«Wünsch Dir was!», heisst es, sobald eine Sternschnuppe über den nächtlichen Himmel zieht und man diese erblickt. Zurzeit ist das zwar keine Seltenheit, denn die Perseiden erreichen aktuell ihren Höhepunkt: Der Sternschnuppenregen beginnt jedes Jahr Mitte Juli und ist besonders im August präsent. Aber das Erblicken einer Sternschnuppe – nur einen Wimpernschlag dauernd – ist doch eine Besonderheit.
Warum begeistern uns Sternschnuppen derart? «Um mit dem Zeitgeist zu kokettieren», sagt Daniel Karbacher von der Sternwarte Urania in Zürich. «Der Himmel ist die ultimative Liveshow.» Man könne ihn nicht anhalten, nicht beschleunigen, nicht speichern. Es sei also die Einmaligkeit des Augenblicks, die diese Faszination auslöse.
Im Gegensatz zu vielen anderen Phänomenen am Himmel sind Sternschnuppen – die genaugenommen nichts mit Sternen zu tun haben – bei uns positiv konnotiert. Ein Blick in die Geschichte zeigt aber: Das war nicht immer so.
In der Antike wurden sie beispielsweise für herabfallende Sterne gehalten, die den Tod eines Menschen vorankündigen und Angst und Schrecken verbreiten. Im Alten Testament galten sie gar als «Zuchtrute Gottes zur Durchsetzung seines Willens», und im 14. Jahrhundert sahen Menschen des Mittleren Ostens in den Leuchtstreifen Feuer, das im Kampf zwischen Engeln und Dämonen entstand.
Eine neutralere Deutung erhielten die Meteore bei uns erst im 15. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt auch deren heutige Bezeichnung als Sternschnuppen. «Schnuppe» ist der norddeutsche Ausdruck für das abgeschnittene und verkohlte Ende eines Kerzendochtes, der beim «Putzen» der Kerze abgeschnitten wird. Sternschnuppen wurden demnach als Putzabfälle der Sterne betrachtet und verloren ihre negative Konnotation.
Heutige Interpretationen
Mittlerweile hat sich in Europa grösstenteils eine positive Deutung durchgesetzt: Neben der Erfüllung eines Wunsches vermuten manche an dem Ort, an dem eine Sternschnuppe zur Erde fällt, einen versteckten Schatz.
Und doch: Die negativen Deutungen sind nicht gänzlich verschwunden. In der deutschen Region Westfalen verheissen Sternschnuppen für Männer laut Volksglauben nichts Gutes: Sieht man auf dem Weg zur Geliebten eine Sternschnuppe, stehen die Chancen auf ein Schäferstündchen schlecht.
Die Aborigines in Nordaustralien glauben, dass Meteore die Augen eines bösen Geistes seien, der ein grausames Verhalten an den Tag lege. In der Mongolei gelten die leuchtenden Schweife als Omen für den Tod. Wer eine sieht, spuckt aus und bekundet: «Das ist nicht meine!»
Die beste Sicht auf Perseiden
Ob positiv oder negativ – Sternschnuppen sind ein Spektakel am nächtlichen Himmel. Und wo lässt sich dieses hierzulande aktuell am besten betrachten? Wenn man am Himmel nach Osten blicke, erklärt Daniel Karbacher von der Sternwarte Urania. Die Perseiden stammten scheinbar vom Sternbild Perseus im Osten. «Tatsächlich entstehen sie in der Atmosphäre. Doch die Sternschnuppen lassen sich besonders gut bestaunen, wenn der Blick in Richtung dieses Sternbilds gerichtet wird.»
Mit einer freien Sicht dürfte somit wohl manch eine noch in dieser und den kommenden Nächten einen Wunsch abgeben – und nicht verraten, damit er in Erfüllung geht.