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Aufrüstung im All Wird der Weltraum zum nächsten Schlachtfeld?

Satelliten sind im Ukraine-Krieg entscheidend für Aufklärung und Waffenführung. Doch die zunehmende Bewaffnung des Weltraums durch Grossmächte wie die USA, Russland und China erhöht die globalen Risiken, sagt die Weltraumsicherheits­expertin Juliana Süss.

Juliana Süss

Politikwissenschaftlerin

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Juliana Süss ist eine deutsche Politikwissenschaftlerin. Süss forscht seit 2024 für die deutsche Stiftung Wissenschaft und Politik in den Forschungsgebieten der Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Insbesondere kümmert sich Juliana Süss um die Themen Militärtechnologie, Rüstungskontrolle und Weltraumpolitik.

SRF News: Der Ukraine-Krieg zeigt: Das Weltall wird längst für Kriege genutzt. Wie müssen wir uns das vorstellen?

Juliana Süss: Signalstörungen und Cyberangriffe sind an der Tagesordnung. In der Ukraine werden GPS-Signale, die für Waffensysteme und Truppenführung wichtig sind, tagtäglich gestört. Satelliten in der Erdumlaufbahn sind Computersysteme und können gehackt werden, um Daten abzugreifen oder im Extremfall die Kontrolle zu übernehmen. Bisher wurden physische Angriffe auf Satelliten eines anderen Staates nur getestet, aber die Fähigkeiten dazu sind vorhanden.

Die USA haben den Weltraum zum Kriegsraum erklärt. Was bedeutet das konkret?

Die USA planen mit «Golden Dome» ein Raketenabwehrsystem im All, das auch Satelliten umfasst. Diese wären mit Projektilen ausgestattet, um Raketen abzufangen. Eine solche Technologie ist de facto auch eine Anti-Satelliten-Waffe. Die Platzierung solcher Waffen direkt im All wäre ein neues, grosses Risiko.

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Legende: US-Verteidigungsminister Pete Hegseth stellt den «Golden Dome» im Weissen Haus vor. Reuters/Kevin Lamarque

Russland soll einen Satelliten in den Weltraum geschossen haben, der mit einem nuklearen Sprengkopf versehen gewesen sei. Was würde passieren, wenn eine solche Waffe explodiert?

Washington geht davon aus, dass Russland eine nukleare Waffe für den Weltraum entwickelt, auch wenn bisher nur Test-Satelliten ohne aktiven Sprengkopf vermutet werden. Die Konsequenzen wären eine verheerende und langanhaltende Strahlung, die viele Satelliten auf einen Schlag zerstören würde. Die physische Einwirkung auf der Erde wäre gering, aber viele für uns wichtige Dienste würden ausfallen.

China platziert Satelliten mit Roboterarmen im All. Warum ist das besorgniserregend?

China hat Satelliten mit Roboterarmen, die Weltraumschrott einsammeln können. Die Sorge ist aber, dass ein Satellit, der andere Objekte greifen kann, auch dazu benutzt werden kann, fremde Satelliten zu beschädigen oder anzugreifen.

Der Weltraum ist eine unsichtbare Dimension, von der wir täglich abhängig sind.

Was bedeutet diese Aufrüstung für uns im Alltag?

Der Weltraum ist eine unsichtbare Dimension, von der wir täglich abhängig sind. Ohne Satelliten gäbe es kein GPS für die Navigation, aber auch keine Signale für Kreditkartenzahlungen. Ein Ausfall hätte weitreichende Konsequenzen für die Gesellschaft.

«Bromo»: Europäischer Satellitenriese soll entstehen

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Die europäischen Konzerne Airbus, Thales und Leonardo wollen ihre Satelliten- und Raumfahrtaktivitäten in einem gemeinsamen Unternehmen bündeln. Sie haben dazu am Donnerstag eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet.

Ziel des Projekts mit dem Namen «Bromo» ist es, Europas Unabhängigkeit im All zu stärken und der wachsenden Konkurrenz durch Elon Musks US-Firma Starlink und chinesische Anbieter entgegenzutreten, wie die drei Unternehmen mitteilten.

Gibt es bei dieser Aufrüstungsspirale überhaupt eine Chance auf Deeskalation?

Ja, auch wenn die diplomatischen Prozesse wegen der geopolitischen Spannungen stocken. Der entscheidende Punkt ist: Unsere Abhängigkeit vom Weltraum wächst stetig und sie ist inzwischen global. Diese geteilte Verwundbarkeit schafft ein gemeinsames Interesse daran, das All als sicheres Umfeld zu erhalten. Das ist die eigentliche Motivation für alle Akteure, sich zusammenzuraufen und eine Eskalation zu verhindern.

Das Gespräch führte David Karasek.

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Tagesgespräch, 22.10.2025, 13 Uhr ; 

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