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«Beispielloser Sabotageakt» Polen: Sollte ein Zug in die Luft gesprengt werden?

Auf einer Bahnstrecke detonierte ein Sprengsatz. Die Regierung spricht von gezielter Sabotage gegen den polnischen Staat.

In Polen haben Unbekannte einen Sprengstoffanschlag auf eine strategisch wichtige Bahnlinie verübt. Die polnische Regierung spricht von einem Sabotageakt. Sie geht davon aus, dass der Anschlag einem Zug galt. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar, die Staatsanwaltschaft und der Geheimdienst ermitteln.

«Die Explosion unweit der Ortschaft Mika hatte höchstwahrscheinlich zum Ziel, einen Zug von Warschau nach Deblin in die Luft zu sprengen», sagte Polens Regierungschef Donald Tusk bei einem Besuch vor Ort. «Glücklicherweise ist es nicht zu einer Tragödie gekommen, aber die Sache ist sehr ernst.»

Zerstörte Gleise bei der Ortschaft Mika
Legende: Am Sonntagmorgen hatte der Lokführer eines Zuges von Deblin nach Warschau bei der Ortschaft Mika ein stark beschädigtes Gleisstück bemerkt. Der Zugverkehr auf dem Streckenabschnitt wurde eingestellt. Keystone / EPA / PAP / WOJTEK JARGILO

Zuvor hatte Tusk auf X darüber informiert, dass auf der Trasse von der Hauptstadt Warschau nach Lublin im Osten des Landes Gleise durch eine Sprengladung zerstört worden seien.

Weiter östlich Richtung Lublin wurde demnach an der gleichen Strecke eine zweite Beschädigung entdeckt.

Regierung: Sabotageakt gegen Sicherheit Polens

Der Vorstandsvorsitzende der polnischen Bahngesellschaft PKP sagte, es habe am Sonntag mehrere Vorfälle an der Bahnlinie zwischen Warschau und Lublin gegeben. Die Sicherheitsvorschriften des Unternehmens hätten funktioniert, es sei niemand zu Schaden gekommen.

Regierungschef Tusk sprach von einem «beispiellosen Sabotageakt», der gegen die Sicherheit des polnischen Staates und die seiner Bürgerinnen und Bürger gerichtet sei. Man werde die Täter ausfindig machen – unabhängig davon, wer ihr Auftraggeber sei.

Im EU- und Nato-Land Polen, das einer der engsten politischen und militärischen Verbündeten der von Russland angegriffenen Ukraine ist, herrscht seit Kriegsbeginn Angst vor russischen Sabotageakten.

Besonders das Eisenbahnnetz gilt als mögliches Ziel, denn viele Militärtransporte in die Ukraine laufen über Polen in das Nachbarland. Die jetzt betroffene Strecke führt zum Grenzort Dorohusk und von dort weiter in die Ukraine.

Von Russland gelenkte Spionage?

Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Bahn hat Polens Regierung noch keinen Verdacht gegen Russland ausgesprochen. Jedoch machte sie im vergangenen Jahr russische Geheimdienste für einen Grossbrand in einem Einkaufszentrum in Warschau verantwortlich.

Im Oktober wurden zudem acht Personen wegen des Vorwurfs, Sabotageakte geplant und Spionage betrieben zu haben, festgenommen. Der Sprecher des Geheimdienstkoordinators sagte kürzlich, allein in den vergangenen Monaten seien 55 Personen gefasst worden, die im Auftrag russischer Geheimdienste zum Schaden Polens gehandelt hätten.

SRF-Korrespondent: «Entscheidend, dass Ukraine Nachschub erhält»

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Peter Balzli, SRF-Korrespondent für Osteuropa

Im konkreten Fall gibt es noch keine Bestätigung, dass es sich um Sabotage handelt. Generell hat Russland aber ein Interesse daran, den militärischen Nachschub in die Ukraine zu behindern, zu verzögern oder gar zu stoppen. Da ist es naheliegend, dass Russland versuchen könnte, polnische Bahnlinien anzugreifen. 

Die russische Armee steht kurz vor der Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk, 60 Kilometer westlich von Donezk. In dieser Situation kann es entscheidend sein, ob Waffen oder Munition für die ukrainische Armee vor Ort ankommen oder nicht. Bisher ist es Russland allerdings nicht gelungen, diesen Nachschub aus dem Westen in bedeutendem Ausmass zu behindern.

Info 3, 17.11.2025, 17 Uhr ; 

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