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39 Grad in Sydney Im australischen Sommer sind Strategien gegen Überhitzung gefragt

Der Sommer in Down Under startet heiss. Die Hitze kann tödlich sein – was sie zu einem wichtigen Forschungsgebiet macht.

An einem Frühlingsnachmittag in Sydney zeigt das Thermometer in der Innenstadt 39 Grad – etwa zehn Grad mehr als der jahreszeitliche Durchschnitt.

Für Professor Ollie Jay, Leiter des Zentrums für Hitze- und Gesundheitsforschung an der Universität Sydney, ist die Ursache für diese ungewöhnlich hohen Temperaturen eindeutig: der menschengemachte Klimawandel.

Jay erklärt, dass als Folge des Klimawandels die Durchschnittstemperaturen jeden Sommer weiter ansteigen lassen. «Extreme Hitze ist besonders problematisch für die menschliche Gesundheit.»

Schwangere Frauen haben bei extremer Hitze ein erhöhtes Risiko für Früh- oder gar Totgeburten.
Autor: Ollie Jay Hitzeforscher an der Universität Sydney

Eine Überhitzung des Körpers kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben und sogar zum Tod führen. Hitzschlag, Herzinfarkt und Nierenversagen sind Beispiele dafür, wie Hitze den Körper über seine Grenzen hinaus belasten kann.

Was tun gegen die extreme Hitze?

Um Schutzmassnahmen gegen die steigenden Temperaturen zu erforschen, arbeitet Ollie Jay mit einem Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen. Sie simulieren unter anderem verschiedene Temperatur- und Luftfeuchtigkeits­szenarien und testen die Reaktionen von Versuchspersonen unterschiedlichen Alters, einschliesslich Schwangerer. Jay sagt: «Die Forschung zeigt, dass schwangere Frauen bei extremer Hitze ein erhöhtes Risiko für Früh- oder gar Totgeburten haben», erklärt Jay.

In einigen Gebieten im Landesinneren Australiens sind Sommertemperaturen von über 50 Grad Celsius bereits fast normal. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten Teile des Kontinents bald unbewohnbar werden.

Die Arbeit des Teams in Sydney hat globale Bedeutung. Auch Europa leidet zunehmend unter extremer Hitze. Schätzungen zufolge starben in den Sommern 2022 und 2023 mehr als 100'000 Menschen während Hitzewellen.

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt sind die negativen Auswirkungen von Hitze in Schulen. Hohe Temperaturen führen zu Konzentrations­schwierigkeiten, erklärt Jay. «Die daraus resultierenden Lernprobleme können Schülerinnen und Schüler ein Leben lang beeinträchtigen.»

Ärmere Weltregionen sind besonders betroffen

Jay betont, dass die Hitzekrise besonders für ärmere Menschen folgenreich ist, da sie oft keinen Zugang zu Klimaanlagen haben. Seine Forschung konzentriert sich daher auf Methoden zum Umgang mit extremer Hitze, die ohne aufwendige technische Hilfsmittel auskommen.

Elektrische Ventilatoren, die im Vergleich zu Klimaanlagen günstig zu betreiben sind, erweisen sich laut den Wissenschaftlern in vielen Fällen als wirksame Kühlmethode. «Besonders effektiv ist die Kombination mit Wasser, das auf den Körper aufgetragen wird. Dies verhindert die Austrocknung der Haut, und die Verdunstung führt zur Abkühlung des Körpers», sagt Jay.

Mann in einem Geschäft mit verschiedenen Ventilatoren.
Legende: In Ländern wie Indien sind besonders viele Menschen von den steigenden Temperaturen betroffen: Elektronische Ventilatoren leisten dort vergleichsweise günstige Abhilfe. IMAGO / NurPhoto

Dem Forschungsteam in Sydney läuft die Zeit davon. Einige Wissenschaftler prognostizieren, dass sich die Zahl der Hitzetoten bis 2050 weltweit vervierfachen könnte, falls sich die globalen Temperaturen weiterhin so entwickeln wie in den letzten Jahren.

Rendez-Vous, 28.11.25, 12:30 Uhr; stal; noes

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