Seit zehn Jahren steht Moritz Oertli jeden Tag in der Halle fürs Handballtraining. Der 23-Jährige spielt in der Erstmannschaft des HC Kriens-Luzern. Der Profisport und sein aktuelles Umfeld sind für Oertli ein wichtiger Bestandteil seines Lebens.
Dieses Leben hat jedoch seinen Preis: Vor zwei Jahren bekam Moritz Oertli die Diagnose «Hip Impingement»: Sein Oberschenkelknochen sitzt nicht perfekt im Hüftgelenk. Daraus entwickelte sich eine Arthrose und eine Pfannenrandfraktur, die mit einer grossen Operation behandelt werden musste.
Moritz Oertli kämpfte mit vielen Schmerzen, die ihn immer wieder mit dem Gedanken konfrontieren: «Wann muss ich aufhören?» Seine Ärztinnen und Ärzte können ihm nicht genau sagen, wie lange er noch spielen kann.
Das Leben nach dem Rücktritt
Der ehemalige Kunstturner Eddy Yusof hat den Rücktritt hinter sich: Eigentlich wollte er erst nach den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris aufhören. Seine Rückenschmerzen haben ihn aber dazu gezwungen, die Zeit im Nationalkader früher zu beenden. Im November 2023 gab Eddy Yusof seinen Rücktritt bekannt.
Die Angst vor der Zukunft war manchmal fast grösser als die Liebe zum Sport.
Diese Entscheidung fiel ihm nicht leicht, da er nicht wusste, was ihn nach seiner Karriere erwartet. «Die Angst vor der Zukunft war manchmal fast grösser als die Liebe zum Sport», meint der 29-Jährige.
Nach dem Rücktritt sieht sein Alltag anders aus: Er wohnt an einem neuen Ort, hat Zeit zum Reisen und für einen Sprachaufenthalt. Dieser Wechsel und die Neuorientierung sind aber nicht nur einfach, er macht sich viele Gedanken über seine Zukunft. Ab Sommer ist er an der PH eingeschrieben, er möchte Sportlehrer werden.
Forschungen zur mentalen Gesundheit im Profisport
Die mentale Gesundheit während und nach der Karriere im Profisport wird wissenschaftlich untersucht und vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.
Eine Studie der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen (EHSM) zeigt, dass die psychische Belastung von verletzten Spitzensportlerinnen und -sportlern hoch ist. Rund jede dritte verletzte Person hat angegeben, dass sie unter mittleren bis schweren Depressionssymptomen leidet.
Ebenfalls untersucht werden aktuell die psychologischen Prozesse von Athletinnen und Athleten, die vom Spitzensport zurücktreten. Michael Schmid ist Teil dieses Forschungsteams, das Spitzensportlerinnen und -sportler während ihrer Karriere und nach dem Rücktritt befragen, um herauszufinden, wie ein Übergang ins Leben nach dem Spitzensport erfolgreich gelingt.
«Es ist wichtig, dass Sportlerinnen und Sportler mehrere Säulen der Identität haben und sich nicht nur durch den Sport identifizieren», sagt Michael Schmid.
Zwei Jahre lang kämpft der Handballer Moritz Oertli nun schon mit Hüftschmerzen. Zum aktuellen Zeitpunkt macht ihm seine körperliche Gesundheit jedoch keine Sorgen, er hat keine Schmerzen.
Sollte ein Rücktritt aufgrund seiner Verletzung jedoch infrage kommen, vertraut Oertli auf sein Umfeld, welches ihn immer unterstütze. Trotzdem sagt er: «Ich hoffe, dass es noch lange nicht so weit ist.»