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Asiatische Tigermücke Wie Professor Xi die Tigermücke ausrotten will

In einer Moskitofabrik im Süden Chinas gehen Forscher der Tigermücke an den Kragen. Und das mit Erfolg.

Klein aber gefährlich: Die asiatische Tigermücke überträgt Krankheiten wie Zika, Dengue-Fieber oder Chikungunya. «Dagegen gibt es keinen Impfstoff und kein wirksames Medikament», sagt Xi Zhiyoung, Professor für Pathogenbiologie an der Sun Yatsen Universität in Guangzhou. Er und sein Team haben deshalb der Tigermücke den Kampf angesagt.

Forscher sind nur an den Männchen interessiert

In ihrer Moskitofabrik im Süden Chinas züchten die Forscher pro Woche rund zehn Millionen Moskito-Männchen, die sich nicht weiter fortpflanzen können. Sind sie flügge, lassen sie sie frei. Die freigesetzten Männchen paaren sich mit Weibchen. Die gelegten Eier können nicht ausgebrütet werden. Es gibt keine nächste Generation.

«Der Schlüssel ist die Kontrolle der Population», sagt Xi. «Wir haben zum ersten Mal gezeigt, dass dies im grossen Stil funktioniert». Vor einem Monat hat der Professor seine jüngsten Resultate im renommierten Fachmagazin «Nature» veröffentlicht.

In zwei Jahren um 94 Prozent gesunken

Zwei Jahre lang hat Xi Millionen von Tigermücken auf einer wenig besiedelten Insel vor Guangzhou freigelassen. Im Beobachtungszeitraum hat sich ihre Anzahl um bis zu 94 Prozent reduziert. Aktuell läuft ein weiteres Feldexperiment: in einer Siedlung am Stadtrand von Guangzhou.

Die Bewohner litten unter einer regelrechten Mückenplage. Die Gärtner arbeiteten nur noch in Schutzanzügen. Seit diesem Mai haben die Forscher zwei bis drei Mal pro Woche je eine Million Männchen freigelassen. Die Tigermücken-Population ist seither im Wohnquartier um 80 Prozent geschrumpft.

Invasivste Moskitoart der Welt

Die Tigermücke ist die invasivste Moskitoart der Welt. Obwohl sie nicht weiter als 200 Meter fliegt, hat sie sich via Transportwege mittlerweile bis in die Schweiz ausgebreitet. «Ihre Eier können, wenn es trocken ist, ein bis zwei Jahre überleben», sagt Xi. Deshalb nützten auch Pestizide wenig.

Entsprechend gross ist das Interesse an Professor Xi und der Moskitofabrik. Peter Armbruster, Moskitoökologe an der Georgetown University in Washington, beschreibt Xis Forschung in einem Kommentar als den «aktuell erfolgreichsten Versuch, die Asiatische Tigermücke auszurotten».

Unklar wie skalierbar die Methode ist

Allerdings gibt es ungelöste Fragen. Armbruster: «Es ist unklar, wie sich dieser Ansatz skalieren lässt.» Um die Tigermücke auszulöschen, braucht es unzählige Moskitofabriken, wie diejenige in Guangzhou.

Andere Forscher fragen sich, was mit dem Ökosystem passiert, sollte eine Art verschwinden. Kein Problem findet Xi: «Wir rotten nur die schädlichen Moskitos aus.» Arten, welche von Moskitos lebten, hätten immer noch genügend Futter.»

Professor Xi und seine Moskitofabrik – das könnte auch für Europa und die Schweiz eine Lösung sein.

Die Methode

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Die Forscher um Xi Zhiyong von der Sun Yatsen Universität in Guangzhou kombinierten zwei Methoden, die bisher nur einzeln zum Einsatz kamen: Die Männchen der Tigermücken werden einerseits mit drei Stämmen parasitischer Wolbachia-Bakterien infiziert. Diese Bakterien sorgen dafür, dass die Mückenembryos sterben, wenn die Weibchen nicht von genau denselben Wolbachia-Stämmen befallen sind. Der Clou: Die verwendeten Bakterien-Stämme kommen in dieser Region Chinas normalerweise nicht vor.

Allerdings hat die Methode eine entscheidende Schwäche. Während der Zucht lassen sich die Männchen und Weibchen nicht fehlerfrei trennen. Das hatte zur Folge, dass auch mit Bakterien besiedelte Weibchen in die Freiheit gelangten und es doch Nachkommen gab. Deshalb werden die Mücken zusätzlich mit einer Röntgen-Dosis bestrahlt, welche die Weibchen unfruchtbar macht, aber die Fortpflanzungsorgane und Samenzellen der Männchen intakt lässt.

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