- Polen macht Russland für den Sprengstoffanschlag auf eine strategisch wichtige Bahnlinie verantwortlich.
- Alles deute darauf hin, dass die Auftraggeber des Sabotageaktes die russischen Geheimdienste seien, sagte Jacek Dobrzynski, Sprecher des Geheimdienstkoordinators in Warschau.
- Zuvor hatte das Komitee für nationale Sicherheit der Regierung in einer Sondersitzung getagt.
Am Sonntag hatten bislang unbekannte Täter auf der Trasse von der Hauptstadt Warschau nach Lublin im Osten des Landes Gleise durch eine Sprengladung zerstört. Der Schaden wurde rechtzeitig von einem Lokführer bemerkt und an die Leitstelle gemeldet, die die Strecke vorübergehend sperrte.
Die Regierung geht davon aus, dass die Explosion unweit der Ortschaft Mika 100 Kilometer südöstlich von Warschau das Ziel hatte, einen Zug in die Luft zu sprengen. Es gab noch zwei weitere Beschädigungen der gleichen Trasse. Die Staatsanwaltschaft und der Geheimdienst ermitteln.
«Die russischen Dienste wollen unsere Gesellschaft destabilisieren, sie wollen Angst verbreiten», sagte Dobrzynski weiter. Die Ermittler würden die Angelegenheit jedoch vollständig aufklären.
Regierung: Sabotageakt gegen Sicherheit Polens
Der Vorstandsvorsitzende der polnischen Bahngesellschaft PKP sagte, es habe am Sonntag mehrere Vorfälle an der Bahnlinie zwischen Warschau und Lublin gegeben. Die Sicherheitsvorschriften des Unternehmens hätten funktioniert, es sei niemand zu Schaden gekommen.
Regierungschef Tusk sprach von einem «beispiellosen Sabotageakt», der gegen die Sicherheit des polnischen Staates und die seiner Bürgerinnen und Bürger gerichtet sei. Man werde die Täter ausfindig machen – unabhängig davon, wer ihr Auftraggeber sei.
Im EU- und Nato-Land Polen, das einer der engsten politischen und militärischen Verbündeten der von Russland angegriffenen Ukraine ist, herrscht seit Kriegsbeginn Angst vor russischen Sabotageakten.
Besonders das Eisenbahnnetz gilt als mögliches Ziel, denn viele Militärtransporte in die Ukraine laufen über Polen in das Nachbarland. Die jetzt betroffene Strecke führt zum Grenzort Dorohusk und von dort weiter in die Ukraine.
Von Russland gelenkte Spionage?
Bereits im vergangenen Jahr machte Polen russische Geheimdienste für einen Grossbrand in einem Einkaufszentrum in Warschau verantwortlich.
Im Oktober wurden zudem acht Personen wegen des Vorwurfs, Sabotageakte geplant und Spionage betrieben zu haben, festgenommen. Der Sprecher des Geheimdienstkoordinators sagte kürzlich, allein in den vergangenen Monaten seien 55 Personen gefasst worden, die im Auftrag russischer Geheimdienste zum Schaden Polens gehandelt hätten.