Vor kurzem endete die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Ungarn. Nicht dabei war einer der bekanntesten Leichtathleten der Schweiz: Hürdenläufer Kariem Hussein. Aufgrund einer Verletzung am Fuss musste er die WM vom Sofa aus mitverfolgen. Es ist nur eine von vielen Blessuren in den vergangenen Jahren.
Sport ist für Kariem Hussein seit der Kindheit seine grosse Leidenschaft. Als Sohn einer Schweizerin und eines Ägypters wuchs Kariem Hussein mit zwei Schwestern in Tägerwilen am Bodensee auf. Als Junge wollte er immer Fussballer werden. Nur durch Zufall kam er zur Leichtathletik. Als er in der Schule an einem Sportevent im Hochsprung 2,01 Meter bewältigte, wurde sein Talent entdeckt.
Ich mache genau das, was mich interessiert: Ich treibe Sport und arbeite als Arzt.
Nach seiner Matura zog er 2009 für ein Medizinstudium nach Freiburg und Zürich. 2018 beendete der heute 34-Jährige erfolgreich sein Studium. Heute kann Hussein seine Berufung ausleben. Er ist 50 Prozent in einer Sportarztpraxis als Assistenzarzt angestellt und schreibt nebenbei seine Doktorarbeit. Im «G&G»-Talk erzählt er: «Es ist ein cooler Alltag. Ich mache genau das, was mich interessiert: Ich treibe Sport und arbeite als Arzt.»
Vielversprechender Start
Sport trieb Hussein am Anfang seiner Karriere äusserst erfolgreich: 2014 holte er sich EM-Gold, ein Jahr darauf erreichte er in der Weltmeisterschaft in Peking den Halbfinal und bei der Europameisterschaft im Jahr 2016 ergatterte Hussein die Bronzemedaille.
Danach lief vieles nicht nach Plan.
Dann kam die Wende. «Bis zur EM 2014 ging vieles sehr gut. Danach lief vieles nicht nach Plan», so der Sportler. Eine Verletzung jagte die nächste. 2016 war er für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro nominiert. Dort schied er aufgrund einer Verletzung aus. Zwei Jahre später erlitt Hussein während eines Trainingslagers einen Muskelfaserriss, was ihm die Teilnahme an der Europameisterschaft in Berlin vereitelte. Im vergangenen Jahr verpasste er die Qualifikation für die WM in Eugene (USA) aufgrund Schmerzen an der Patellasehne, die den Oberschenkelmuskel mit dem Schienbein verbindet.
Die vielen Blessuren waren ernüchternd. Nichtsdestotrotz blieb Hussein stets positiv: «Diese Ernüchterungsmomente gehen bei mir immer sehr schnell vorbei. Die Emotionen kommen, ich lasse sie raus, und dann geht es weiter.»
Der grosse Schockmoment
2021 stand er wohl vor der grössten Hürde seines Lebens: Kariem Hussein wurde wegen Doping für neun Monate gesperrt. Damit wurde er von den Olympischen Spielen in Tokio ausgeschlossen. Eine Lutschtablette aus Gly-Coramin wurde ihm zum Verhängnis. Diese enthält einen unerlaubten Wirkstoff, der eine positive Dopingprobe zur Folge hatte. Eine Tablette, die im Training zwar erlaubt, im Wettkampf aber verboten ist.
Nun, rund zwei Jahre später, habe er mit der Geschichte abgeschlossen: «Ich habe viel über mich gelernt. Beispielsweise wie ich mit einer schwierigen Situation umgehen soll.» Er habe gelernt, sich dem Rückschlag zu stellen, diese schwierige Phase durchzustehen, das Geschehene zu akzeptieren, damit abzuschliessen und schliesslich weiterzumachen.
Ich rechne nicht in ‹Alter›. Ich will so lange weitermachen, wie es mir Spass macht.
Und heute kann sich Kariem Hussein bereits nächste Ziele setzen: «Die Olympischen Spiele nächstes Jahr in Paris sind definitiv mein Ziel. Ich rechne nicht in ‹Alter›. Ich will so lange weitermachen, wie es mir Spass macht und wie ich Leistung erbringen kann.»