Im Vergleich zu den Nullerjahren bekommen heutzutage zweimal mehr Menschen Medikamente gegen die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS verschrieben. Die Wartezeiten für eine medizinische Abklärung bei Verdacht auf ADHS können bis zu einem Jahr betragen. Für Betroffene ist die Wartezeit auf die Diagnose oft eine Qual. Umso besser sei es, wenn dann endlich mit der Therapie begonnen werden könne.
Drei Tage nach Beginn der medikamentösen Therapie weinte ich vor Freude und Trauer.
ADHS wird immer häufiger auch im Erwachsenenalter diagnostiziert. Peter Uma aus der SRF-Community schildert seine Geschichte: «Drei Tage nach Beginn der medikamentösen Therapie weinte ich vor Freude und Trauer. Freude darüber, dass ich einfach arbeiten und produktiv sein konnte. Mit Fokus und ohne Sturm im Kopf.» Er empfindet jedoch auch Wut darüber, dass er erst im Alter von über 30 Jahren diagnostiziert wurde und viel mehr hätte erreichen können, wenn er das bereits vorher gewusst hätte.
Auch eine Bekannte von SRF-User Pierre de Senarclens hat ihre ADHS-Diagnose in ihren Dreissigern erhalten. Sie habe studiert, spreche vier Sprachen, sei in einer gesunden Beziehung, habe aber extrem Mühe, ihr Leben zu organisieren. Sie habe ständig Dutzende Dinge im Kopf, werde leicht abgelenkt und komme deswegen fast immer zu spät. Ob ihr schlussendlich entsprechende Medikamente geholfen haben, lässt Pierre de Senarclens offen.
Die Kinder von Christoph Wüthrich aus der SRF-Community leiden ebenfalls unter ADHS. Bei der Abklärung hat seine Familie nach Umwegen mit lokalen Fachstellen gute Erfahrungen gemacht: «Wir stiessen auf Unwissen, Planlosigkeit und Handlungsunwillen. Erst mit den Fachstellen der Unispitäler konnten wir der Sache auf den Grund gehen und erhielten Jahre später die Diagnose ADHS.» Zudem sei es ihm ein Anliegen, dass zukünftig Lehrkräfte auf Stufe der Primarschule besser sensibilisiert würden und dass mehr ausgebildete Fachkräfte auch lokal zur Verfügung ständen.
Ritalin war nie eine Option.
Auch SRF-Userin Yvonne Pfenninger berichtet von einem ihrer Kinder. Ihm sei im neunten Schuljahr ADHS diagnostiziert worden. Bis dahin sei der Leidensdruck gross gewesen. Zur medikamentösen Behandlung meint sie aber: «Ritalin war nie eine Option. Stattdessen haben wir sehr gute Erfahrungen mit einer Neurofeedbacktherapie gemacht.»
Auch zur Ursache für den Anstieg der Diagnosen wurde in der Kommentarspalte fleissig diskutiert. Viele sehen Gründe für den Anstieg im Aufstieg des Smartphones und der fortschreitenden Digitalisierung. «Dass die allgemeine Digitalisierung und die stundenlange Zeit am Computer und Handy unruhige Menschen produziert, ist kein Wunder», sagt Angela Doppelhofer aus der SRF-Community.