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Ärztestreik in Indien Indien: Proteste nach schwerem Vergewaltigungsfall im ganzen Land

  • Der gewaltsame Tod einer jungen Ärztin in Ausbildung hat in Indien eine neue Welle von Protesten ausgelöst.
  • Medizinerinnen und Mediziner haben landesweit ihre Arbeit für 24 Stunden niedergelegt.
  • Spitäler wiesen Patientinnen und Patienten ab – wenn es sich nicht um Notfälle handelte. 

Währenddessen riefen die Demonstrantinnen und Demonstranten in weissen Kitteln ihre Forderungen und hielten Plakate hoch. Sie möchten eine Bestrafung des Täters oder der Täter – und sicherere Arbeitsbedingungen. «Ich habe Angst», sagte eine junge Frau einem Reporter des örtlichen Fernsehsenders NDTV. Ihre Eltern hätten ihr gesagt, dass sie keine Nachtschichten mehr übernehmen solle.

Es brauche bei Spitälern Sicherheitsvorkehrungen wie an Flughäfen, erklärte der Chef der Indian Medical Association, RV Asokan. «Ärzte werden misshandelt, sind unterbezahlt und überarbeitet», sagte ein anderer Arzt der «Times of India». Bereits in den vergangenen Tagen hatten Zehntausende protestiert.

Gleichzeitig rief das Gesundheitsministerium in Neu-Delhi die Protestierenden dazu auf, wieder in ihre Spitäler zurückzukehren – gerade angesichts einer steigenden Zahl von Dengue- und Malaria-Fällen. Sie versprachen, dass ein Komitee Sicherheitsmassnahmen vorschlagen werde.

Drohungen und Gewalt im Gesundheitssystem

Das schon lange schwelende Problem wurde einmal mehr aktuell, als die Leiche der 31-jährigen Ärztin in Ausbildung am Freitagmorgen vergangener Woche gefunden wurde – in einem Seminarraum ihres Spitals in der Millionenstadt Kalkutta. Die Frau soll dort nach einer langen Schicht geschlafen haben. Ihr Körper wies viele Verletzungen auf, eine Autopsie wies Spuren sexueller Gewalt nach. Die Polizei nahm bislang einen Verdächtigen fest.

Stimmen aus der Ärzteschaft berichteten, die Obduktion deute auf eine Gruppenvergewaltigung hin. Inzwischen wies das Oberste Gericht Kolkatas eine indische Bundespolizeibehörde an, die Ermittlungen zu übernehmen.

Die Berichte richteten die Aufmerksamkeit auf gleich zwei grosse Probleme: Zum einen erleben Ärztinnen und Ärzte auf dem Subkontinent immer wieder Gewalt am Arbeitsplatz. Zum anderen häufen sich Berichte, wonach Angehörige Gesundheitspersonal angreifen – gerade wenn Patientinnen und Patienten sterben. Bis zu 75 Prozent der Medizinerinnen und Mediziner seien etwa Drohungen und körperlichen Übergriffen ausgesetzt, hiess es in einer Studie der Indian Medical Association von 2019.

Tagesschau, 17.08.24, 19:30 Uhr ; 

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