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Arme leiden mehr UNO-Experte spricht von «Klima-Apartheid»

Der UNO-Sonderberichterstatter warnt: Reiche können sich vor den Folgen des Klimawandels schützen, Arme müssen sie erdulden.

Dass der Klimawandel ganz besonders für arme Länder dramatische Folgen hat, ist auch in der UNO keine neue Erkenntnis. Neu ist hingegen, in welch drastischen Szenarien der UNO-Sonderberichterstatter für extreme Armut, Philip Alston, diese Konsequenzen schildert.

Wer Geld hat, hat Strom

Der australische UNO-Funktionär Alston wählt ein drastisches Beispiel: Als New York im Jahr 2012 vom Wirbelsturm «Sandy» erfasst wurde, waren Millionen von Menschen ohne Strom. Am Hauptsitz der Bank Goldman Sachs hingegen funktionierte alles normal: Man hatte sich zehntausende von Sandsäcken besorgt, um das Gebäude zu schützen, und unzählige Stromgeneratoren sorgten für Licht und Wärme. Gleichzeitig rückten privat finanzierte Feuerwehren aus, um die Villen der Reichen zu schützen.

Erkenntnis: Wer es sich leisten kann, kann sich schützen und den dramatischen Konsequenzen des Klimawandels einigermassen getrost entgegensehen.

Engagement gefordert

Der UNO-Sonderberichterstatter für extreme Armut spricht von einer «Klima-Apartheid». Er ruft deshalb dazu auf, dass Thema Klimawandel nicht den Umweltforschern zu überlassen, sondern fordert all jene, die sich für politische Rechte und Menschenrechte einsetzen dazu auf, sich zu engagieren.

Viel zu lange habe man in diesen Kreisen das Thema Klimawandel vernachlässigt. Er nimmt sich selber von seiner Kritik nicht aus und wirft auch der UNO insgesamt vor, bisher viel zu wenig zu unternehmen. Alston stellt seinen Bericht kommende Woche im UNO-Menschenrechtsrat vor, wo er diskutiert werden soll.

Demokratien in Gefahr

Die Tonalität seiner Darlegungen ist alarmierend, manche werfen ihm auch vor, polemisch zu argumentieren. In der Sache ist er schwer zu widerlegen. Alston fürchtet gar, dass all die wirtschaftlichen und politischen Fortschritte der vergangenen fünfzig Jahre durch die markante Erderwärmung zunichte gemacht werden.

Selbst wenn man die aktuellen Klimaziele erreichen sollte – was keineswegs sicher ist -, seien Millionen von Armen in weiten Teilen der Welt von Hunger bedroht. Trinkwasser und Lebensmittelknappheit würden die sozialen Spannungen verschärfen und letztlich unweigerlich zu kriegerischen Konflikten führen und zu Putschs, die Diktatoren an die Macht brächten.

Drei Viertel der Folgen trifft die Ärmsten

Jene armen Länder, die bloss zehn Prozent des Schadstoffausstosses verursachten, hätten mindestens drei Viertel der Konsequenzen der Erderwärmung zu tragen. Eine krasse Ungerechtigkeit, findet der UNO-Sonderberichterstatter und schlägt deshalb Alarm, Katastrophenalarm, wie er selber sagt.

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