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Nordkorea: Atommacht auf Kosten der Bevölkerung
Aus Echo der Zeit vom 14.09.2022. Bild: Korean Central News Agency/Korea News Service via AP
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Atommacht Nordkorea So finanziert Nordkorea sein milliardenschweres Atomprogramm

Nordkorea ist eine Atommacht. Vor kurzem hat Führer Kim Jong-Un verkündet, dieser Status sei nicht verhandelbar und werde nie aufgegeben. Das normale Volk zahle dafür einen hohen Preis, auch mit Arbeitssklaven für China, Russland oder Katar, erklärt der deutsche Wirtschaftsprofessor Ralph Wrobel.

Ralph Wrobel

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Ralph Wrobel ist Professor für Wirtschaftspolitik und Regionalökonomie an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Nordkorea ist eines seiner Spezialgebiete.

SRF News: Wie kann sich Nordkorea als eines der ärmsten Länder der Welt ein Atomwaffenprogramm leisten?

Ralph Wrobel: Nordkorea ist ein sehr armes Land mit grossen wirtschaftlichen Problemen aufgrund der noch herrschenden Planwirtschaft. Das ist aber auch ein Vorteil, denn in einer Planwirtschaft ist Zwangssparen möglich. Auf Kosten von Konsum und Bevölkerung kann das Land Industrialisierungs- und auch Atom- und Raketenprojekte finanzieren. Dies geht in der Marktwirtschaft in der Regel nicht.

Wie viel kostet das nordkoreanische Atomwaffenprogramm?

Darüber gibt es keinerlei Zahlen. Es sind aber mehrstellige Milliardensummen in Dollar. Das Land veröffentlicht keinerlei Statistiken. Das lässt sich auch über Daten aus anderen Ländern nicht rekonstruieren. Aber es ist sicher ein sehr teures Programm.

Parade vom 25. April 2022 in Piöngjang.
Legende: An der Parade vom 25. April 2022 in Pjöngjang zum 90. Jahrestag der nordkoreanischen Armee stellte das Regime die nach eigenen Angaben neu erbaute ballistische Interkontinentalrakete «Hwasong-17» vor. Keystone/Korean Central News Agency via AP

Welche Rolle spielt der Handel mit China als Geldquelle?

Vermutlich die kleinste Rolle. In der ersten Jahreshälfte 2022 betrug der Handel mit Nordkorea nach chinesischen Quellen umgerechnet 340 Millionen Dollar und damit über 70 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2019 noch vor der Corona-Pandemie. Zweitwichtigste Quelle für harte Devisen ist der Waffenhandel, vor allem mit Ländern, die von westlichen Demokratien nicht beliefert werden.

Nordkorea hat einen militärischen Wirtschaftssektor, der unabhängig von der Allgemeinwirtschaft und den Regulierungen Waffen an Länder wie Syrien oder Russland liefern kann. So soll etwa Russland in den letzten Monaten Artilleriemunition und Granaten aus Nordkorea bezogen haben, um westliche Sanktionen zu umgehen. Das lässt sich nur schwer beweisen. Auch zum Drogenhandel gibt es fast keine Informationen. Gemäss Überläufern produziert Nordkorea unter anderem Crystal Meth.

Das Atomwaffenprogramm ist für das Regime von grösster Bedeutung für die politische und militärische Stabilität.

Welchen Anteil haben Sklavenarbeit oder Kryptobetrug als Einkommensquelle?

Vor allem die Sklavenarbeit ist als relevante Grösse einzuschätzen. 2020 soll Nordkorea bereits um die 100'000 Arbeiter in China, Russland und einigen anderen Ländern gehabt haben. Damit kann das Land enorme Summen verdienen. Denn die Arbeiter werden mit ein paar Dollar und Nahrung zum Überleben abgespeist, während der Grossteil ans Regime in Pjöngjang fliesst. Bekannteste Arbeitgeber waren in den letzten Jahren die russische Holzindustrie, aber auch die WM-Baustellen im Emirat Katar werden genannt.

Warum leistet sich Nordkorea ein Atomwaffenprogramm?

Das Atomwaffenprogramm ist für das Regime von grösster Bedeutung für die politische und militärische Stabilität. Nur als Atommacht kann sich Kim Jong-Un vor Angriffen etwa der USA und Südkoreas sowie anderer Feinde sicher sein. Innenpolitisch kann die Propaganda zeigen, wie toll der Führer und der Staat gerüstet sind.

Welche gesellschaftliche Rolle spielt das Militär in Nordkorea?

Der normale Nordkoreaner leistet einen vieljährigen Militärdienst, unter anderem als Arbeitssoldat, und wird ausgebeutet. Wer zur militärischen Elite gehört, kann dagegen gute Geschäfte machen. Er kann etwa Militärtransporter für private Zwecke nutzen, private Geschäfte oder Waffengeschäfte fürs Militär betreiben und auch selbst profitieren.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

Echo der Zeit, 14.09.2022, 18:00 Uhr;

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