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Buschbrände in Australien «Ein Funke reicht, und die Natur explodiert buchstäblich»

Es ist heiss und trocken, der Wind entfacht die Buschbrände in Australien wieder und wieder. Unterdessen bedrohen sie auch Melbourne. SRF-Mitarbeiter Urs Wälterlin stellt fest, dass langsam ein Umdenken einsetzt bei den Australiern – auch wenn die Klimaskeptiker weiter ihre Propaganda verbreiten.

Urs Wälterlin

Mitarbeiter Australien/Ozeanien

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Der gebürtige Prattler Urs Wälterlin lebt seit 1992 in der Nähe der australischen Hauptstadt Canberra. Er berichtet für SRF über Australien, Neuseeland und Ozeanien.

SRF News: Warum bekommen die Feuerwehren die Situation nicht in den Griff?

Urs Wälterlin: Es gibt mehrere Gründe dafür. Zum einen übersteigt die Zahl der Brände zunehmend die Kapazitäten der Feuerwehren vor Ort. Es gibt schlichtweg zu wenige Einsatzkräfte. Und die, die es gibt, sind teils seit Wochen und gar Monaten im Dauereinsatz. Viele sind am Rande der Erschöpfung.

Ich glaube, dass diese Brände in der Bevölkerung allmählich zum Bewusstsein führen, dass an dieser Sache mit dem Klimawandel doch etwas dran ist.

Man darf nicht vergessen, dass es sich bei den meisten dieser Feuerwehrleute um freiwillige, berufstätige Menschen handelt. Zum anderen ist die Intensität der Brände zu nennen. So etwas habe man in Australien noch nie erlebt, sagen immer mehr Leute vor Ort.

Karte der bedrohten Gebiete
Legende: Entspannung ist auch in den nächsten Tagen nicht in Sicht. In der Region von Victoria herrschten zuletzt Temperaturen von über 40 Grad. Unterdessen sind fünf Bundesstaaten von den Feuern betroffen. SRF

Buschbrände kommen in Australien während der Sommermonate ja regelmässig vor. Ist die aktuelle Lage dennoch aussergewöhnlich?

Feuer gehören in Australien tatsächlich zum natürlichen Lauf der Dinge. Einige Pflanzen können sich gar nur vermehren, wenn ihre Samenkapseln vorher durch Hitze – also durch Feuer – aufgesprengt werden. Diese Sommersaison ist aber anders. Jahre reduzierter Niederschläge haben dazu geführt, dass die Natur wesentlich stärker ausgetrocknet ist als zu früheren Zeiten. Alles ist trocken wie Zunder. Es braucht nur einen Funken, und die Natur explodiert buchstäblich.

Was lösen die Brände politisch aus, steigt der Druck auf die Regierung?

Ich glaube, dass diese Brände in der Bevölkerung allmählich zum Bewusstsein führen, dass an dieser Sache mit dem Klimawandel doch etwas dran ist. Man darf nicht vergessen, dass in der Regierung und in weiten Teilen der Medien die Klimaskeptiker weiter dominieren. Immer noch streiten diese Leute ab, dass die Brände irgendetwas mit der Erderwärmung zu tun haben. Die Wissenschaftler können nichts weiter tun, als zu sagen, dass der Zusammenhang zwischen den Bränden und der Erderwärmung klar erwiesen ist.

Wie relevant ist die Klimabewegung in Australien?

Bis vor kurzem war sie eine Randbewegung. In kaum einem anderen Land ist die Klimapolitik so polarisierend wie in Australien. Dazu kommt, dass der Grossteil der Australierinnen und Australier politisch nicht sonderlich interessiert oder zumindest naiv ist. Man glaubt, was in der Zeitung steht – auch dem Boulevard, der am meisten gelesen wird.

Inwiefern die Menschen angesichts der Brände der Propaganda der Klimaskeptiker glauben, wird sich zeigen. Jetzt, wo das Feuer quasi im Vorgarten wütet.

Und dort steht nun einmal, dass der menschengemachte Klimawandel schlicht eine Lüge sei. Zudem hat die Kohleindustrie grossen Einfluss auf die politische Debatte. Mit der Industrie sind natürlich auch viele Arbeitsplätze verbunden. Inwiefern die Menschen nun angesichts der Brände dieser Propaganda glauben, wird sich zeigen. Jetzt, wo das Feuer quasi im Vorgarten wütet.

An Silvester soll in Sydney trotz der Brände ein Feuerwerk stattfinden. Wie kommt das an?

Es ist ein gigantisches Spektakel geplant, das in die ganze Welt übertragen wird. Eine Milliarde Menschen werden es live verfolgen. Aber es gibt doch eine laute Opposition. Eine von über 270'000 Leuten unterzeichnete Petition forderte, das Feuerwerk abzusagen. Es sei eine Frage des Respekts vor den Geschädigten der Brände. Die Petition blieb aber erfolglos, die Stadtverwaltung der Hauptstadt des Bundesstaates New South Wales hatte sich darüber hinweggesetzt. Das Feuerwerk bringt schlicht zu viel Geld ein.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

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