Der jahrzehntelange Konflikt im rohstoffreichen Ostkongo gilt offiziell als beendet: In Washington haben Kongo-Kinshasa und Ruanda ein Abkommen unterzeichnet – in Anwesenheit von US-Präsident Donald Trump. Er präsentiert sich als Politiker, der sich für Frieden einsetzt und hofft auf internationale Anerkennung. Doch wie nachhaltig sind diese Erfolge? Friedensforscher Laurent Goetschel, Direktor von Swisspeace, ordnet ein.
SRF News: Ist Donald Trump ein Friedensstifter?
Laurent Goetschel: Donald Trump schafft es, militärische Konflikte zu stoppen und einen sogenannten Waffenstillstand herbeizuführen, sofern es dann auch funktioniert. Ob er tatsächlich ein Friedensstifter ist, lässt sich erst in Zukunft beurteilen.
Im Nahen Osten ist ihm jedenfalls gelungen, was Barack Obama und Joe Biden verwehrt blieb.
Das stimmt. Er hat einen äusserst blutigen, tragischen Krieg in Gaza gestoppt. Aber man kann das auf keinen Fall mit einem tatsächlichen Frieden in Verbindung bringen. Denn ein Frieden bedingt, dass die Parteien bereit sind, einander zuzuhören, aufeinander zuzugehen und die Ursachen des Kriegs zu bearbeiten. Davon ist im Nahen Osten bisher sehr wenig zu vernehmen.
Trump verknüpft diese «Stopps der Kriege» oft mit Vorteilen für die USA – etwa mit Abkommen über seltene Erden im Kongo. Ist er vor allem Geschäftsmann?
Im Kern ist Trump ein Geschäftsmann. Wirtschaftlich hat man von einem Friedenszustand mehr als von einem Kriegszustand. Daher gibt es Sinn, wenn er sich als Geschäftsmann für den Frieden einsetzt. Es ist auch nicht verwerflich, wenn er sich auch einen direkten Nutzen für sein Land oder sich selbst erhofft. Denn Frieden bleibt erstrebenswert. Gleichzeitig präsentiert er sich mit dem Thema Frieden, strebt nach dem Friedensnobelpreis. Das hat wohl mit seinem Narzissmus zu tun. Er will positiv in die Geschichte eingehen.
Der grosse Konflikt in Gaza ist gestoppt. In der Ukraine und mit Moskau wird im Moment gesprochen. Die beiden ostafrikanischen Länder haben ein Abkommen unterzeichnet. Wann wird aus diesen Konflikten wirklich Frieden?
Eskalierte Konflikte und Kriege haben Ursachen: ökonomische Interessen, politische Diskriminierungen, historische Ungerechtigkeiten – oft ist es eine Kombination. Für einen dauerhaften Frieden müssen diese Ursachen für den Krieg zumindest teilweise bearbeitet werden. Oder es braucht einen Weg, den die Kriegsparteien zu gehen bereit sind. Bei den Fällen, die wir von Trump kennen, ist darüber wenig bekannt. Oder es ist nicht vertrauensbildend in der Hinsicht, dass man glaubt, dass daraus wirklich ein Frieden entstehen wird.
Ein Frieden bedingt, dass die Parteien bereit sind, einander zuzuhören, aufeinander zuzugehen.
Wie wichtig ist die Aussicht auf wirtschaftliche Stabilität in solch einer Situation?
Wirtschaftliche Stabilität ist sehr wichtig. Denn Kriege verwüsten grosse Teile des betroffenen Landes. Viele Einwohnerinnen haben keine wirtschaftliche Grundlage mehr. Deswegen entstehen einerseits korrupte Gebilde, sogenannte kriegswirtschaftliche Strukturen. Andererseits sind viele Personen direkt oder indirekt an den Kriegshandlungen beteiligt. Damit ein Waffenstillstand hält, müssen alle diese Personen wieder ein Einkommen, eine Lebensgrundlage erhalten. Diese Strukturen müssen wieder umgestellt werden, in konstruktivere wirtschaftliche Bahnen. Die sozioökonomische Grundlage und die entsprechenden Perspektiven sind essenziell wichtig.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.