Rick Woldenberg führt ein Familienunternehmen, wie es im Buche steht: Seine Eltern haben es gegründet, er selbst leitet es seit bald dreissig Jahren, seine Frau und seine drei erwachsenen Kinder arbeiten ebenfalls dafür. Auch die Produkte, die die Woldenbergs herstellen und verkaufen, richten sich an Familien: Spielsachen, Bücher und Lernmaterialien wie etwa «Cooper», ein Roboter, mit dem Kinder das Coden üben können. Fünfhundert Arbeitsplätze wurden so geschaffen. Eine Erfolgsgeschichte, wie man sie in den USA gerne hört.
Doch wenn sich nichts ändere, könnte sie bald zu Ende erzählt sein. «Die Zölle, die Donald Trump erlassen hat, bedrohen unsere Existenz», sagt Woldenberg im Gespräch mit SRF-Club-Moderator Peter Düggeli in seiner Lagerhalle im Bundesstaat Illinois. «Es ist, als würden wir einen grossen Teil unserer Einnahmen einfach verbrennen.»
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Bild 1 von 3. Rick Woldenberg ist CEO von Learning Resources. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Nam Y. Huh.
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Bild 2 von 3. Ein Lagerhaus der Firma in Vernon Hills, Illinois. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Nam Y. Huh.
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Bild 3 von 3. Das Unternehmen produziert Lernspielzeuge für Kinder. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Nam Y. Huh.
In den 80er- und 90er-Jahren, als Woldenbergs Eltern das Unternehmen ausbauten, begannen sie, ihre Waren in China zu produzieren. Über lange Zeit habe sich dies bewährt.
Doch dann habe die Zollpolitik der Trump-Regierung alles verändert. Zeitweise lagen die US-Zölle für chinesische Importe bei 145 Prozent. Im Mai einigten sich die beiden Regierungen auf eine 90-tägige Reduktion auf 30 Prozent. Wie es weitergeht, ist unklar. Am 10. Oktober kündigte Trump an, die Zölle für China ab dem 1. November um 100 Prozent zu erhöhen.
Was er als Unternehmer brauche, seien Sicherheit und Stabilität, sagt Rick Woldenberg. Er müsse vorausschauend handeln können: «Mit dieser Regierung kannst du nur die nächsten 24 Stunden planen.» Die Produktion in die USA zu verlegen, sei keine Option. «Das, was wir verkaufen, wurde auch früher nicht hier produziert. Es gibt gar niemanden, der dazu in der Lage wäre.»
Erster Sieg vor Gericht
Doch der 65-Jährige will nicht aufgeben: «Wenn ich unser Unternehmen nicht rette, tut es keiner.» Darum gehört er zu den wenigen, die sich trauen, juristisch gegen die Regierung vorzugehen. Bereits Ende April reichte er in Washington D.C. Klage ein – und erzielte einen ersten Erfolg.
Im Mai verkündete der zuständige Richter, dass der US-Präsident durch seinen Alleingang seine Kompetenzen überschritten habe. Bei derart einschneidenden Zollbestimmungen sehe die Verfassung die Zustimmung des Kongresses vor.
Bald entscheidet der Supreme Court
Woldenbergs Fall wurde mit einer Reihe ähnlicher Klagen zusammengefasst. Als Nächstes wird das Oberste Gericht darüber urteilen. Die Anhörung ist auf den 5. November angesetzt. Sollte es zum selben Schluss kommen wie das Bezirksgericht, könnte das globale Konsequenzen haben – und potenziell auch Schweizer Unternehmen entlasten.
Selbst vom Präsidenten lässt Woldenberg sich nicht einschüchtern: Trump bezeichnet die Kläger als «Staatsfeinde» und hat angekündigt, an dem Tag im Gerichtssaal erscheinen zu wollen.
«Diese Klage ist nicht politisch motiviert», betont Woldenberg. Er fühle sich weder der demokratischen noch der republikanischen Partei zugehörig. «Aber gegen das, was hier in den USA gerade passiert, müssen wir uns wehren.»