Das ist passiert: In Madagaskar ist nach Angaben des Präsidialamtes ein Putschversuch im Gange. Eine Eliteeinheit des Militärs habe sich den seit Wochen andauernden Jugendprotesten unter dem Namen «Gen Z» angeschlossen, teilte das Büro von Präsident Andry Rajoelina am Sonntag in der Hauptstadt Antananarivo mit. Es warf den Soldaten einen «versuchten illegalen und gewaltsamen Machtwechsel» vor. Mit dem Kampf gegen Korruption und Eliten sind die Protestierenden in Madagaskar nicht alleine.
Vorgeschichte: Seit Ende September demonstrieren im Inselstaat Madagaskar Zehntausende junge Menschen. Sie fordern den Rücktritt des Präsidenten Rajoelina. Bei den Protesten kam es zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Protestierenden und Polizei sowie zu Plünderungen. Nach UNO-Angaben wurden über ein Dutzend Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. Nach wochenlangen Protesten haben sich nun auch wichtige Teile des Militärs und der Polizei auf die Seite der jungen Demonstrierenden gestellt.
Rolle der Gen Z: Perspektivlosigkeit betrifft junge Menschen stärker als ältere. Dazu komme die Demografie Madagaskars, meint Stephan Ueberbach, ARD-Korrespondent in Südafrika. «Madagaskar hat, wie viele andere afrikanische Länder auch, eine sehr junge Gesellschaft.» Und: «Diese jungen Leute wollen für sich ein besseres Leben. Sie wollen Zukunftsperspektiven, aber fühlen sich von der Politik nicht mehr vertreten.» Zudem spielen laut Ueberbach auch die sozialen Medien eine wichtige Rolle. Darüber können sich die jungen Menschen vernetzen und die Proteste organisieren.
Gen Z will eine gute Zukunft – und demonstriert dafür
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Bild 1 von 5. Das Symbol der Gen-Z-Proteste mit madagassischem Twist: Die Flagge aus dem Manga «One Piece» hat sich zum Symbol der Gen-Z-Protestbewegung entwickelt. In der Serie geht es um einen Piratenkönig, der für Freiheit und Gerechtigkeit kämpft. Bildquelle: Reuters / Zo Andrianjafy.
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Bild 2 von 5. In den Philippinen gab es Proteste im ganzen Land, nachdem massive Korruption bei milliardenschweren Hochwasserschutzprojekten aufgedeckt worden war, in die Beamte, Ingenieure, Unternehmer und Politiker verwickelt waren. Auch hier findet sich das «One Piece»-Symbol. Bildquelle: Getty Images / Ezra Acayan.
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Bild 3 von 5. In Peru äusserte das Jugendkollektiv «Generation Z» Unzufriedenheit über eine umstrittene Rentenreform, Korruptionsskandale, wirtschaftliche Unsicherheit und steigende Kriminalität unter der Regierung von Dina Boluarte. Bildquelle: Reuters / Sebastian Castaneda.
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Bild 4 von 5. In Nepal demonstrierten junge Menschen nach einem Verbot verschiedener Social-Media-Plattformen. Die Proteste eskalierten bis zum Rücktritt des Präsidenten. Bildquelle: Reuters / Navesh Chitrakar.
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Bild 5 von 5. Nach dem Ausbruch der Proteste in Madagaskar kündigte der Präsident einen nationalen Dialog an, an dem Geistliche, Studierende und Jugendvertreter teilnehmen sollen. Bildquelle: Reuters / Zo Andrianjafy.
Präsident Madagaskars: Andry Rajoelina wurde vor zwei Jahren wiedergewählt. Laut Korrespondent Ueberbach war diese Wahl jedoch «nicht ganz unumstritten». Die Opposition habe damals zum Boykott aufgerufen. Ursprünglich kam der Präsident 2009 ebenfalls mit einem militärischen Putsch an die Macht. Mithelferin damals war die militärische Organisation Capsat, die sich nun den Demonstrierenden angeschlossen hat. Der Präsident ist mittlerweile nicht mehr im Land. Er wurde bereits am Sonntag von einer französischen Militärmaschine ausgeflogen, wie der französische Radiosender RFI berichtete. Demnach gab es eine entsprechende Vereinbarung mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. Rajoelina hatte 2014 die französische Staatsbürgerschaft erhalten.
Tiefgehende Probleme in Madagaskar: Der Grund für die Proteste in Madagaskar und den damit einhergehenden Putschversuch sind vor allem die anhaltenden Strom- und Wasserausfälle. «Das ist für die Demonstranten das Symbol dafür gewesen, dass die Regierung auf ganzer Linie versagt und es eben nicht schafft, die Menschen mit wichtigen öffentlichen Dienstleistungen zu versorgen», erklärt Ueberbach. Es gab jedoch schon zuvor Missstände im Land, welche zum Unmut der Bevölkerung beigetragen haben. Das Land ist von Korruption, einer schlechten wirtschaftlichen Lage und der daraus resultierenden Armut geplagt. Nach Angaben der Weltbank leben drei Viertel der Menschen in Armut. Daraus ergibt sich eine Ungleichheit und Perspektivlosigkeit in der Bevölkerung.