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Angriffe auf Huthi-Stellungen «Es gibt keine völkerrechtliche Legitimation für diesen Anschlag»

Nachdem die Huthi-Rebellen wochenlang die Schiffe im Roten Meer beschossen haben, haben sich nun die USA und Grossbritannien militärisch eingemischt. In der Nacht auf Freitag griffen sie Huthi-Stellungen im Jemen an. Der ETH-Sicherheitsexperte und politische Analyst Roland Popp ordnet diese Attacke ein.

Roland Popp

Experte für Sicherheitspolitik

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Roland Popp ist seit 2020 Forschungsmitarbeiter an der Militärakademie an der ETH Zürich. Von 2008 bis 2017 war er Senior Researcher und Leiter einer Forschungsgruppe über Nuklearwaffenpolitik am Center for Security Studies an der ETH Zürich. 

SRF News: Ist das Vorgehen der USA und Grossbritanniens gesetzeskonform?

Roland Popp: Es ist nicht gedeckt von einem völkerrechtlichen Beschluss seitens der UNO. Es gab einen UNO-Sicherheitsratsbeschluss letzten Mittwoch. Der hat zwar die Angriffe der Huthis verurteilt, aber er legitimiert keinen militärischen Einsatz. Kurz: Gegenwärtig gibt es keine völkerrechtliche Legitimation für diesen Vergeltungsschlag.

Was bewirkt der Angriff Ihrer Einschätzung nach?

Wir wissen noch wenig darüber, wie erfolgreich dieser Angriff war. Ich bin skeptisch, dass er grosse Auswirkungen hat. Nicht zuletzt, weil die Waffensysteme, die die Huthis gegen die Schifffahrt im Roten Meer einsetzen, schwer zu orten sind. Ich vermute, dass den Huthis noch genügend Systeme bleiben, um weiterhin Schiffe anzugreifen.

eine Menschenmenge mit arabisch beschrifteten Plakaten, im Hintergrund Minarette in Sanaa, Jemen
Legende: In Jemen gab es Proteste gegen den Angriff der USA und Grossbritanniens im Roten Meer. Keystone/Yahya Arhab

Wenn der militärische Erfolg bescheiden sein wird, warum dann dieses Eingreifen der USA und von Grossbritannien?

Man war gezwungen, überhaupt irgendwas zu tun. Es gab in den letzten Wochen Bemühungen seitens der Amerikaner, eine internationale Flottille zusammenzustellen, um die Freiheit der Schifffahrt im Roten Meer zu sichern. Im Grunde haben die USA aber kaum Staaten gefunden, die bereit waren mitzumachen. Insbesondere beteiligt sich nur ein einziger Staat aus der Region, nämlich Bahrain. Bahrain ist an dieser Aktion offenbar symbolisch mitbeteiligt. Das war ein politisches Versagen der USA und zeigt auch, wie sehr sie in der Region isoliert sind.

Die Huthis sind keine Marionetten des Iran.

Wie weit steckt Iran hinter den Angriffen der Huthi-Rebellen?

Man darf nicht dem Eindruck verfallen, dass die Huthis Marionetten der Iraner seien. Das sind sie sicherlich nicht. Sie sind ein eigenständiger Akteur, haben aber – gerade was Waffensysteme angeht – von iranischer Expertise profitiert. Ein Grossteil der Anti-Schiff-Raketen, die die Huthis einsetzen, ist aus iranischer Produktion oder zumindest mit iranischer Hilfe nachgebaut.

Flugzeug.
Legende: Ein britisches Typhoon-Flugzeug in Zypern kurz vor dem Angriff auf Huthi-Stellungen. Keystone/British Royal Air Force

Hat Iran möglicherweise gar kein so grosses Interesse an dem, was die Huthis jetzt machen?

Das ist eine spannende Frage. Natürlich gibt sich Iran als Verteidiger der palästinensischen Bevölkerung in Gaza. Das ist der vorgegebene Grund für die Angriffe der Huthis. Aber Iran ist gleichzeitig daran interessiert, eine Versöhnung mit den Saudis einzuleiten. Die ist relativ weit fortgeschritten. Die Angriffe der Huthis widersprechen diesen Ambitionen. Man kann sich schon fragen, was wirklich die iranische Position ist. Zudem darf man nicht vergessen: Die Iraner sind mit den Huthis dran, die ganze Schifffahrt im Roten Meer zu überprüfen und diese Ziele auszusuchen. Das heisst, man hat unterschiedliche und sich teilweise widersprechende Interessen auf iranischer Seite.

Was zeigt diese Entwicklung über unsere Weltordnung, wie wir sie bisher kannten?

Wenn wir uns das grosse Bild anschauen, dann bestätigt es den Eindruck, dass die Weltordnung dabei ist, sich aufzulösen. Dafür sprechen der Ukrainekrieg, der Gazakrieg und die Eskalation im Roten Meer. Viele der Gewissheiten, in die wir alle sozialisiert worden sind, gibt es nicht mehr. Sie zerfallen. Hier entsteht etwas Neues; was genau, das wird sich zeigen.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

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