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Brasilien forciert Rodungen Abgeholzte Urwaldfläche steigt dramatisch

800 Quadratkilometer Amazonas-Regenwald sind 2020 bereits verschwunden. Auch das Coronavirus bedroht die Schutzgebiete.

Im Schatten der Covid-19-Pandemie ist die Abholzung in Amazonien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 50 Prozent gestiegen. Darauf deuten die vorläufigen Zahlen des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) für die ersten drei Monate dieses Jahres hin.

Die in diesem Zeitraum zusätzlich abgeholzte Waldfläche beträgt 800 Quadratkilometer und entspricht damit etwa der Fläche des Kantons Neuenburg. Die Zahl ist umso überraschender, als sie sich auf die Regenzeit bezieht. Denn in dieser Periode gehen die Abholzungen normalerweise zurück, wie Südamerika-Korrespondent Ulrich Achermann erklärt.

Die Fläche überrascht, denn in der Regenzeit gehen die Rodungen normalerweise zurück.
Autor: Ulrich Achermann

Präsident Jair Bolsonaro hat immer zu verstehen gegeben, er halte Amazonien für eine Art Zitrone, die man auspressen könne, beziehungsweise müsse, um die wirtschaftliche Entwicklung Brasiliens in Gang zu bringen. Entsprechend fordert er Holzfäller und Goldgräber auf, in den Urwald loszuziehen und mit der Arbeit zu beginnen. Dieser Umstand habe wohl wirklich zur Ausdehnung der Rodungen mitten in der Regenzeit geführt, so Achermann.

Gold, Diamanten, Strom

Die indigenen Schutzgebiete, die viel Platz für eine relativ kleine Zahl von Menschen bieten, sind Bolsonaro ein Dorn im Auge. Er brachte deshalb Anfang Jahr ein Gesetzesprojekt auf den Weg, um in diesen Indianerreservaten Gold und Diamanten schürfen und Strom erzeugen zu können.

2020 dürfte die Abholzung in Amazonien weiter steigen. Umweltschützer und Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Kontrollen der Behörden während der Corona-Krise nachgelassen haben,

Coronavirus bedroht Indigene zunehmend

Mit den Holzfällern und Goldschürfern kommt auch das Coronavirus bis in die abgelegenen Regionen der Urwaldgebiete. Die dort lebenden Indigenen sind besonders ungeschützt, denn sie haben noch weniger Abwehrkräfte als die Weissen. Das hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt bei den von Weissen eingeschleppten Krankheiten wie Masern und Malaria.

Beim Coronavirus ist es genauso. Es ist kein Zufall, dass es im Bundesstaat Amazonas bereits überbelegte Spitäler gibt. Unter den Infizierten und Toten sind auch indigene Menschen, wie Achermann berichtet.

SRF 4 News, 22.04.2020, 07:00 Uhr ; 

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