Zum Inhalt springen

Absturz der Boeing 737 in Iran Was bekannt ist – und was nicht

Das Ereignis: Am Mittwoch ist nahe Teheran, kurz nachdem der Iran zwei von den USA genutzten Stützpunkte im Irak angegriffen hatte, eine Passagiermaschine der Ukraine International Airlines abgestürzt. Sie war in Teheran gestartet und peilte Kiew an. An Bord der kurz nach dem Start verunfallten Boeing 737 waren 176 Menschen. Alle Passagiere sind beim Absturz gestorben.

Die Opfer: Unter den Opfern sind, 82 Iraner, 63 Kanadier, zehn Schweden, drei Briten, vier Afghanen und elf Ukrainer. Beim Unglück ist auch ein Doktorand der ETH Zürich und seine Partnerin, beide aus dem Iran, ums Leben gekommen. Neun der Ukrainer waren Besatzungsmitglieder.

Die Ursache: Offiziell wird die Absturz-Ursache noch ermittelt. Teheran hatte kurz nach dem Ereignis einen technischen Defekt als Anlass für das Unglück angegeben. Dieser hätte zu einem Feuer an Bord geführt.

Die Indizien: Mittlerweile mehren sich die Hinweise, dass die Boeing 737 von einer iranischen Rakete abgeschossen worden ist. Die «New York Times» hatte am Donnerstag ein Video veröffentlicht, das den Abschuss einer Rakete in Richtung eines Flugzeugs zeigen soll. Ferner soll der Geheimdienst über einschlägige Satelliten-, Radar- und anderen elektronischen Daten verfügen, die einen Angriff des Flugzeugs belegen. Gegen einen Absturz mag auch die Reaktion des Airline-Präsidenten, Jewgeni Dychne, sprechen. Ihm zufolge war die Unglücks-Maschine «eines ihrer besten Flugzeuge». Die Boeing des Typs 737-800 NG sei erst seit 2016 für das Unternehmen im Einsatz. Noch am Montag sei sie überprüft worden und hätte keinerlei Probleme aufgewiesen.

D ie Reaktionen: Teheran hat die Vermutungen auf einen Abschuss der Maschine bereits mehrfach zurückgewiesen. Nichtsdestotrotz will sie Boeing-Fachleute aus den USA, Kanada und Frankreich an den Ermittlungen beteiligen. Die Ukraine hat bereits eigene Experten an den Absturzort entsandt. Ein Abschuss der Passagiermaschine sei nicht ausgeschlossen, aber bislang nicht bewiesen, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski. Schweden, das beim Flugzeug-Absturz zehn Staatsangehörige verlor, hat die Forderung erhoben, in den Kreis der Ermittler einbezogen zu werden. Ministerpräsident Stefan Löfven verlangte gar, dass all jene Länder in die Untersuchungen involviert würden, die beim Unglück Staatsbürger verloren hätten.

So reagiert die Politik: Der deutsche Aussenminister Heiko Maas forderte wie mehrere seiner Amtskollegen eine lückenlose Aufklärung: «Es darf nichts unter den Tisch gekehrt werden, denn wenn das der Fall wäre, wäre das der Nährboden für neues Misstrauen.» US-Aussenminister Mike Pompeo sagte, zunächst müsse die Untersuchung abgewartet werden. «Ich bin zuversichtlich, dass wir und die Welt angemessen reagieren werden, wenn wir die Ergebnisse dieser Untersuchung bekommen.» Er sprach Selenski sein Beileid für die Todesopfer beim Absturz aus.

Der weitere Verlauf: Im Fokus der Ermittler stehen die letzten Minuten an Bord. Die beiden Blackboxen sind geborgen und sollen im Iran untersucht werden. Sollte dies aus technischen Gründen nicht möglich sein, wären auch Untersuchungen im Ausland denkbar, teilt der Leiter der iranischen Luftfahrtbehörde mit. Nach gründlicher Prüfung sollten die beiden Datenschreiber an die Ukraine übergeben werden. Auch die Überreste der 176 Passagiere, die aktuell in der Gerichtsmedizin sind, würden der Ukraine ausgehändigt.

Meistgelesene Artikel