Die Angriffe der USA und ihrer Verbündeten auf Huthi-Stellungen im Jemen stellen einen Wendepunkt im aktuellen Konflikt im Nahen Osten dar. Die Luftangriffe eröffnen eine dritte Front – neben den bereits existierenden Fronten zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas in Gaza und zwischen Israel und der Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon.
Einschränkung des Welthandels
Mit den Angriffen auf die vom Iran unterstützten Huthis haben westliche Staaten erstmals seit dem Ausbruch des Israel-Gaza-Krieges aktiv und mit Waffengewalt in der Region eingegriffen. Das haben sie in den letzten Monaten, seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober, eigentlich zu vermeiden versucht. Doch Warnungen an die Adresse der Huthi-Rebellen in den letzten Wochen sind folgenlos geblieben.
Die Huthis hatten seit Mitte Oktober vermehrt Handelsschiffe im Roten Meer angegriffen – und diese Angriffe als Unterstützung für die Hamas und die Palästinenser in Gaza deklariert. In der Folge begannen immer mehr Reedereien die Seeroute via Suezkanal zu vermeiden. Stattdessen setzten sie auf die deutlich längere Route vorbei am Horn von Afrika, was zu höheren Kosten und Lieferverzögerungen führte. Schätzungsweise rund zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer.
Verstärkte Angriffe zu erwarten
Dass die von den USA angeführte Militärallianz nun im Roten Meer eingreift und Huthi-Stellungen bombardiert, bietet das Potenzial für eine weitere Eskalation im Nahen Osten: Etwa, wenn nun pro-iranische Gruppierungen – als Vergeltung – verstärkt Israel oder westliche Ziele in der Region attackieren. Bereits seit Mitte Oktober greifen pro-iranische Gruppierungen immer wieder US-Militärbasen in Syrien und Irak an, etwa die Militärbasis «Ain al-Asad» in Irak, wo US- und andere westliche Soldaten stationiert sind.
Die vom Iran unterstützten Huthis sind ausserdem ein Gegner, den es militärisch nicht zu unterschätzen gilt. In den neun Jahren Bürgerkrieg im Jemen wurden tausende Luftschläge gegen sie geflogen, ohne dass die Gruppierung als Ganzes dadurch nachhaltig geschwächt worden wäre. Die Militärschläge der anglo-amerikanischen Militärallianz werden die Huthis kaum davon abhalten, weitere Schiffe im Roten Meer anzugreifen.
Die Huthis selbst haben inzwischen bereits mit Vergeltung gedroht. Mit dem Eingreifen der USA und ihrer Verbündeten hat sich der Konflikt ausgeweitet – ihn einzudämmen dürfte nun noch schwieriger werden.