Woodward, der in den 70er-Jahren die Hintergründe des Watergate-Skandals aufdeckte, schreibt in seinem neuen Buch, Präsident Donald Trump habe schon Ende Januar von der Gefährlichkeit des Coronavirus gewusst, diese aber bewusst heruntergespielt. Der Journalist kann diese brisanten Aussagen mit Aufnahmen belegen: Das Coronavirus sei nicht nur hochansteckend, sondern auch viel gefährlicher als eine gewöhnliche Grippe, sagte der Präsident Anfang Februar in einem Telefongespräch mit Woodward.
«Das ist tödliches Zeug», sagte Trump wortwörtlich. Gefährlich sei das Virus nicht nur für ältere Menschen, sagte er dem Journalisten der «Washington Post». Trump wusste also spätestens Anfang Februar, dass der US-Bevölkerung Gefahr droht. In der Öffentlichkeit äusserte er sich bis Mitte März aber ganz anders: Das Risiko für das amerikanische Volk sehr tief und das Coronavirus werde bald «wie durch ein Wunder» wieder verschwinden.
Gegenüber dem Journalisten gab Trump im Februar unumwunden zu, dass er die Gefahr einer Pandemie bewusst herunterspiele: Dies, weil er keine Panik verursachen wolle, erklärte er bei dem Telefongespräch weiter.
Korrespondent Düggeli: «Die grosse Masse wird das nicht bewegen»
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Die USA schneiden in der Pandemie-Bekämpfung weit schlechter ab als vergleichbare Länder. So gesehen wären die neuen Enthüllungen brisant. Und die Vorstellung, ein ehrlich informierender und stärker aufgrund von Fakten handelnder Präsident hätte mehr Menschenleben schützen können, ist für viele aufwühlend.
Und trotzdem wird das die grosse Masse nicht bewegen. Denn die Trump-Präsidentschaft ist längst wie eine Aktie, bei der vieles eingepreist ist, die Meinungen gemacht sind, bevor das tatsächliche Ereignis eintritt oder – hier – ein neues Buch publiziert wird.
Doch auch der Autor und Star-Journalist Bob Woodward muss sich kritische Frage gefallen lassen. Warum er mit der Veröffentlichung so lange zugewartet hat. Ob ihn kommerzielle Anreize mehr angetrieben haben als frühzeitig einen so wichtigen Einblick in Trumps Denkweise zu gewähren. Denn letzteres hätte vor Monaten mehr bewirken können als heute.
Nachdem die Aussagen Trumps veröffentlicht wurden, widersprach seine Pressesprecherin Kaileigh McEnany dem Vorwurf, der Präsident habe das Volk angelogen. Bei grossen Herausforderungen sei es wichtig, dass der Präsident Ruhe und Zuversicht ausstrahle. Auch einige republikanische Kongressabgeordnete nahmen den Präsidenten umgehend in Schutz.
Biden entsetzt über Trumps Aussagen
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Donald Trumps Herausforderer im Rennen ums Weisse Haus, der Demokrat Joe Biden, warf dem Präsidenten ein «beinahe kriminelles» Verhalten in der Coronakrise vor. Der 77-Jährige sagte dem Sender CNN, Trumps Verhalten sei «abscheulich».
Während der Präsident um die wahre Gefahr durch das Virus gewusst habe, habe er selbst keine Maske aufgesetzt. «Es ist beinahe kriminell.» Biden sagte mit Blick auf Trumps Verhalten: «Es ging darum sicherzustellen, dass der Aktienmarkt nicht heruntergeht, dass seine reichen Freunde kein Geld verlieren.»
Belege dafür legte Biden nicht vor. Weiter sagte er, Trump habe vor dem Virus kapituliert. «Er hat überhaupt nichts getan.»
Bei einem Auftritt in Michigan kritisierte Biden, Trump habe das Volk über das Virus belogen, dadurch seien Menschen gestorben. «Er wusste, wie tödlich es ist und hat es gezielt heruntergespielt.» Biden will Trump bei der Wahl am 3. November bezwingen.
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