Carlo Acutis begeistert als «Internet-Apostel» die katholische Jugend. Er wurde am Sonntag heiliggesprochen. Solch feierliche Zeremonien einer Heiligsprechung sind oft von grosser Bedeutung und ziehen weltweite Aufmerksamkeit auf sich. Hier sind die fünf wichtigsten Heiligsprechungen der letzten Jahre innerhalb des Katholizismus.
Johannes Paul II. und Johannes XXIII. (2014)
Es war ein historisches Ereignis, da zwei Päpste gleichzeitig heiliggesprochen wurden. Beide hatten eine grosse Bedeutung für das 20. Jahrhundert. Johannes Paul II. war der am längsten amtierende Papst der Neuzeit. Johannes XXIII. war der Initiator des Zweiten Vatikanischen Konzils. Mit diesem sollte die Kirche an die moderne Welt und ihre Herausforderungen angepasst werden.
Für die Heiligsprechung von Johannes Paul II. wurde ein Wunder anerkannt, die Heilung einer Frau aus Costa Rica von einem Hirnaneurysma. Bei Johannes XXIII. verzichtete Papst Franziskus auf ein zweites Wunder, um eine gemeinsame Heiligsprechung zu ermöglichen. Die Zeremonie der Heiligsprechung zog Millionen von Pilgern nach Rom und wurde weltweit übertragen.
Mutter Teresa von Kalkutta (2016)
Mutter Teresa war bereits zu Lebzeiten eine weltweit anerkannte Symbolfigur der Nächstenliebe und des Mitgefühls. Ihre Arbeit mit den Ärmsten der Armen in Kalkutta und die Gründung der Missionarinnen der Nächstenliebe machten sie zu einer Ikone. Papst Franziskus hat zwei medizinisch unerklärliche Wunder als Beweis für ihre Heiligkeit anerkannt hat. Ihre Heiligsprechung zog viel internationale Aufmerksamkeit auf sich, weit über katholische Kreise hinaus. Sie wurde als «Heilige der Gassen» gefeiert.
Francisco und Jacinta Marto (2017)
Diese beiden Kinder waren Zeugen der Marienerscheinungen von Fátima im Jahr 1917. Ihre Heiligsprechung war insofern spektakulär, als sie die jüngsten Nicht-Märtyrer in der Geschichte der Kirche sind, die heiliggesprochen wurden (Jacinta starb mit 9, Francisco mit 10 Jahren). Die Zeremonie fand in Fátima, Portugal, statt, genau 100 Jahre nach den Erscheinungen, und zog eine riesige Menschenmenge an.
Oscar Romero (2018)
Die Heiligsprechung von Oscar Romero, dem ermordeten Erzbischof von San Salvador, war ein historisches Ereignis mit starker politischer und sozialer Dimension. Romero wurde 1980 von Todesschwadronen ermordet, weil er sich für die Armen und gegen die Militärdiktatur in El Salvador eingesetzt hatte. Papst Franziskus, selbst aus Lateinamerika, trieb den Prozess der Heiligsprechung voran, was als starkes Signal für die Option der Kirche für die Armen und die soziale Gerechtigkeit gewertet wurde.
Paul VI. (2018)
Paul VI. war der Papst, der das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende führte und dessen Reformen umsetzte. Er navigierte die Kirche durch die turbulenten Jahre nach dem Konzil und verfasste wichtige Enzykliken wie «Humanae Vitae». Seine Heiligsprechung würdigte seine Rolle als «Papst des Konzils» und seine Bemühungen um die Einheit der Kirche und den Dialog mit der modernen Welt. Paul VI. wurde am selben Tag wie Oscar Romero heiliggesprochen. Die gemeinsame Heiligsprechung betonte die Verbindung von innerkirchlicher Erneuerung und sozialem Engagement.
Die Zahl der Heiligen in der römisch-katholischen Kirche wächst ständig und nicht alle Heiligen durchlaufen eine exakte Heiligsprechung. Das Myryrologium Romanum – das Verzeichnis aller Heiligen und Seligen – zählt aber dennoch insgesamt etwa 6'650 Heilige und Selige.