- Nach der tödlichen Attacke auf einen Jogger in Norditalien wurde die wildlebende Bärin JJ4 eingefangen.
- Das Tier sei in der Nacht in den Wäldern des Gebiets gefunden worden, wie die Provinz Trentino mitteilt.
- Die Bärin werde nun in das Wildtierzentrum von Casteller gebracht.
Das Tier sei in eine Schlauchfalle getappt und anschliessend von Tierärzten sediert worden. Das verkündeten die Behörden an einer Medienkonferenz.
Die Bärin sei in Begleitung von ihren zwei Jungtieren gewesen. Da sich diese aber bereits im zweiten Lebensjahr befänden, seien sie mittlerweile völlig selbstständig. Nach dieser sogenannten «Entwöhnungsphase», in der sich die Jungbären befinden, hätte sich das Muttertier wohl schnell wieder gepaart. «Wir haben die Bärin im richtigen Moment erwischt», ist sich Raffaele De Col, der regionale Generaldirektor der Abteilung für Zivilschutz, Forstwirtschaft und Wildtiere, sicher.
Gerne hätte Maurizio Fugatti, Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, diese Nachricht schon 2020 verkündet. Denn bereits im Juni 2020 hatte JJ4 zwei Menschen angegriffen und verletzt – wohl weil sie ihre Jungen verteidigen wollte. Damals gab es einen Abschussbefehl für die «Problembärin». Dieser wurde allerdings vom regionale Verwaltungsgericht wieder aufgehoben. «Heute ist man verbittert über das, was in der Zwischenzeit passiert ist», sagt Fugatti.
Auch Raffaele De Col drückte den Bewohnern der Region und den Opferangehörigen seine Verbundenheit aus. Die Bärin werde nun bis zu einer endgültigen Gerichtsentscheidung in das Wildtierzentrum von Casteller gebracht. Dies aus Sicherheitsgründen, da JJ4 im Moment sehr aggressiv sei. Dieses Verhalten haben zuvor auch Fotofallen aufgezeigt.
Abschussbefehl zurückgezogen
Ein 26-jähriger Jogger wurde Anfang April in der Trentiner Gemeinde Caldes, in dem bei Wanderern und Touristen beliebten Tal Val di Sole, von der Bärin attackiert und getötet.
Ein DNA-Abgleich nach der Bärenattacke hatte bestätigt, dass es sich bei JJ4 um die Schwester des «Problembären» Bruno handelt. Dieser war 2006 in Bayern erschossen worden, nachdem er gewildert und unter anderem Schafe getötet hatte.
Die Provinz Trentino hatte daraufhin einen Abschussbefehl für JJ4 angeordnet, um die «öffentliche Sicherheit zu wahren». Auch Italiens Umweltminister Pichetto Fratin unterstützte den Abschuss.
Danach setzte das Verwaltungsgericht in Trient jedoch die Abschussbewilligung aus, da Tierschutzorganisationen Berufung eingelegt hatten. Diese endgültige Entscheidung ist für den 11. Mai geplant.
Mehr Bären abschiessen in Norditalien?
In Italien hat sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Die Provinz will etwa die Bärenzahl in dem norditalienischen Gebiet halbieren. Sie plädierte zudem für die Tötung aggressiver Bären. Zuletzt machten sich laut Medienberichten auch verschiedene Bürgermeister aus dem Val di Sole für ein hartes Durchgreifen stark.
Tierschützer kritisieren hingegen die Pläne und plädieren für die Einrichtung von Wildtierkorridoren oder die Sensibilisierung der Bevölkerung im Umgang mit wilden Tieren.
In der Schweiz werden «Problembären» in der Regel abgeschossen – wie etwa bei den Bären M13 im Jahr 2013 oder JJ3 im Jahr 2008.