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Corona-Not in Portugal Schweiz bietet Portugal Hilfe an: Das müssen Sie wissen

Portugal galt lange als Vorzeigeland in der Corona-Pandemie. Nun ist aus dem einstigen Vorbild ein tragisches Beispiel geworden. Gemessen an der Bevölkerungszahl hat weltweit kaum ein anderes Land mehr Neuinfektionen und Todesfälle zu verzeichnen. Portugal mit seinen rund zehn Millionen Einwohnern hat über 13'000 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 registriert – fast die Hälfte davon im Januar. Die Regierung hat internationale Hilfe angefordert.

Wird auch die Schweiz Portugal in der Krise helfen?

Angesichts der schwierigen epidemiologischen Lage in Portugal hat nun auch die Schweiz Portugal Unterstützung angeboten. Das bestätigte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag gegenüber SRF. Die Schweiz stehe derzeit mit den portugiesischen Behörden in Kontakt, um zu klären, ob und wie die Schweiz Unterstützung leisten kann.

Wie unterstützen andere Länder Portugal?

Deutschland war das erste Land, das Portugal Hilfe zukommen liess. Ein Transportflugzeug der Bundeswehr brachte am Mittwoch 8 Ärzte und 18 Pflegekräfte nach Lissabon. Zudem wurden 50 Beatmungsgeräte, 150 Infusionsgeräte und 150 Krankenbetten geliefert. Das deutsche Helfer-Team soll zunächst für drei Wochen in einem Spital in Lissabon arbeiten.

Deutsche Ärzte kommen auf dem Flughafen Portugal an und werden abgeholt.
Legende: Deutschland schickte 8 Ärzte, 18 Pflegekräfte und medizinische Ressourcen nach Portugal. Reuters

Luxemburg, Spanien und Österreich haben ebenfalls Unterstützung angeboten. Neben fünf portugiesischen Covid-19-Patienten, die eine intensivmedizinische Betreuung benötigen, will Österreich weitere fünf Patienten mit schweren Erkrankungen, beziehungsweise bevorstehenden Operationen aufnehmen, teilte das Kanzleramt am Freitag mit. Er stehe in Kontakt mit Premierminister Antonio Costa, schrieb Bundeskanzler Sebastian Kurz auf Twitter.

Wieso steigen die Fallzahlen in Portugal derzeit so stark?

Für den Anstieg werden die Lockerungen zu Weihnachten verantwortlich gemacht. Portugal wollte über die Festtage zur Normalität zurückkehren und hob die Restriktionen abrupt auf. Zudem ist das Land stark von der ansteckenderen britischen Virusvariante betroffen. Anders als andere Staaten liess Portugal britische Touristen über die Festtage weiterhin einreisen und reagierte bei der Verschärfung der Massnahmen zögerlich.

Das Gesundheitssystem befand sich bereits vor Corona in einer prekären Lage, es fehlt an Personal und Intensivbetten. In kaum einem anderen EU-Land gibt es pro 100'000 Einwohner so wenige Betten auf den Intensivstationen. Während in Portugal pro 100'000 Einwohner rund vier Intensivbetten zur Verfügung stehen, sind es in der Schweiz knapp zwölf.

Welche Auswirkungen haben die hohen Fallzahlen auf das Land?

Das portugiesische Gesundheitssystem ist völlig überlastet. Viele Spitäler halten dem Patienten-Andrang kaum noch Stand. Vor Kliniken bilden sich lange Schlangen von Rettungswagen. Kranke müssen stundenlang auf ihre Einlieferung warten, weil keine Betten mehr frei sind. Einige Einrichtungen haben nicht mehr genug Kühlräume für die Todesopfer.

Vor einem Spital warten Krankenwagen in einer langen Reihe.
Legende: Vor dem Santa Maria Hospital in Lissabon bilden sich lange Schlangen mit Krankenwagen, die Patienten bringen. Keystone

Was tut Portugal, um den Kollaps des Gesundheitssystems zu verhindern?

Das Land hat Notkrankenhäuser geschaffen und fliegt Patienten auf inländische Inseln aus. Seit Mitte Januar gilt erneut ein harter Shutdown, Schulen und Läden sind geschlossen. Wegen der Virusvarianten dürfen keine Flugzeuge aus Grossbritannien und Brasilien mehr landen.

Die Landesgrenzen sind weitgehend geschlossen, die Ein- und Ausreise ist ohne triftigen Grund untersagt. An der Landgrenze zu Spanien wurden – wie bereits im Frühjahr 2020 – erneut Kontrollen eingeführt.

SRF 4 News, 01.02.2021, 09:00 Uhr

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