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Autoindustrie «entsetzt» EU beschliesst deutlich schärfere CO2-Grenzwerte für Neuautos

  • Die Europäische Union will bis 2030 deutlich klimafreundlichere Autos auf die Strasse bringen.
  • Neuwagen sollen dann im Schnitt 37,5 Prozent weniger Kohlendioxid in die Luft blasen als 2021.
  • Auf die neuen CO2-Grenzwerte einigten sich die EU-Staaten, das Europaparlament und die EU-Kommission.
  • Die Autoindustrie kritisierte die neuen Vorgaben umgehend als überzogen und unrealistisch. Den Grünen gehen sie nicht weit genug.

Zu schaffen sind sie nur, wenn neben Benzin- und Diesel-Autos auch immer mehr Fahrzeuge ohne Emissionen verkauft werden, also etwa reine Elektroautos. Die Hersteller müssen sich also schnell umstellen und warnen vor Jobverlusten. Der europäische Verbraucherverband Beuc unterstreicht aber, dass niedrige CO2-Werte auch weniger Verbrauch bedeuten und Fahrer bei neuen sparsamen Modellen Sprit und Geld sparen können.

Zwischenetappe bis 2025

Die EU-Staaten hatten Anfang Oktober für eine Senkung des CO2-Wertes bei neuen Autos und leichten Nutzfahrzeugen um durchschnittlich 35 Prozent bis 2030 plädiert. Das Europaparlament ging mit einer Forderung nach minus 40 Prozent in die Verhandlungen.

Eine Einschätzung von Matthias Heim

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In der Vergangenheit hat die Schweiz die CO2-Vorgaben der EU im Grundsatz übernommen. Das gilt für die aktuell gültigen Grenzwerte bis 2020 und das dürfte auch für die neuen Vorgaben gelten. Im Gegensatz zur EU gewährt die Schweiz allerdings den Autoimporteuren eine etwas längere Übergangsfrist bis alle neuen Fahrzeuge das anvisierte Ziel von 95 Gramm CO2 pro Kilometer erreichen müssen. Hier nimmt die Schweiz Rücksicht auf die Vorliebe von Herr und Frau Schweizer, die gerne grosse und stark motorisierte Autos fahren. Entsprechend ist auch der CO2-Ausstoss in der Schweiz deutlich höher als im übrigen Europa: 2017 hat ein Neuwagen in der Schweiz im Durchschnitt 134 Gramm CO2 pro Kilometer ausgestossen. In der EU waren es im gleichen Jahr gut 118 Gramm CO2.

Diese zogen sich dann über fünf Runden hin, bis die österreichische Ratsvorsitzende Elisabeth Köstinger am Montagabend die Einigung verkündete. Für leichte Nutzfahrzeuge – also zum Beispiel Lieferwagen – sieht der Kompromiss eine CO2-Reduzierung um 31 Prozent vor. Für diese und für Autos soll bis 2025 jeweils eine Minderung um 15 Prozent als Zwischenetappe erreicht sein.

Zufriedenheit und Ärger

«Es waren harte und sehr zähe Verhandlungen», erklärte Köstinger. «Nach dem erfolgreichen Abschluss der Weltklimakonferenz in Kattowitz ist dies nun ein nächster wichtiger Schritt, damit wir unsere Klimaziele erreichen.» EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete nannte die Vereinbarung ehrgeizig und ausgewogen.

Die deutsche Grünen-Umweltexpertin Rebecca Harms sprach von einem Armutszeugnis, meinte aber auch: «Dieser Kompromiss ist das Beste, was mit den Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten zu erreichen war.»

Der deutsche Verband der Automobilindustrie reagierte kritisch. «Diese Regulierung fordert zu viel und fördert zu wenig», erklärte der VDA. «Niemand weiss heute, wie die beschlossenen Grenzwerte in der vorgegebenen Zeit erreicht werden können.» Nirgends sonst in der Welt gebe es ähnlich scharfe CO2-Ziele. Somit werde die europäische Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb stark belastet. Nun seien Arbeitsplätze in Gefahr.

Der europäische Herstellerverband Acea stiess ins gleiche Horn. «Eine CO2-Minderung um 37,5 Prozent zu liefern, mag sich plausibel anhören, aber gemessen am heutigen Stand ist es völlig unrealistisch.»

Verkehr verursacht ein Viertel der EU-Klimagase

Bisher ist in der EU festgelegt, dass Neuwagen im Flottendurchschnitt 2021 nicht mehr als 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstossen sollen. Von dieser Basis aus soll die Senkung folgen. Doch ist die auch aktuelle Vorgabe für viele Hersteller noch nicht in Reichweite: Der europäische Durchschnitt lag zuletzt bei 118,5 Gramm.

Die neuen Vorgaben sollen helfen, die EU-Klimaschutzziele zu erreichen. Insgesamt stammt rund ein Viertel aller Klimagase der EU aus dem Verkehr, Autos und Lastwagen haben daran den grössten Anteil.

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