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10 Jahre Bürgerkrieg In Syrien ist ein Ende des Kriegs nicht abzusehen

Vor zehn Jahren begannen in Syrien die ersten Kämpfe. Eine Übersicht über den blutigen Bürgerkrieg im Nahen Osten.

Was ist der Ursprung des Bürgerkriegs in Syrien? Die Politik von Machthaber Baschar al-Assad hatte im Vorfeld zu Arbeits- und Perspektivlosigkeit geführt, dazu gab es Missernten und schwelende Konflikte wegen Unterdrückung von gesellschaftlichen und religiösen Gruppen. Im Zuge des Arabischen Frühlings in der Region kam es auch in Syrien zu zunächst friedlichen Protesten der Opposition, die jedoch im März 2011 eskalierten und von Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen wurden.

Wann begannen die eigentlichen Kampfhandlungen? In der Stadt Daara sprühten Teenager am 15. März 2011 die Parole «Das Volk will den Sturz des Regimes» an eine Wand. Als sie verhaftet wurden, wurden die Proteste heftiger. Das Hauptquartier der Regierungspartei wurde in Brand gesteckt – Sicherheitskräfte töteten Demonstranten, um der Lage Herr zu werden. Im April 2011 kam es in immer mehr Städten zu Demonstrationen. Das Militär griff ein, die Städte Daara und Homs wurden abgeriegelt, die Gewalt eskalierte. Im Sommer 2011 formierten sich diverse bewaffnete oppositionelle Gruppen im Kampf gegen Assad.

Welche Konfliktparteien gibt oder gab es? Laut SRF-Nahost-Korrespondent Pascal Weber bestand die Opposition zunächst aus lokalen Gruppierungen. Aus desertierten Soldaten bildete sich dann die grössere sogenannte «Freie Syrische Armee». Mächte aus der Region, wie die Türkei oder Saudi-Arabien, aber auch die USA sahen in der Opposition eine Möglichkeit, das Regime Assad zu stürzen und versorgten diese mit Geld und Waffen.

Dadurch entstand ein internationaler Konflikt, der sich schnell radikalisierte und dschihadistisch aufgeladen wurde. Auf der Seite Assads griff bald Iran mithilfe der libanesischen Hisbollah, später auch mit Milizen aus Irak, Pakistan und Afghanistan ein. Mit dem Ausbreiten des sogenannten «Islamischen Staates» spielten die Kurden eine immer wichtigere Rolle, die von der US-amerikanischen Luftwaffe unterstützt wurden. Den Krieg – zumindest vordergründig – zugunsten Assads entschieden hat dann vor allem das Eingreifen Russlands aufseiten der syrischen Regierung 2015.

Wie viele Opfer hat der Krieg bisher gefordert? Bereits Ende 2011 zählte die UNO 5000 Opfer. Im weiteren Verlauf forderten insbesondere Giftgasangriffe wie jener des Regimes auf Ghuta oder der blutige Kampf um Kobane viele Opfer und sorgten international für Empörung. Mittlerweile dürften laut Schätzungen im Syrienkrieg über 500'000 Menschen gestorben sein. Über 6.6 Millionen Syrerinnen und Syrer leben im eigenen Land als Vertriebene, rund 6.7 Millionen sind ins Ausland geflüchtet. Alleine 2015 versuchte rund eine Million Syrerinnen und Syrer über das Mittelmeer in die EU zu gelangen. Der Tod des dreijährigen Buben Alan Kurdi im Mittelmeer gab der Flüchtlingskrise ein Gesicht.

Alan Kurdi.
Legende: Türkische Polizisten stehen neben der Leiche des dreijährigen syrischen Jungen Alan Kurdi, der beim gescheiterten Versuch, Anfang September 2015 auf die griechische Insel Kos zu gelangen, ertrunken war und an der türkischen Küste angeschwemmt wurde. Keystone

Was ist der Stand jetzt in Syrien? Mittlerweile kontrolliert das Assad-Regime wieder zwei Drittel des Landes. Doch um Landstriche im Norden und Osten Syriens wird sporadisch weitergekämpft. Dort ist die Lage besonders prekär, doch das ganze Land leidet unter den Sanktionen und der kollabierten Wirtschaft. Zum Krieg und der Wirtschaftskrise kommt nun auch noch die Corona-Pandemie dazu. Peter Maurer, der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), sagte, eine politische Lösung sei dringend: «Die Syrer können sich kein weiteres Jahr wie dieses leisten, geschweige denn weitere zehn Jahre.»

Armut und Hunger in Syrien weiten sich aus

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Das Flüchtlingslager Idlib.
Legende: Keystone

In Syrien hat sich nach einem UN-Bericht die Zahl der Menschen, die Hunger leiden und in Armut geraten, weiter erhöht.

12.4 Millionen Menschen und damit fast 60 Prozent der Bevölkerung lebten in Ernährungsunsicherheit und litten unter Hunger, teilte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) mit. Das seien doppelt so viele wie 2018.

«Die Menschen in Syrien sind mit den schlimmsten humanitären Umständen seit dem Beginn der Krise konfrontiert», heisst es. Die Zahl der Menschen, die ohne Ernährungshilfe nicht überleben können, liegt demnach bei 1.3 Millionen und hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Grund für die prekäre Lage sind nach WFP-Angaben in die Höhe geschossene Lebensmittelpreise.

SRF 4 News, 10.3.21, 09:00 Uhr

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