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Brückeneinsturz in Genua Kaum mehr Hoffnung auf Überlebende

  • Die politischen Diskussionen und Versprechungen überschlagen sich nach dem Brücken-Einsturz in Genua.
  • Die Regierung in Rom nimmt den Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia unter die Lupe.
  • An der Unglücksstelle waren in der Nacht noch Hunderte Rettungskräfte im Einsatz.

Eingestürzte Brücke in Genua
Legende: Rom macht Autostrade per l'Italia für das Unglück verantwortlich. Der Vorwurf: Mangelhafte Wartungsarbeiten. Keystone

Der Autobahnbetreiber hat nun 15 Tage Zeit, um nachzuweisen, dass es alle vertraglichen Verpflichtungen bezüglich der ordnungsgemässen Funktion der Brücke und der Vermeidung von Unfällen erfüllt habe, erklärte das Verkehrsministerium. Es richtete eine Kommission ein, die technische Überprüfungen und Analysen an der eingestürzten Brücke durchführen soll.

Die Ergebnisse der Arbeit sollen laut einer Mitteilung des Ministeriums dazu dienen, über eine mögliche Entziehung der Lizenz für den privaten Autobahnbetreiber zu entscheiden.

Eine Mammutaufgabe für die neue Regierung

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Die Katastrophe von Genua ist nach Auffassung vieler Beobachter ein Kollaps, an dem sich mehr entscheiden dürfte, als nur die Zukunft einer Brücke. Hunderte Familien sind obdachlos, sie können wohl nie wieder in ihre Häuser unter dem Unglücks-Viadukt zurück. Es drohen schwerwiegende wirtschaftliche Auswirkungen, die über die Region ausstrahlen könnten. Die Überführung verband den Osten mit dem Westen der Stadt, er war Teil der Zufahrtsstrasse zum Hafen, dem bedeutendsten in ganz Italien.

Der Einsturz der Brücke entzweit die Stadt nicht nur, er isoliert sie auch. «Die Morandi-Brücke, die nicht mehr da ist, trägt ein gutes Stück der ligurischen Wirtschaft fort. Und der italienischen», schreibt die Zeitung «La Repubblica». Es ist eine Mammutaufgabe, die die Regierung aus der rechten Lega und der als Protestbewegung geborenen Fünf-Sterne-Partei nun anpacken muss.

Forderung nach unverzüglichem Wiederaufbau

Sollten die Auskünfte als unzureichend eingestuft werden, wäre dies ein Bruch der Konzessionsbedingungen. Die Muttergesellschaft Atlantia wurde aufgefordert, sofort den Wiederaufbau der Brücke auf eigene Kosten anzugehen. Auch für den Wiederaufbau der unter der Brücke zerstörten Gebäude müsse Atlantia aufkommen.

Der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Edoardo Rixi, und Regionalpräsident Giovanni Toti kündigten am Donnerstag an, dass im kommenden Jahr ein neuer Viadukt anstelle des zusammengebrochenen stehen solle.

Jetzt ermittelt auch Paris

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Der Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua beschäftigt nun auch die französische Justiz. Die Staatsanwaltschaft in Paris leitete eine Untersuchung wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung ein, wie die Behörde auf Anfrage bestätigte. Grund ist, dass auch Franzosen unter den Opfern sind - in solchen Fällen im Ausland ist es üblich, dass sich französische Ermittler einschalten. Nach Angaben des Pariser Aussenministeriums starben bei dem Unglück vier Franzosen. Bei dem Unglück sei auch ein Kolumbianer zu Tode gekommen, teilte das Aussenministerium in Bogotá mit. Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Todesopfer um einen 30-Jährigen, der als Vorstandsmitglied einer Jugendmannschaft von Inter Mailand tätig war.

Atlantia wird von der Familie Benetton kontrolliert. Das Unternehmen besitzt 88 Prozent am grössten Betreiber mautpflichtiger Strassen in Italien.

Nächtliche Sucharbeiten erfolglos

An der Unglücksstelle waren auch in der Nacht noch Hunderte Rettungskräfte im Einsatz, um nach Vermissten zu suchen. «Es könnte noch 10 bis 20 vermisste Personen geben», erklärte der leitende Staatsanwalt Francesco Cozzi. Die Chancen, Überlebende zu finden, sind fast drei Tage nach der Tragödie aber schwindend gering.

Die vorläufige Opferbilanz: Mindestens 38 Tote. Unter den Opfern sind auch drei Minderjährige im Alter von 8, 12 und 13 Jahren. 15 Menschen sind der Präfektur zufolge verletzt, neun von ihnen befinden sich noch immer in einem kritischen Zustand.

Am Samstag um 11.30 Uhr soll ein Staatsbegräbnis für die Opfer stattfinden.

Aus Sicherheitsgründen waren insgesamt 13 Wohnhäuser evakuiert worden. 558 Menschen verloren der Präfektur zufolge ihr Zuhause. 117 seien in Hotels oder bei Privatleuten untergebracht.

Einsturz einer vielbefahrenen Brücke

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Während eines Unwetters war am Dienstag ein Abschnitt des viel befahrenen Polcevera-Viadukts eingestürzt. Zahlreiche Fahrzeuge wurden in die Tiefe gerissen. Die Angaben zur Länge des eingebrochenen Stücks variierten zwischen 100 und 250 Metern. Am Donnerstag verlautete aus verlässlicher Quelle, dass es sich um eine Länge von rund 180 Metern handelte.

Sicherheitsauflagen der EU

Die EU-Kommission wie abermals Aussagen des italienischen Innenministers Matteo Salvini zurück, wonach Brüsseler Sparvorgaben für die marode Infrastruktur des Landes mitverantwortlich sein könnten. EU-Staaten könnten politische Prioritäten im Rahmen der geltenden Haushaltsregeln selbst festlegen, so ein Sprecher. Die Morandi-Brücke sei Teil eines europäischen Fernstrassennetzes und unterliege deshalb besonderen Prüf- und Sicherheitsauflagen der EU. Verantwortlich für die Umsetzung seien die italienischen Behörden.

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