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Britisches Gesundheitswesen Arzt: 500 Todesfälle pro Woche aufgrund von Wartezeiten

Der Vizepräsident der Notfallmediziner spricht von 500 Todesfällen pro Woche aufgrund von Verzögerungen im Notfall.

Das englische Gesundheitswesen steckt in einer tiefen Krise – mit teils dramatischen Folgen für die Betroffenen. Lange Wartezeiten seien für hunderte Todesfälle verantwortlich. Das hat der Vizepräsident des Verbands der Notfallmediziner in Grossbritannien, Ian Higginson, in einem Gespräch mit der BBC bestätigt.

Die Notrufe nehmen zu, bei den Notfall-Diensten jedoch fehlt es an Zeit und Personal. Aufgrund der entstehenden Verzögerungen würden so bis zu 500 Menschen pro Woche sterben, sagt Higginson. Er warnte davor, die Schätzung als Übertreibung abzutun.

Seit Jahrzehnten zeige sich, dass lange Wartezeiten in Notaufnahmen «mit schlechten Ergebnissen für Patienten zusammenhängen», so Higginson. Der britische Verband der Notfallmediziner fordere, dass die Kapazitäten der Spitäler erhöht würden.

Das staatliche Gesundheitssystem ist am Anschlag

Die Krise des britischen Gesundheitssystems NHS, das hauptsächlich durch Steuergelder finanziert wird, ist ein Dauerthema in Grossbritannien. Im Winter wird die Situation meistens noch verschärft durch Erkältungskrankheiten und Streiks.

Krankenwagen sind vor einem Spital parkiert.
Legende: Kurz vor Weihnachten streikten in Grossbritannien Arbeitnehmende im Notfalldienst im Streit über eine höhere Bezahlung. (Bild vom 21. Dezember 2022) REUTERS/Henry Nicholls

In diesem Jahr gibt es überdurchschnittlich viele Influenza-Fälle, die im Spital behandelt werden müssen. Auch die Zahl der Corona-Patienten in Kliniken steigt derzeit wieder stark an. Oft bilden sich vor den Notaufnahmen lange Schlangen von Rettungswagen, weil die Patienten nicht nahtlos aufgenommen und versorgt werden können.

Brexit verschärfe Personalmangel

Nach dem Verband der Notfallmediziner sind die Wartezeiten in diesem Winter so lang wie noch nie. Alleine im November mussten laut NHS knapp 38'000 Menschen mehr als zwölf Stunden in der Notaufnahme ausharren, bevor sie auf eine entsprechende Station verlegt wurden – dreieinhalbmal so viele wie noch im Vorjahr.

Streik in Spitälern vor Weihnachten

Box aufklappen Box zuklappen

Kurz vor Weihnachten legten an mehreren Tagen zehntausende Pflegekräfte und Beschäftigte des NHS in Kliniken die Arbeit nieder. Sie forderten höhere Löhne. Es war das erste Mal, dass der Verband der Notfallmediziner in Grossbritannien in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte seine Mitglieder zum Streik aufgerufen hat. Aktuelle Nachbesserungen bei den Löhnen lehnte der konservative Regierungschef Rishi Sunak allerdings ab. Dafür gebe es im bis Anfang April keinen Spielraum, sagte Sunak der Zeitung «Daily Mail». Er deutete aber mehr Entgegenkommen im nächsten Jahr an.

Grund für die Schwierigkeiten ist neben der Unterfinanzierung auch der Personalmangel, der unter anderem durch den Brexit noch verschärft wurde. Nach Angaben der NHS gibt es im britischen Gesundheitswesen 133'000 offene Stellen.

SRF 4 News, 3.1.2023, 00:00 Uhr ; 

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