Die Schweizer und internationale Presse findet zum Teil scharfe Kritik an der Showveranstaltung zur Auslosung der WM-Gruppen. Eine Auswahl.
Blick, Schweiz: «Herzlichen Glückwunsch. Nicht an US-Präsident Donald Trump für den erhaltenen Fifa-Friedenspreis, sondern an den Weltfussballverband, der sich mit dieser Vergabe komplett entlarvt. Ein Manöver, das derart durchschaubar ist, dass Fifa-Präsident Gianni Infantino eigentlich rot anlaufen müsste. Denn der Walliser weiss natürlich auch: Frieden entsteht nicht dadurch, dass man den lautesten Mann im Raum feiert. Sondern indem man den Mut hat, für Werte und Prinzipien einzustehen. (...) Diese Ehrung ist kein Friedensakt. Sie ist ein Deal. Eine Gegenleistung für politische Rückendeckung.»
Basler Zeitung, Schweiz: «Donald Trump hätte so gerne den Friedensnobelpreis verliehen bekommen. Immerhin hat der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ja so ziemlich alle Unruhen dieser Welt im Alleingang befriedet. Zumindest nach eigenem Empfinden. (...) Mit dem Nobelpreis ist es trotzdem nichts geworden für Trump. Dafür hat er jetzt etwas noch Grösseres erhalten: Den 'Peace Prize' der Fifa, den er am Freitag von seinem guten Freund Gianni Infantino überreicht bekommen hat. Für Trump gab es eine Medaille, die er sich auf der Stelle um den Hals hängte. Ein Zertifikat, damit es auch wirklich jeder versteht: Ja, die Fifa verteilt tatsächlich Friedenspreise. Und einen goldenen Pokal, der grösser ist als die Trophäe, den der neue Weltmeister im Juli erhalten wird.»
The Mirror, England: «Es war ein widerwärtiges Theaterstück. Hier ging es nicht um Fussball, Einheit oder die Kraft des Sports, Gräben zu überwinden. Es ging um Ego, Macht und gegenseitige Gefälligkeiten zwischen zwei Männern, die die Welt – und den Sport – als Bühne für ihre eigenen Ambitionen betrachten. In diesem Moment, im Scheinwerferlicht und inmitten des inszenierten Applauses, wurde das schöne Spiel hässlich. Und es sind die Fussballfans weltweit, die hilflos zusehen müssen, wie die Seele des Sports gegen Spektakel eingetauscht wird.»
The Telegraph, England: «Gianni Infantinos erniedrigendes Verhalten vor Donald Trump ist ein neuer Tiefpunkt. Der Fifa-Präsident hat in der Vergangenheit zwar schon so manchen Unsinn im Namen der Redekunst von sich gegeben, aber das hier war etwas ganz anderes.»
The Guardian, England: «Es war ungefähr so spannend wie das Lesen eines Wörterbuchs oder das Verfolgen der Wahlergebnisse aus Nordkorea. Immerhin gewann Donald Trump den ersten Fifa-Friedenspreis bei einer kitschigen und protzigen WM-Auslosung, die ganz im Zeichen des wohl wertvollsten Egos der Welt stand.»
La Gazzetta dello Sport, Italien: «Infantino, Trump und die gesamte Fifa-Crew losten nach über anderthalb Stunden selbstverliebter, barocker und politisch fragwürdiger Inszenierung endlich bis zum Abendessen die zwölf Gruppen aus. Der Friedenspreis für Trump, ein persönliches Geschenk, ist weniger akzeptabel. Und es ist schlichtweg inakzeptabel, dass zwölf Minuten Sendezeit für einen politischen Werbespot verschwendet werden, der die Qualitäten des US-Präsidenten preist. So etwas geht nicht. Sollte Fussball nicht für alle da sein? Das hier wirkt wie der Fussball einer herrschenden Elite.»
Le Monde, Frankreich: «Von allen Staatschefs, die sich in diesem Jahr bei Donald Trump einschmeicheln wollten, hat Gianni Infantino die Messlatte am höchsten gelegt. Der Preis scheint wie geschaffen für den Bewohner des Weissen Hauses, der verärgert darüber war, im Oktober den Friedensnobelpreis nicht erhalten zu haben. Donald Trump rühmt sich regelmässig damit, seit seiner Rückkehr an die Macht im Januar acht Kriege beendet zu haben. Diese Behauptung ist stark übertrieben.»
El Mundo, Spanien: «Trump, Trump und nur Trump. Der Protagonist der WM-Auslosung am Freitag in Washington war weder der Fussball noch die Todesgruppe, sondern der Präsident der Vereinigten Staaten. Persönlichkeiten wie ihn bezeichnet man in diesem Land als ‹larger-than-life›, grösser als das Leben, und die Inszenierung rund um seine Person und seine Obsessionen hat deutlich gemacht, dass die kommenden Monate ganz von seiner Präsenz geprägt sein werden.»
Der Standard, Österreich: «Infantino hat es wirklich getan: WM-Auslosung wurde zur Polit-Farce samt ‹Friedenspreis› für Trump. Der Fifa-Präsident kostete das Rampenlicht ausgiebig aus und betätigte sich als Showmaster, auch der US-Präsident bekam mehrere grosse Auftritte.»
New York Post, USA: «Ein surreales Spektakel im Kennedy Center, das von peinlich bis bizarr reichte und bei dem Präsident Donald Trump mit den Ticketverkäufen der Fifa prahlte, sagte, die Amerikaner sollten Fussball ‹Football› nennen, und über Pelé meinte: ‹Ich nehme an, er ist einer der Grössten.›»