Zum Inhalt springen

Besuch aus Peking bei Putin Was bedeutet Chinas Besuch für den Friedensplan im Ukrainekrieg?

Putin empfängt einen hohen Vertreter Chinas. Beide betonen die guten Beziehungen. Schwächt dies die Aussicht auf Frieden?

Darum geht es: Der höchste chinesische Aussenpolitiker Wang Yi – eine Art Aussenmininister Chinas – hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin in Moskau getroffen. Putin lobte dabei die engen Beziehungen der beiden Länder: Weil die «internationalen Beziehungen heute kompliziert» seien, komme der Zusammenarbeit zwischen Peking und Moskau «eine besonders hohe Bedeutung für die Stabilisierung der internationalen Lage zu». Über die Inhalte des Treffens wurde nur wenig bekannt – auch wenn der Krieg in der Ukraine sicher eines der Themen war.

Deshalb der Besuch: Putin und Wang wollten der Welt vor allem demonstrieren, wie freundschaftlich und eng die Beziehungen zwischen Moskau und Peking seien, betont der freie Journalist Fabian Kretschmer. Er lebt in China. Zudem habe Wang den später im Jahr geplanten Besuch von Partei- und Staatspräsident Xi Jinping in Moskau vorbereitet. Aus westlicher Sicht interessierte aber vor allem das dritte Thema des Treffens: der Krieg in der Ukraine. Wang hatte an der Münchner Sicherheitskonferenz einen chinesischen Friedensplan angekündigt, und in Moskau dürfte nun auch darüber gesprochen worden sein.

Peking hat sich verschätzt.
Autor: Fabian Kretschmer Freier Journalist, lebt in China

Darum gerade jetzt: «Der Besuch genau ein Jahr nach der russischen Invasion in der Ukraine ist auf jeden Fall symbolischer Natur», sagt Kretschmer. China wolle keine weitere Eskalation des Krieges, aber auch keine Schwächung Moskaus. Peking habe darauf spekuliert, dass der Krieg schnell beendet sein würde und nicht so lange andauert. «Und man hat darauf spekuliert, dass der Westen nicht so geschlossen dastehen würde, wie er jetzt dasteht. Da hat sich Peking verschätzt», so der Journalist.

Peking ist «prorussisch neutral»

Box aufklappen Box zuklappen

Der Journalist Fabian Kretschmer bezeichnet die chinesisch-russischen Beziehungen als «sehr konsistent»: China verfolge gegenüber Russland seit Beginn des russischen Angriffs vor einem Jahr eine doppelgleisige Strategie, die man mit «prorussischer Neutralität» umschreiben könne. Peking ist also nicht wirklich neutral, es steht auf Seite Moskaus – auch wenn China den Russen bislang wohl keine Waffen geliefert hat. «China und Russland sind ‹Brüder im Geiste›, beide wollen die westliche Ordnung durchdringen», so Kretschmer. Hinzu komme, dass China von der derzeitigen Situation profitiere, indem es massenweise günstiges Erdöl aus Russland erhält. Moskau sei so quasi zum Juniorpartner Pekings geworden. Beide Seiten profitierten zudem von gegenseitiger politischer Loyalität, etwa im UNO-Sicherheitsrat.

Das weiss man zum Friedensplan: Am Freitag wolle Chinas Staatschef Xi eine Friedensinitiative vorstellen, hatte der italienische Aussenminister mitgeteilt – doch von chinesischer Seite ist dies bislang nicht bestätigt worden. Über den Inhalt des Friedensplans ist nichts bekannt. Immerhin sei der ukrainische Aussenminister von den Chinesen dazu gebrieft worden, erläutert Kretschmer. Er habe relativ skeptisch reagiert, aber die Idee nicht kategorisch abgelehnt. Offenbar sehe der chinesische Vorschlag vor, dass die ukrainische Souveränität garantiert werde.

«Peking ist nicht neutral – das sind keine guten Voraussetzungen für die Friedensinitiative.
Autor: Fabian Kretschmer Freier Journalist, lebt in Peking

So glaubwürdig ist Peking: «Nach dem Besuch Wangs in Moskau sind die chinesischen Vermittlungsbemühungen noch unglaubwürdiger geworden, als sie eh schon waren», sagt Kretschmer. Peking wolle auf zwei Hochzeiten tanzen: «Man unterstützt Russland dort, wo es sinnvoll ist und hält sich dort zurück, wo man Schaden für die eigenen Interessen wittert.» So wolle China Sanktionen des Westens unbedingt vermeiden. Klar sei dabei, dass Peking keineswegs neutral sei. «Das sind keine guten Voraussetzungen für die chinesische Friedensinitiative.» Die Europäer hätten nach dem Auftritt Wangs in München gehofft, dass sich Peking nun etwas distanzierter zu Moskau verhalten könnte. «Doch das ist offensichtlich nicht passiert.

SRF 4 News, 23.2.2023, 06:20 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel