester Bestandteil des Alltags etabliert und durchdringen die gesamte Gesellschaft, über alle Alters- und Geschlechtergrenzen hinweg. Gaming ist somit ein kulturelles Phänomen, das sich stetig weiterentwickelt und fest in der sozialen Praxis verankert ist. Inwieweit das nicht bereits in Zeiten der Brettspiele so gewesen ist, lässt die Studie offen.