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Ägypten in Aufruhr Schwere Vorwürfe nach Mursis Tod

Die Muslimbrüder sprechen von Mord. Doch auch Menschenrechtsorganisationen üben harsche Kritik an den Haftbedingungen.

Angespannte Lage: Der Islamist Mursi war seit seiner Absetzung durch das Militär inhaftiert. Gestern starb er in einem Gerichtssaal, laut dem ägyptischen Staatsfernsehen an Herzversagen. Aus Angst vor Protesten erhöhte das Innenministerium die Alarmbereitschaft der Sicherheitskräfte. Eine durchaus berechtigte Massnahme, meint Islamwissenschaftler Reinhard Schulze. «Die Muslimbrüder lieben Verschwörungstheorien und es wird ihnen zunächst darum gehen, Mursi so als Opfer darzustellen, dass der Staat als Täter angesehen wird.»

Anti-Mubarak.Demo in Kairo.
Legende: 2011 brachten Massendemonstrationen das Regime von Hosni Mubarak zu Fall. Dass die Muslimbrüder die Massen nun gegen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi mobilisieren können, scheint fraglich. Reuters

Die Mordthese: Mursis Tod ist für die Muslimbrüder ein «ausgewachsener Mord». Sie riefen die Menschen dazu auf, in Massen zu Mursis Beisetzung zu kommen. Amnesty International fordert eine unabhängige Untersuchung. Human Rights Watch schreibt, Mursi habe keine angemessene medizinische Versorgung erhalten. So seien ihm unter anderem über Jahre Besuche seiner Familie und seiner Ärzte untersagt worden. Auch eine Delegation von britischen Parlamentariern bezeichnete die Haftbedingungen nach einem Besuch im Gefängnis als Folter.

Mursi 2015 bei einer Gerichtsverhandlung in Kairo
Legende: Die Vorwürfe wiegen schwer: Isolationshaft, schlechte Ernährung und fehlende Medikamente hätten zum Tod des Ex-Präsidenten geführt. Reuters

Zermürbung hinter Gittern: Die Journalistin Astrid Frefel überrascht Mursis Tod nicht. «Er hat eine lange Geschichte von gesundheitlichen Problemen und ist bereits bei früheren Gerichtsverhandlungen in Ohnmacht gefallen.» Schon länger stehe der Vorwurf im Raum, dass sich die Justiz durch prekäre Haftbedingungen und endlose Verhandlungen der Führung der Muslimbrüder entledigen wolle. «Die Angeklagten werden älter und kränker. Der staatliche Informationsdienst tut die Vorwürfe aber als politisch motivierte Lügen ab.»

Pro-Mursi-Demo 2013.
Legende: Mursi wurde im Beisein seiner Familie in der Hauptstadt Kairo bestattet, wie sein Anwalt sagte. Im Bild: 2013 demonstrieren seine Unterstützer für den soeben gestürzten Islamisten. Reuters

Geschwächte Islamisten: Mursis Tod könnte zwar Anlass für einen Aufschrei gegen das Justizsystem geben, sagt die Journalistin: «Aber die Zustände sind bekannt und die Menschen scheinen sie zu dulden.» Denn Staatschef al-Sisi habe es geschafft, die Muslimbrüder zu diskreditieren: «Zudem stehen die arabischen und westlichen Länder mit wenigen Ausnahmen hinter dem Regime und seinem Versprechen, im Land und der Region für Stabilität zu sorgen.» Von radikalen Splittergruppen der Islamisten gehe aber eine erhöhte Anschlagsgefahr aus.

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