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«America first» Könnten USA Schweizer Impfziel gefährden?

Während in den USA eine beispiellose Impfkampagne läuft, sorgt man sich in Europa wegen Lieferengpässen.

Eine erste Dosis Impfstoff für alle bis Ende Juni: Ob dieses Ziel des Bundesrats erreicht werden kann, hängt vor allem davon ab, ob die angekündigten Lieferungen der Impfstoffe wie geplant eintreffen. Doch vielerorts hapert es derzeit noch mit der Auslieferung. Deutschland befürchtet, dass Hunderttausende Dosen des Impfstoffs der US-Firma Moderna nicht wie erwartet Ende April geliefert werden können. Dafür geben die USA Gas.

Gesetz aus Kriegszeiten

Ab übernächstem Montag können sich dort alle ab 16 Jahren impfen lassen. Das sei keine Überraschung, sagt Matthias Kündig, SRF-Korrespondent in Miami: «Gerade, wenn es ums Impfen geht, gilt ‹America first› noch immer.»

Präsident Joe Biden habe dazu den sogenannten ‹Defence Production Act› zu Hilfe genommen, erklärt Kündig: «Dieses Gesetz aus der Zeit des Koreakrieges gibt ihm die Macht, privaten Firmen Vorschriften zu machen, wenn es um die nationale Sicherheit geht, zum Beispiel bestimmte Produkte, in diesem Fall Impfstoffe, bevorzugt für die US-Regierung herzustellen.»

Ziel bleibt unverändert

Behalten die USA also die im eigenen Land produzierten Impfstoffe zurück? Wird auch die Schweiz länger auf die Impfdosen warten müssen? SRF-Bundeshausredaktorin Priscilla Imboden hat dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) bei der Medienorientierung am Mittwoch diese Frage gestellt.

Es teilte daraufhin schriftlich mit, der Bundesverwaltung seien zum heutigen Zeitpunkt keine formellen Exportrestriktionen seitens USA für die bestellten Impfstoffe bekannt. Noch vorletzte Woche hatte der Bundesrat zusammen mit Vertretern der Herstellerfirmen Moderna und Pfizer/Biontech angekündigt, dass in den kommenden vier Monaten viel mehr Impfstoff in die Schweiz geliefert werden soll – total acht Millionen Dosen bis Ende Juni.

Das wäre viermal so viel, wie in den ersten drei Monaten des Jahres geliefert worden sind. «Das offizielle Ziel bleibt weiterhin, dass bis Ende Juni alle, die geimpft werden wollen, eine erste Dosis erhalten», erklärt Priscilla Imboden.

Ausweichen auf Sputnik V?

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, führt die deutsche Regierung nun auch Gespräche mit dem Hersteller des russischen Impfstoffs Sputnik V. Ähnliches überlegt sich auch Österreichs Regierung. In der Schweiz war das Produkt bisher mangels Zulassung nach hiesigen Standards kein Thema.

«Sollte es in Deutschland zu Lieferverzögerungen kommen, wäre das tatsächlich etwas beunruhigend, wenn es darum geht, das Impfziel in der Schweiz zu erreichen», findet auch Redaktorin Imboden. «Vor allem, weil es den Impfstoff vom Moderna betrifft. Denn die Schweizer Impfstrategie stützt sich im Moment stark auf diesen Impfstoff ab.» Patrick Mathys, Leiter Krisenbewältigung beim BAG, sagte auf die Frage, ob auch die Schweiz von Lieferproblemen betroffen sei: «Nein, ich gehe im Moment nicht davon aus.»

Die Herstellerfirmen Moderna und Pfizer erklären beide auf Anfrage von SRF, der Impfstoff für die Schweiz werde in Europa hergestellt und sei von allfälligen US-Exportbeschränkungen nicht betroffen. Die Impfdosen in die Schweiz würden im versprochenen Umfang und auch rechtzeitig geliefert.

Rendez-vous, 08.04.2021, 12:30 Uhr ; 

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