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Kein Geld ohne Gegenleistung beim «Reddito di Cittadinanza»
Aus Echo der Zeit vom 27.09.2019. Bild: SRF. Franco Battel.
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Bürgergeld in Italien Unterstützt wird nur, wer sich um Arbeit bemüht

Die Arbeitsämter Roms befinden sich nicht im und auch nicht nahe am Stadtzentrum, sondern weit draussen am Stadtrand, wo die Arbeitslosigkeit und zum Teil auch die Verwahrlosung gross sind.

Im Arbeitsamt Cinecittà sitzen etwa 50 vor allem jüngere Männer unter kühlem Neonlicht. Sie warten auf ihren Termin bei einem der Arbeitsvermittler. «Ich suche eine anständig bezahlte Arbeit, am besten im Büro», sagt ein etwa 25-Jähriger im schwarzen Trainingsanzug. Bisher aber habe er nichts gefunden.

Sein Kollege sucht eine feste Stelle, bisher arbeite er nur auf Abruf in Bars oder Pizzerien. Sein Monatslohn beträgt 500 bis maximal 600 Euro. Auch ein Afrikaner, der als Migrant nach Italien kam, sagt, als Tellerwäscher und Küchenhilfe verdiene er nicht genug zum Leben.

Zustupf für schlecht Bezahlte und Arbeitslose

Leute, die arbeiten, aber nicht davon leben können, und vor allem Arbeitslose haben Anrecht auf den Reddito di Cittadinanza. Er beträgt maximal 780 Euro pro Person und Monat. Wer verdient, zum Beispiel 500 Euro mit Gelegenheitsjobs, erhält nur die Differenz, also 280 Euro. Als Gegenleistung müssen sich die Empfänger schriftlich dazu verpflichten, sich weiterzubilden und aktiv Arbeit zu suchen.

Loredana Fossaceca ist eine der 3’000 Arbeitsvermittlerinnen, die der italienische Staat eben erst eingestellt hat. Sie sollen sicherstellen, dass die Empfänger des Reddito auch wirklich Arbeit suchen: «Wir müssen schauen, dass etwas geht», fasst Fossaceca ihren Auftrag zusammen.

Sie erklärt jenen, die zu ihr kommen, dass eine Arbeit im Büro derzeit kaum zu finden sei, dass es aber andere Arbeit gebe, zum Beispiel ältere Menschen betreuen und pflegen. Sehr gross sei die Nachfrage nach Leuten, die Familien helfen würden, Betagte oder Kranke zu pflegen. Auch im Service, in Bars, Pizzerien oder Restaurants gebe es offene Stellen.

Mindestens die dritte vorgeschlagene Stelle müssten die Bezügerinnen und Bezüger dann auch annehmen. Sonst verfalle ihr Anspruch auf die Unterstützung.

Es braucht Beziehungen

Damit werde in Italien erstmals die finanzielle Unterstützung für Bedürftige an eine Gegenleistung geknüpft. Bisher seien die Arbeitsämter vor allem bürokratische Strukturen gewesen, sie hätten zwar Arbeitslose erfasst, ihnen aber nicht geholfen. Aus diesem Grund hätten Arbeitgeber ihre offenen Stellen bisher auch nur selten den Arbeitsämtern weitergemeldet.

In Italien sei es noch immer gang und gäbe, offene Stellen nicht über eine Ausschreibung, sondern über persönliche Kontakte, also durch Beziehungen, zu besetzen. Hier wollen die Arbeitsämter ansetzen. Sie hoffen, durch effiziente Vermittlungsarbeit in Zukunft der Ansprechpartner für Arbeitssuchende und Arbeitgeber zu werden.

Auch für die Arbeitsvermittlerin ist es eine Chance

Fossaceca hat Wirtschaft studiert, aber bisher nie als Arbeitsvermittlerin gearbeitet. Sie sagt: «Meine Aufgabe ist schwierig, aber lösbar». Da die Arbeitsämter bisher rein gar nichts unternommen hätten, sei es einfach, es besser zu machen.

Einzig das Computersystem, das den Vermittlern die offenen Stellen anzeigen soll, funktioniere derzeit noch nicht. «Siamo vicini», bald werde das System funktionieren, meint die frischgebackene Arbeitsvermittlerin voller Zuversicht.

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