Bundespräsident Alain Berset gibt Ende Jahr sein Amt als Bundesrat ab. «Gesichter & Geschichten» hat den 51-Jährigen an der Verleihung der Schweizer Musikpreise getroffen, um über sein musikalisches Leben zu sprechen und auf seine Legislatur als Kulturminister zurückzuschauen.
SRF: Monsieur Berset, wir starten mit einer Behauptung: Nach Ihrer Zeit als Bundesrat starten Sie endlich als Jazz-Pianist durch.
Alain Berset: Das glaube ich leider nicht. Wenn das möglich gewesen wäre, hätte ich das schon früher gemacht. Ich habe zwar schon sehr früh mit der Musik angefangen, habe Klavier gespielt und gesungen. Ich spiele bis heute Klavier, aber zum Profi hat es nicht gereicht – und nun ist es wohl zu spät.
Während der Corona-Zeit spielte ich oft spät in der Nacht Klavier. So konnte ich den Kopf abstellen und die Arbeit für einen kurzen Moment vergessen.
Sie waren fünf Jahre alt, als sie zum ersten Mal im Chor gesungen haben. Woran erinnern Sie sich aus dieser Zeit?
Das war ein ziemlich anspruchsvoller Chor mit vier Stimmen. Ich war leider nicht so talentiert, was den Gesang anbelangt. Ich habe aber sehr schöne Erinnerungen an Freundschaften aus dieser Zeit und an Sommerlager, in denen wir täglich zwei bis drei Stunden übten.
Danach haben Sie sich also auf das Klavier beschränkt. In welchen Momenten sitzen Sie heute noch ans Klavier?
Ziemlich oft, muss ich sagen. Ich spiele, um zu entspannen. Während der Corona-Zeit zum Beispiel sehr oft spät in der Nacht, damit ich den Kopf abstellen und die Arbeit für einen kurzen Moment vergessen konnte. Das ist aber unterschiedlich. Es gibt Perioden, in denen ich regelmässig spiele und das als ein richtiges Bedürfnis empfinde. Es gibt aber auch Zeiträume, in denen das nicht der Fall ist.
Sie waren zwölf Jahre lang Kulturminister. Was haben Sie in dieser Zeit für die Schweizer Musikszene erreicht?
Ich wurde ungefähr zum Zeitpunkt der sogenannten Musikinitiative in den Bundesrat gewählt. Diese hatte den direkten Gegenvorschlag zur Folge, welcher das Programm «Jugend und Musik» ins Leben rief. «Jugend und Musik» erlaubt es jungen Menschen, ganz einfach in Kontakt mit der Musik zu kommen. Es bietet eine Plattform für die Musikförderung und sorgt für Anerkennung bei ehrenamtlich Engagierten. Das ist enorm wichtig und ich bin froh, da mitgewirkt zu haben.
Sie sind ein Musikliebhaber und hören auch bei der Arbeit Musik. Was für Musik hört Alain Berset privat?
Ich habe immer Musik bei mir, sei es im Büro oder wenn ich unterwegs bin. Schon als Ständeratspräsident hatte ich eine Musikanlage im Büro, die ich gerne während der Arbeit benutzte. Ich höre unterschiedliche Musik, aber sicher viel Jazz oder auch Elektro-Jazz.
Den breiten Musikgeschmack hat Sie diesen Sommer auch an die Street Parade in Zürich geführt. Wie entflammte Ihre Liebe zur elektronischen Musik?
Das hört sich vielleicht etwas speziell an, aber für mich ist die elektronische Musik eine Entwicklung des Jazz. Ich kann sehr schlecht Musikkategorien beschreiben, aber ich kann gut sagen, ob ich etwas mag oder nicht. Techno hat aber viel mit Rhythmus zu tun, und ich mag die einfachen, repetitiven Stile.
Das Gespräch führte Michel Birri.