Zum Inhalt springen

Rückblick auf sein Leben Hape Kerkeling: «Das Motto meiner Familie ist das Versteckspiel»

Hape Kerkeling ist einer der bekanntesten TV-Entertainer Deutschlands und Bestsellerautor. In seinem aktuellen Buch «Gebt mir etwas Zeit» macht er sich auf Ahnensuche und beschreibt gleichzeitig die traurige Geschichte seiner ersten grossen Liebe. Er erzählt, wie dieser persönliche Rückblick sein Leben verändert hat.

Hape Kerkeling

Komiker und Autor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Hans-Peter Wilhelm «Hape» Kerkeling wurde ab Mitte der 1980er-Jahre zum populären Fernseh- und Bühnenkomiker. Vor allem seine Kunstfiguren wie Horst Schlämmer, Siegfried Schwäbli oder Evje van Dampen wurden einem breiten Publikum bekannt.

Sie stehen kurz vor Ihrem 60. Geburtstag. Die ARD ehrt Sie am 9. Dezember mit einem Dokumentarfilm über Ihr Leben. Sie haben selbst auch zurückgeschaut und wollten wissen, woher Sie kommen. Verstehen Sie sich nach dieser Ahnenforschung heute besser?

Ich muss sagen, ja, das hat mein Leben schon sehr verändert. Vorher war da ein schwarzes Loch, wenn ich in die Welt meiner Ahnen geschaut habe. Jetzt schaue ich in einen beleuchteten Tunnel und erkenne zumindest Silhouetten. Es ist erstaunlich, festzustellen, wie viele Parallelen es zu diesen Ahnen gibt, die man so gar nicht kennt. Man ahnt gar nicht, wie sie das eigene Leben beeinflussen.

Es ist für mich viel leichter, diese Gefühle aufzuschreiben, als darüber zu sprechen.

Sie haben ein Familienmotto entdeckt, das sich durchgezogen hat: sich verstecken.

Ja, ganz offensichtlich hat sich das Versteckspiel über Jahrhunderte stets wiederholt. Mein Urahn, Barent Kerkeling aus dem Goldenen Zeitalter Amsterdams, legte den Grundstein: Er musste sich als Katholik im calvinistischen Amsterdam verstecken und sich hüten, das auszuleben. Es ist erstaunlich, dass sich so etwas in einer Familie immer wieder wiederholt.

Auch Sie haben sich lange versteckt. Ihre Homosexualität war im Showbusiness der 80er ein Tabu. In Ihrem Buch beschreiben Sie die sehr persönliche Geschichte Ihrer ersten grossen Liebe. Das Glück war von kurzer Dauer, Ihr Freund erkrankte und ist an Aids gestorben.  Wie hat Sie diese Zeit geprägt?

Es ist für mich viel leichter, diese Gefühle aufzuschreiben, als darüber zu sprechen. Wenn ich darüber spreche, versagen mir ehrlich gesagt die Kräfte. Mir fehlt es an Worten, um den Schrecken zu beschreiben.

Ich bin überzeugt: Selbst in den dunkelsten Momenten will man immer noch den Schimmer des Lichts erkennen.

In dieser Zeit startete die erfolgreiche TV-Show «Total normal». Nur sehr wenige wussten von Ihrer Situation. Sie pendelten also zwischen zwei komplett unterschiedlichen Welten hin und her. Und ich fragte mich beim Lesen: Wie haben Sie das ausgehalten?

Einerseits ist es schrecklich gewesen, andererseits war es eine willkommene Ablenkung. Das Publikum hat mich manchmal mehr aufgebaut als ich das Publikum. So ist das Leben nun mal. Wir werden vor Herausforderungen gestellt und wir wissen nie, wie hoch diese Herausforderungen sind. Ich bin aber überzeugt: Selbst in den dunkelsten Momenten will man immer noch den Schimmer des Lichts erkennen und sucht ihn. Und das ist gut.

Hape Kerkeling im Anzug steht in einer Menschenmenge.
Legende: Das Publikum habe ihn oft aufgebaut, sagt Hape Kerkeling. Reuters/Maurizio Gambarini

Seit kurzem äussern Sie sich auch politisch, Sie warnen vor der in Teilen rechtsextremen AfD in Deutschland. Warum haben Sie sich entschieden, öffentlich politisch Position zu beziehen?

Ich muss Ihnen ehrlich sagen, mir war bis vor wenigen Jahren gar nicht bewusst, wie sehr ich an der Demokratie in meinem Heimatland, der Bundesrepublik Deutschland, hänge. Je mehr diese in Gefahr gerät, desto mehr komme ich aus meiner Wohlfühlblase heraus und merke, ich muss etwas tun. Deswegen spreche ich mich offen und deutlich gegen rechtsradikale Tendenzen in der Bundesrepublik aus, in der Hoffnung, es hat bei den einen oder anderen Erfolg.

Am 9. Dezember werden Sie 60 Jahre alt. Was wünschen Sie sich?

Das, was sich alle älteren Herrschaften wünschen, die noch halbwegs rüstig sind: Gesundheit, Gesundheit und noch mal Gesundheit.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

Tagesgespräch, 4.11.2024, 13 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel