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Attentat auf Charlie Kirk Charlie Kirk – liebster Influencer von Donald Trump

Er war Influencer, galt als Trump-Flüsterer und als Ikone der MAGA-Bewegung, die Amerika wieder gross machen soll. Die Ermordung des radikalen Youtube-Stars im Bundesstaat Utah bei einem Vortrag geht um die Welt. Der deutsche Kultur- und Medienwissenschaftler Simon Strick in Berlin skizziert den Werdegang und die Arbeitsweise von Charlie Kirk.

Simon Strick

Kultur- und Medienwissenschaftler

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Simon Strick ist Kultur- und Medienwissenschaftler. Seine Forschungsschwerpunkte sind Gender- und Rassismustheorien, Populäre Kulturen, Affect Sudies sowie die Medien- und Kulturanalyse. Strick leitet das Projekt «Digital Blackface. Rassisierte Affektmuster des Digitalen» an der Universität Potsdam. Zuvor war er als Genderforscher und Medienwissenschaftler am Brandenburgischen Zentrum für Medienwissenschaften ZeM tätig.

SRF News: Wie arbeitete Charlie Kirk?

Simon Strick: Charlie Kirk brachte seine Ansichten sehr überzeugend und nahbar herüber. Er benutzte dabei Formen, die in der digitalen Sphäre entwickelt wurden: konfrontatives Sprechen, starke Thesen und Provokationen samt Ausflüge in den Extremismus. Er war sozusagen ein «Dampfplauderer», der aber gleichzeitig signalisiert hat, dass er über jedes Thema debattieren würde. Mit diesem Youtube-Format in Live ist er auch bekanntgeworden. Dabei brachte er alle seine christlich-fundamentalistischen, rechtsradikalen und weiss-nationalistischen Überzeugungen unter.

Wie stark war Kirk rhetorisch?

Wie die amerikanischen Debattierer so sind, rhetorisch überzeugend, sehr schnell und polemisch in der Argumentation. In diesem Genre geht es meist darum, eine Debatte zu gewinnen. Das kann man interessant oder erfolgreich finden. Doch meist sind es inhaltsleere Debatten, wo es nur darum geht, mit Argumenten den Stärkeren zu markieren. Die USA haben eine lange und sehr starke Tradition dieser Debattierklubs, in welchen jede Position verteidigt oder angegriffen wird. Es ist ein beliebtes Genre auch in den sozialen Medien.

«Prove me wrong» stand am Zelt, wo er zuletzt sprach. War er eher ein Brückenbauer oder ein Radikalisierer?

«Prove me wrong» und «Change my mind» stehen ganz in der alten Youtube-Tradition. Man tritt auf mit einer polarisierenden These, wonach etwa Frauen kein Wahlrecht haben sollten. In solchen Debatten wird dann nicht versucht, das Gespräch zu suchen, sondern es zu beenden. Das ist der Sinn dieses Formats und darin war Kirk sehr gut. Er brachte es als politische Plattform herüber.

Solche Parteien suchen keine politischen Bündnisse mehr, es sind Radikalierungsbewegungen.

Wie viele Exponenten aus der Youtube-Sphäre war Kirk ein Radikalisierer, wie etwa jene aus der MAGA-und der Tea-Party-Bewegung. Eine radikalisierte konservative Bewegung, die sich seit 15 Jahren herausgebildet hat. Kirk gründete 2012 im Alter von 18 Jahren die Organisation «Turning Point USA», finanziert mit Geld der Tea Party. Es ging darum, die Radikalisierung der republikanischen Partei voranzutreiben und diese in eine Bewegungsstruktur überzuführen, die jetzt mit Donald Trump als Präsident schon zum zweiten Mal an der Macht ist. Solche Parteien suchen keine politischen Bündnisse mehr, es sind Radikalierungsbewegungen.

Welche Menschen hat Kirk abgeholt?

Die Vernetzung von «Turning Point USA» im Internet und an Universitäten fing an, bevor Trump überhaupt Kandidat wurde. Natürlich hat er junge Leute abgeholt. Vor allem Studierende an Colleges und Universitäten, die sich für verschiedenste Sachen skandalisieren liessen, etwa gegen Feminismus, gegen Rechte für Transmenschen oder gegen Immigration. In diesem Zusammenhang war Kirk tatsächlich ein Brückenbauer innerhalb des rechten Lagers. Hier brachte er viele verschiedene Gruppen zusammen. Christliche Fundamentalisten ebenso wie jene, die mit der damaligen demokratischen Regierung unter Barack Obama unzufrieden waren. Alle sind sie dann in der MAGA-Bewegung aufgegangen.

Das Gespräch führte Reena Thelly.

News Plus, 11.09.2025, 16 Uhr ; 

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