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Atombombe als «Option» Gewaltrhetorik von Extremisten auf beiden Seiten

Die Zivilbevölkerung in Gaza bleibt vor nichts verschont, auch nicht vor der Androhung eines Atomschlags.

Verbale Extremisten haben in Nahen Osten zurzeit Hochkonjunktur. Dies trifft nicht nur auf die Führer der Hamas zu, sondern auch auf israelische Minister. Die Äusserung des israelischen Kulturministers Amichai Elijahu, es sei eine Option, eine Atombombe in den Gazastreifen zu werfen, um die ganze Bevölkerung auszulöschen, hat hohe Wellen geworfen.

Wer ist Amichai Elijahu?

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Kulturminister im israelischen Kabinett ist Amichai Elijahu von der rechtsradikalen Partei Otzma Jehudit. Er ist weder Teil des israelischen Sicherheitskabinetts noch des Kriegskabinetts um Netanjahu und gilt nicht als einflussreich.

Benjamin Netanjahu, der israelische Ministerpräsident, sagte, diese Aussage habe «keine Basis in der Realität». Israel und die Armee gingen «in Einklang mit den höchsten Standards internationalen Rechts vor, um Schaden an Zivilisten zu vermeiden». Man werde dies weiterhin tun, «bis zu unserem Sieg gegen die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas», so der Ministerpräsident. Elijahu darf nun nicht mehr an Regierungssitzungen teilnehmen.

Die Zivilbevölkerung demonstriert wieder

SRF-Auslandredaktorin Susanne Brunner sagt dazu: «Immerhin hat Netanjahu diesmal reagiert.» Doch sie ist der Meinung, dass Premier Netanjahu ihn ganz aus dem Kabinett hätte ausschliessen sollen. «Solche Aussagen sind menschenverachtend, befeuern den Antisemitismus und sie sind schlicht verantwortungslos in einem Krieg, der in der ganzen Welt heftige emotionale Reaktionen auslöst.»

Mitten im Krieg: Kritik an der eigenen Regierung

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Vor dem brutalen Angriff der Hamas am 7. Oktober fanden in Israel regelmässig jedes Wochenende Massendemonstrationen gegen die Regierung statt. Nach dem Angriff hätten sich die Demonstrierenden sofort als freiwillige Helferinnen und Helfer engagiert, so Susanne Brunner. «Die Angehörigen der Hamas-Geiseln beleben die Demonstrationen nun wieder.» Sie demonstrierten am Wochenende vor dem Verteidigungsministerium und vor Premier Netanjahus Wohnsitz in Jerusalem. «Sie werfen dem Premier vor, er tue zu wenig für die Befreiung der Geiseln. Manche sagen gar, das Leben der Geiseln sei ihm egal.»

Auch der israelische Verteidigungsminister Joav Galant verurteilte die «haltlosen und unverantwortlichen Äusserungen» Elijahus. Saudi-Arabien forderte die sofortige Entlassung des Ministers. Erstaunlich seien auch die Reaktionen einiger Israelinnen und Israeli, wie Brunner sagt: «Es finden in Israel wieder Demonstrationen gegen die Regierung statt, was in einem Krieg doch bemerkenswert ist.»

Terrorchefs sind in Sicherheit

Kommentare der islamistischen Führer tragen nicht zur Entspannung der Lage oder zum Schutz der Zivilbevölkerung in Gaza bei. Die Hamas drohte, die Massaker von Anfang Oktober würden sich stets wiederholen. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sagte, solche Massaker seien eben «palästinensisch» in dem Sinn, dass so der Widerstand aussehe.

Auslandredaktorin Susanne Brunner sagt: «Damit geben die Chefs der Terrororganisationen die gesamte palästinensische Bevölkerung zum Abschuss frei, während der Hamas-Chef Ismail Haniyya in einer Luxussuite in Katar sitzt und der Hisbollah-Chef in einem Versteck lebt.» Beide sind fernab von der Front.

SRF 4 News, 06.11.2023, 08:40 Uhr ; 

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