Zum Inhalt springen

Botschafterposten der USA 419'200 Dollar: So viel kostete der US-Botschafterposten in Bern

Ein beträchtlicher Teil der Botschafterposten der USA wird an Personen vergeben, die Präsidentschaftskampagnen finanziell unterstützt haben. Das US-Magazin «Foreign Policy» versieht nun einzelne Botschafterposten gar mit einem Preisschild.

Es wird häufig richtiggehend peinlich bei Senatsanhörungen für angehende US-Botschafterinnen und -Botschafter. So musste vor einiger Zeit ein künftiger Statthalter in Buenos Aires kleinlaut einräumen, dass er noch nie in Argentinien war und eigentlich keine Ahnung vom Land hat.

Eine Anwärterin für den Posten in Budapest schwadronierte minutenlang über ihr völlig unbekannte US-Interessen in Ungarn. Und der künftige Mann in Oslo wusste zu Norwegens Rechtspopulisten so gut wie nichts zu sagen. Der inzwischen verstorbene US-Senator und Aussenpolitiker John McCain bilanzierte am Ende einer solchen Kandidatenanhörung sarkastisch: «Ich habe keine weiteren Fragen an diese äusserst qualifizierten Leute...»

Die US-Botschaft in Bern.
Legende: In keinem anderen westlichen Land als in den USA sind Botschafterposten käuflich. Bild: Die US-Botschaft in Bern. Keystone/Peter Ehrenzeller

Zwar beteuern alle Präsidenten, Qualifikationen und Eignung seien entscheidend bei ihren Botschafternominierungen. Nicholas Burns, selber früher Karrierediplomat und heute Harvard-Professor, widerspricht jedoch im US-Sender PBS: «Den Ausschlag gibt sehr oft, wer wie viel spendet.»

So gehen Dutzende von Botschaften an Handtaschenfabrikantinnen, Hedgefonds-Manager, Seifenopernproduzentinnen oder Autohändler. Für professionelle Karrierediplomaten bleiben Härteposten übrig, in Afrika, im Nahen Osten oder in Süd- oder Zentralasien.

Die Schweiz gehört zu jenen 30 bis 45 Prozent Botschafterposten, die gekauft werden können. Amtsinhaber Scott Miller, ein ehemaliger UBS-Kadermann, soll, so das US-Magazin «Foreign Policy», für seinen Posten 419'200 Dollar gespendet haben. Die Zahl täuscht natürlich eine Genauigkeit vor, die es nicht gibt.

Zumal Geld durch mannigfaltige Kanäle und zu verschiedenen Empfängern fliesst. Noch mehr gespendet haben, gemäss diesen Zahlen, die derzeitigen US-Emissäre in London, Kenia oder Kanada. Billiger zu haben war offenbar der Posten in Argentinien.

Unterschiedliche Leistungsausweise

Daneben gibt es politische Besetzungen, bei denen kein Geld fliesst: So ist etwa Julianne Smith, die US-Botschafterin bei der Nato in Brüssel, zwar überhaupt keine Profidiplomatin, aber eine ausgewiesene Sicherheitsexpertin und kennt die Nato bestens. Präsident Barack Obamas frühere UNO-Botschafterin, Samantha Power, engagierte sich stark auf ihrem diplomatischen Posten und identifizierte sich mit ihrer Aufgabe.

Donald Trumps Frau bei der UNO, Nikky Haley, besass als Ex-Gouverneurin von South Carolina zwar null aussenpolitische Erfahrung, erwies sich aber in New York als hervorragende Netzwerkerin. Ihre Nachfolgerin hingegen, Kelly Craft, war als Botschafterin bei den Vereinten Nationen ein Nonvaleur, hingegen hatte ihr milliardenschwerer Gatte, ein Kohleindustrieller, grosszügig seine Schatulle für Trumps Wahlkampf geöffnet.

Guter Draht ins Weisse Haus

Für das Gastland sind solche Stellenbesetzungen nicht notgedrungen schlecht. So bewiesen etwa die jüngsten US-Emissäre in Bern, die Demokraten Don Beyer und Suzi LeVine, der Republikaner Edward McMullen sowie der aktuelle Amtsinhaber Scott Miller ein reges Interesse an der Schweiz.

Und: Solche Leute haben als Grossspender oft einen guten Draht ins Weisse Haus. Überschätzen sollte man das trotzdem nicht: Selbst wer eine halbe oder eine Million spendet, gehört nicht zwingend zum engsten Kreis des US-Präsidenten.

Echo der Zeit, 06.02.2023, 18 Uhr

Meistgelesene Artikel